Folgen des Ukraine-Kriegs treiben Nachhaltigkeit in der Wirtschaft voran

„Gestörte Lieferketten, explodierende Energiepreise und sich verändernde Kundenwünsche zwingen die Unternehmen, bei ihrer Geschäftstätigkeit den Umwelt- und Klimaschutz in den Fokus zu nehmen.“

Das hat eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter rund 500 Unternehmen in Deutschland ab 25 Mitarbeitenden ergeben: Für gut jedes dritte Unternehmen ist der Krieg in der Ukraine Anlass, Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit anzustoßen oder diese zu verstärken (34 Prozent). Und fast jedes vierte Unternehmen gibt an, als Folge des Krieges zunehmend auf regenerative Energien zu setzen (24 Prozent).

„Neben der Klimakrise und der Corona-Pandemie verstärken der Ukraine-Krieg und seine Folgen den wirtschaftlichen Druck“, kommentiert Juliane Petrich, Referentin für Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband. „Gestörte Lieferketten, explodierende Energiepreise und sich verändernde Kundenwünsche zwingen die Unternehmen, bei ihrer Geschäftstätigkeit den Umwelt- und Klimaschutz in den Fokus zu nehmen.“ Vor allem bei der Nutzung von Energie spielten neben dem Preis weitere Faktoren wie die Versorgungssicherheit und die Umweltverträglichkeit eine immer größere Rolle.

Gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen
Fragt man die Verantwortlichen nach den wichtigsten Gründen für Investitionen in nachhaltiges Wirtschaften, steht die Senkung der Betriebskosten an der Spitze (46 Prozent). An zweiter Stelle liegt die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben (43 Prozent). Es folgen ein besseres Image (42 Prozent), eine stärkere Bindung der Mitarbeitenden (37 Prozent) und veränderte Kundenanforderungen (37 Prozent).

„Nachhaltigkeit ist für Unternehmen kein Selbstzweck. Investitionen in Umwelt- und Klimaschutz müssen sich auch wirtschaftlich lohnen“, stellt Petrich fest. „Die nachhaltige Transformation Deutschlands und Europas leistet nicht nur einen Beitrag zu Klimaschutz und Klimaneutralität bis spätestens 2050, sondern macht die deutsche Wirtschaft unabhängiger und widerstandsfähiger.“ Dieses Bewusstsein setze sich mehr und mehr durch: „Gleichzeitig muss der Gesetzgeber weiterhin dafür sorgen, den Klima- und Umweltschutz mit entsprechenden Vorgaben voranzutreiben.“ Das sorge laut Petrich für Planungssicherheit und gleiche Wettbewerbsbedingungen. EU-Vorhaben wie die neue Ökodesign-Verordnung, das Sorgfaltspflichtengesetz oder die Neufassung der Energieeffizienz-Richtlinie müssten schnell auf den Weg gebracht beziehungsweise umgesetzt werden.

Neben der Festlegung ehrgeiziger Anforderungen ist es aus Sicht des TÜV-Verbands mindestens genauso wichtig, dass diese auch tatsächlich eingehalten werden. „Unabhängige Prüfungen stellen sicher, dass die Unternehmen den gesetzlichen Vorgaben nachkommen“, sagt Petrich. Das sehen auch die befragten Manager so: Fast drei von vier befürworten externe Prüfungen, mit deren Hilfe die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben für den Umwelt- und Klimaschutz in den Unternehmen überwacht werden kann (72 Prozent). Prüforganisationen wie die TÜV leisten damit einen wichtigen Beitrag für die nachhaltige Transformation.

Die vollständige Studie des TÜV-Verbands „Umwelt- und Klimaschutz in Unternehmen – Die deutsche Wirtschaft auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit“ ist unter diesem Link abrufbar: tuev-verband.de/studien/sustainability-studie-2022

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 02/2023, Seite 23, Abb.: Studie TÜV Verband)