Grüner Wasserstoff: Kärnten startet ein europaweit führendes Projekt

Österreichs südlichstes Bundesland Kärnten ist mit dem Projekt „H2 Carinthia“ bei der Aufbereitung von Wasserstoff für den Verkehr federführend. Ziel ist es, den Einsatz von grünem Wasserstoff bis 2030 von derzeit 5.400 Tonnen pro Jahr zu vervierfachen und den CO2-Ausstoß so um 150.000 Tonnen zu reduzieren.

Ab Dezember 2022 starten die ersten fünf Wasser­stoffbusse in Kärnten in den Linienbetrieb. Über das große Potenzial dieses Projektes sind sich die Projektpartner Infineon Technologies Austria, ÖBB-Postbus, OMV, Linde, die renommierte Wasserstoff-Forschungsgesellschaft HyCentA sowie das Land Kärnten schon seit dem Beginn ihrer Zusammenarbeit einig: Der Süden Österreichs nimmt damit eine europaweit führende Rolle in der intelligenten Kreislaufwirtschaft ein. Diese zeigt, wie neue Technologien die Nachhaltigkeit in Industrie, im Verkehr und Energiewirtschaft ausbauen und das Klima schützen können. Zusätzlich wird durch regionale Lösungen auch die Versorgungssicherheit erhöht.

Abb.: Land Kärnten, Büro LR Schuschnig

Kärnten wird zur Vorzeigeregion
Die Busse sind bereits bestellt; seit November finden die ersten Testfahrten statt. Im Rahmen des Projekts “H2 Carinthia” werden diese zukünftig mit regional und nachhaltig hergestelltem, „grünem“ Wasserstoff betankt, der „recycelt“ wird. Nach seiner industriellen Nutzung als Träger- und Prozessgas in der Halbleiterfertigung bei Infineon Technologies Villach wird der Wasserstoff durch ein innovatives Verfahren gereinigt und für den Antrieb öffentlicher Busse wiederverwertet. Diese haben mit einer Tankfüllung ganzjährig eine Reichweite von knapp 400 Kilometern, können bis zu 74 Personen befördern und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Die regionale Produktion von „grünem“ Wasserstoff bei Infineon startet voraussichtlich im ersten Quartal 2023. Im Vollausbau werden 800 Kilogramm Wasserstoff produziert.

„Mit der Realisierung der Wasserstoffanlage setzen wir einen für unsere Chipfertigung und unsere Nachhaltigkeitsziele strategisch wichtigen Meilenstein um. Die Wiederverwertung unseres in der Produktion eingesetzten grünen Wasserstoffs im öffentlichen Nahverkehr ist im Sinne nachhaltiger Kreislaufwirtschaft eine einzigartige Lösung. Dieses Pilotprojekt dient auch als Vorzeigemodell für andere Industriebetriebe, die von den gewonnenen Erfahrungen profitieren können“, so Thomas Reisinger, Vorstand für Operations bei Infineon Technologies Austria.

Die Repräsentant*innen der Kooperationspartner*innen (v.l.n.r.): Günther Albel, Bürgermeister der Stadt Villach; Anna Mejer, General Managerin bei Solaris; Thomas Reisinger, Vorstand für Operations Infineon Technologies Austria AG; Andreas X. Müller, Geschäftsführer Linde Gas GmbH; Landesrat Martin Gruber, Alexander Trattner, Geschäftsführer und Forschungsleiter der HyCentA Research GmbH an der TU Graz; Silvia Kaupa-Götzl, Vorständin von Österreichische Postbus AG; und Sorin Ivano-vici, Projektverant­wortlicher bei OMV (Foto: Wiesuell)

Bei den fünf Wasserstoffbussen soll es mittelfristig freilich nicht bleiben; bereits 2023 sollen weitere folgen. Durch den recycelten, aufgereinigten Wasserstoff aus dem Industrieprozess bei Infineon stehen in der ersten Phase des Projekts ab 2023 bis zu 337 Kilogramm recycelter Wasserstoff täglich zur Verfügung. Damit können rund 4.200 Buskilometer pro Tag gefahren werden. Bis zu 17 Busse können so ab 2023 im Raum Villach klimaneutral betrieben werden. Das entspricht rund 1,4 Millionen klimaneutraler Kilometer im Jahr.

Grüne Pionierleistung
In Kärnten sind auf Nachhaltigkeit und grünen Technologien basierende Entwicklungen keine vorübergehenden Trends, sondern solide Realität. Entscheidend dafür sind die vielen innovativen und erfolgreichen Unternehmen, die in der Region im Bereich der erneuerbaren und nachhaltigen Energien tätig sind, und eine attraktive Forschungslandschaft. Damit gibt es für Unternehmen – vor allem auch jene, die sich neu ansiedeln –, interessierte Standorterweiterer, Forscher und Entwickler ein hervorragend funktionierendes Netzwerk, welches den Know-how-Transfer zwischen den Akteuren erleichtert und Potenzial für neue Partnerschaften birgt.

Mehr Informationen zum Wirtschafts-, Forschungs- und Bildungsstandort Kärnten: www.carinthia.com

Überblick über die Forschungsschwerpunkte und -einrichtungen in Kärnten

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2022, Seite 22 -Entgeltliche Einschaltung-, Abb.: Land Kärnten, Büro LR Schuschnig)