Schrottmarkt kompakt: Die Stahlwerke fahren ihre Produktion wieder hoch
Die starke Nachfrage und die gestiegenen Preise der türkischen Stahlwerke veranlassten auch die Werke in Deutschland und Nachbarländern, die Preise anzuheben. Nach Informationen der BDSV schloss der März und damit das erste Quartal 2023 mit einer nochmaligen Erhöhung der Stahlschrottpreise: Die Altschrottpreise stiegen aufgrund hoher Nachfrage und knappem Angebot zwischen 30 und 50 Euro pro Tonne. Neuschrott der Sorte 2/8 lag im Durchschnitt bei plus 20 Euro pro Tonne. Die italienischen Verbraucher meldeten einen sehr hohen Bedarf. Die Edelstahlschrottpreise gaben leicht nach.
Aussagekräftige Daten zur Entwicklung im April lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (14. April 2023) noch nicht vor. Im Berichtsmonat März nahm die Schrottverfügbarkeit deutlich ab. Laut BDSV war der Zulauf nicht wie erwartet. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach Neuschrott weiter steigt, da viele Stahlwerke ihre Produktion aufgrund fallender Energiepreise wieder hochfahren. Das gilt nicht für Betonstahl: Die Baukonjunktur ist infolge der hohen Inflation und erheblich gestiegener Finanzierungskosten ins Stocken geraten.
Bei NE-Metallen fällt nach Informationen des HWWI der starke Rückgang der Preise für Nickel (-12,7 %) und Zinn (-11,3 %) auf. Nickel gilt derzeit als besonders wertvoller Rohstoff, da es in der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien eingesetzt wird, mit deren erheblicher Zunahme in den nächsten Jahren zu rechnen ist. Kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs gab es bei Nickel einen erheblichen Preisanstieg, der in den Folgemonaten korrigiert wurde, sodass der Preis für Nickel aktuell nun recht deutlich unter dem Vorjahresniveau liegt (-38,4 %). Bei Zinn ist im aktuell sinkenden Preis noch kein Trend auszumachen. Dem Rohstoff kommt eine wichtige Bedeutung für moderne Technologien und die Energiewende zu. Aufgrund des kleinen Marktvolumens ist beim Zinnpreis weiterhin mit einer relativ hohen Volatilität zu rechnen.
Bedingt durch die nach wie vor schleppende Nachfrage der Automobilindustrie und die immer noch hohen Energiepreise, steht die Aluminiumindustrie weiter unter Druck und ein weiteres Schmelzwerk in Deutschland vor dem Produktions-Aus. Einige Primärqualitäten lassen sich nicht mehr absetzen. Die Schrottpreise für Alu Sekundärqualitäten halten sich trotz fallender Blockpreise stabil. Kupfer verzeichnet zwar eine gute Schrottverfügbarkeit, doch ist der Markt wieder knapper versorgt. Die investive Kupfernachfrage war im März um gut zehn Prozent rückläufig, berichtete die IKB Deutsche Industriebank AG.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 05/2023, Seite 38, Foto: Andi Karg)