Herbsttagung des BIR in Dubai: Mehr Kunststoffrecycling im Mittleren Osten

Während die Kunststoffrecycler in Europa unter hohen Energiepreisen, mangelnder Nachfrage nach Rohmaterialien, Arbeitskräftemangel und Inflation leiden, steigen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) die Recyclingkapazitäten.

Allein die Energiekosten bringen die europäischen Unternehmen in Bedrängnis, schilderte Henk Alssema (Vita Plastics, Niederlande), Vorsitzender des Kunststoffkomitees im Bureau of International Recycling (BIR), die Situation im Oktober. Den Angaben zufolge machen die Ausgaben für Energie normalerweise 15 bis 20 Prozent der Produktionskosten im Kunststoffrecycling aus. Mittlerweile seien sie in die Nähe von 70 Prozent gesprungen. „Dies ist ein großes Problem“, zitierte ihn der Weltrecyclingverband. Recyclingunternehmen schalteten Anlagen ab, und die Lagerbestände an Material seien riesig.

Dagegen wird in naher Zukunft das Kunststoffrecycling im Mittleren Osten kräftig ausgebaut, erfuhren die Anwesenden von Gastredner Bashar Ehsan Gadawala (Ala Group, VAE). Seinem Bericht zufolge entwickeln die Vereinigten Arabischen Emirate einen Aktionsplan für das Kunststoff-Management und -Recycling, wobei sich das Land am Lebenszyklus-Ansatz von EU und OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) orientiert. Neue Verpflichtungen umfassten den verstärkten Einsatz von rezyklierten und biobasierten Kunststoffen, die reduzierte Verwendung von Kunststoffen, ein besseres Design wie auch neue Investitionen in Infrastruktur. Ein Beispiel sei die im September gestartete globale digitale Handelsplattform für Recyclingkunststoffe „Rebound Plastic Exchange“ in Abu Dhabi, die den Handel mit diesen Materialien (fünf Millionen Tonnen bis 2025) erleichtern soll. Laut Gadawala zögern die Produzenten noch, Recyclingware einzusetzen, aber die Regierungen in der Region wollen ihre Unternehmen aufklären. Hersteller und Nutzer wüssten, dass sie strengere Vorschriften und den Druck von den Kunden riskieren, wenn die Anliegen nicht berücksichtigt würden, erläuterte der Gastredner. Seine Beobachtungen bekräftigte auch Mahmoud Al Sharif (Sharif Metals Group DMCC, VAE). Die Regierungen investierten eine Menge in neue Kunststoffrecycling-Anlagen. Bis zum nächsten Jahr werde eine neue Gesetzgebung implementiert, nach der Kunststoffprodukte einen Anteil von 30 Prozent an Recyclingware enthalten müssen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2022, Seite 30, Foto: Ludwig Paul, Servicebetrieb Bau & Stadtgrün, Stadt Schweinfurt / abfallbild.de)

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