Elektroschrott: Deutschland verfehlt Sammelziel deutlich

Die Quote ist weiter gesunken. Von rund einer Million Tonnen gesammelten Altgeräten in 2021 wurden nur 1,6 Prozent aufbereitet und wiederverwendet. Die Deutsche Umwelthilfe fordert daher einfache Abgabemöglichkeiten im Handel und verpflichtende Sammelziele für Hersteller.

Die korrekte Entsorgung von Elektroschrott wird in Deutschland zu einem immer größeren Problem. Dies belegen vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamtes vom 3. März 2023: Im gesamten Bundesgebiet wurden 2021 nur 39 Prozent des Elektroschrotts gesammelt statt der gesetzlich vorgeschriebenen 65 Prozent. Damit ist die Quote im Vergleich zum Vorjahr sogar um weitere fünf Prozent gesunken. Hinzu kommt, dass nur 1,6 Prozent der gesammelten Altgeräte für eine weitere Nutzung aufgearbeitet wurden.

Nicht tatenlos weiter zusehen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf, für die in Kürze anstehende Novelle des Elektrogesetzes verbindliche Sammelziele für Hersteller und mehr Abgabemöglichkeiten im Handel festzulegen. Zudem sollten durch die Einführung einer bindenden Wiederverwendungsquote mehr funktionsfähige Geräte aufbereitet und einer erneuten Nutzung zugeführt werden. DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz: „Die Zahlen zur Sammlung von Elektroschrott werden immer besorgniserregender. Auf der einen Seite werden immer mehr Elektrogeräte in Umlauf gebracht, auf der anderen Seite immer weniger Altgeräte für ein Recycling oder eine Wiederverwendung gesammelt. Elektrogeräte enthalten nicht nur wertvolle Rohstoffe, sondern auch Schwermetalle, Flammschutzmittel und Weichmacher, die unbedingt sachgerecht behandelt werden müssen. Deswegen dürfen wir nicht weiter tatenlos zusehen, wie in Deutschland Jahr um Jahr die gesetzliche Sammelquote unterschritten wird. Wir fordern Umweltministerin Steffi Lemke auf, jetzt gegenzusteuern und die Sammlung von Elektroschrott zu vereinfachen. Jeder Händler, der Elektrogeräte verkauft, sollte dazu verpflichtet werden, ähnliche Altgeräte kostenlos zurückzunehmen.“

Nach EU-Recht müsste jede Verkaufsstelle von Elektrogeräten ähnliche Altgeräte kostenlos zurücknehmen. In Deutschland gilt dies jedoch nur für große Elektrohändler und Supermärkte. Die bisherigen Vorgaben reichen nach Ansicht der DUH nicht aus, um die immense Sammellücke zu schließen. Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft: „Bislang gibt es für Elektroschrott nur eine allgemeine Gesamtsammelquote von 65 Prozent, sodass die einzelnen Hersteller sich ihrer Verantwortung für die sachgerechte Erfassung und Entsorgung der Altgeräte leicht entziehen können. Solange sie weder Angaben machen noch Konsequenzen bei einer sehr niedrigen Sammelmenge befürchten müssen, ist es kein Wunder, dass die Sammelquoten weiter sinken. Nur wenn alle Hersteller die gesetzliche Sammelquote erfüllen und ihre Ergebnisse veröffentlichen müssen, bekommen wir das immense Umweltproblem durch Elektroschrott besser in den Griff.“

Dass von den gesammelten Altgeräten nur 1,6 Prozent für eine Wiederverwendung aufbereitet werden, ist für die DUH ein weiteres Armutszeugnis. Allein das Aufbereiten eines Laptops spare 181 Kilogramm Primärressourcen und umgerechnet 154 Kilogramm CO2-Emissionen ein. Die DUH fordert daher von Umweltministerin Lemke eine verbindliche Quote von mindestens 15 Prozent zur Wiederverwendung.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 04/2023, Seite 15, Foto: O. Kürth)