Sonderabfälle: Ständig steigende Kosten belasten die Entsorgung

„Die enormen Kostenbelastungen zeigen Wirkung und zwingen die im Bereich Sonderabfallwirtschaft engagierten Unternehmen zum Gegensteuern“, erklärt Werner Schmidt, Vorsitzender des Fachverbands Sonderabfallwirtschaft im bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung.

Die privatwirtschaftliche Sonderabfallwirtschaft ermöglicht die rasche und zuverlässige Entsorgung aller anfallenden gefährlichen Abfälle. „Immerhin sind 407 der gelisteten 839 Abfallarten als gefährlich eingestuft“, verdeutlicht Schmidt. Damit umfasst die Sonderabfallentsorgung einen sehr großen Mengenstrom bei der Abfallentsorgung – auch wenn sich dieser Mengenstrom in sehr viele unterschiedliche Teilströme aufgliedert. Diese gefährlichen Abfälle decken eine große Stoffbreite ab und bergen ein enormes Ressourcenpotenzial für die Wirtschaft. So sorgen wir einerseits dafür, dass Schadstoffe zuverlässig beseitigt werden und generieren zusätzlich Wertstoffe für die Kreislaufwirtschaft.“

Druck von mehreren Seiten
Die schwierige wirtschaftliche Lage macht sich jedoch auch in der Sonderabfallbranche zunehmend bemerkbar. Die Produktion geht in vielen Industrie- und Gewerbebereichen zurück, und deshalb erwartet der bvse-Fachverband Sonderabfallwirtschaft in diesem Jahr einen Rückgang der Sonderabfallmengen. Gleichzeitig sehen sich die Unternehmen der Branche einem enormen Kostendruck von mehreren Seiten ausgesetzt. Das betrifft sowohl den Transportbereich wie auch die aufwendige Anlagentechnik, weiß bvse-Experte Dr. Thomas Probst. Daher sind die Sonderabfallunternehmen von den enormen Preissteigerungen im Energiesektor besonders betroffen. Aber auch die Kosten für den Austausch von Ersatzteilen, für Strom und Anlagenwartungen haben sich fast verdoppelt. Darüber hinaus erhöhen sich auch die Preise für die Beseitigungsanteile der Sonderabfallentsorgung. Das betrifft die Entsorgungskosten in den Müllverbrennungsanlagen genauso wie die Deponierung, berichtet er.

„Nicht zu unterschätzen sind auch die finanziellen Folgen der beständig vom Gesetzgeber vorgenommenen Verschärfungen der Auflagen für das Aufbereiten und Verwerten von Sonderabfällen“, verweist Werner Schmidt. Überdies steht eine umfassende Erhöhung der Mautgebühren ab dem 1. Dezember 2023 an. Die Mautgebühren setzen sich bislang aus den Kosten für die Infrastruktur, Luftverschmutzung und Lärmbelästigung zusammen. Hinzu kommt nun als weiterer Mautteilsatz ein CO2-Aufschlag. Dieser besteht aus 200 Euro pro Tonne CO2. Je nach Art des Fahrzeuges führt dies zu einer Verdopplung der bisherigen Mautgebühren.

Außerdem müssen die Unternehmen stark gestiegene Personalkosten verkraften. Die inflationsbedingten Gehälteranpassungen schlagen hier deutlich zu Buche. Aber auch der Wettbewerb um Fachkräfte hat sich enorm verschärft. Hier kann nur dasjenige Unternehmen bestehen, das Sondervergütungen vornimmt. Durch ständige steigende gesetzliche Anforderungen sind überdies hohe Bürokratiekosten zu bewältigen – auch dies bedeutet, dass zusätzliches Verwaltungspersonal eingestellt werden muss. Bei dieser Ausgangssituation ist es den Branchenunternehmen nach Auffassung des bvse-Fachverbands Sonderabfallwirtschaft nicht mehr möglich, die Kosten abzupuffern. Die Unternehmen würden alles daran setzen, eventuell bestehende Effizienzreserven zu aktivieren, aber vielfach auch nicht umhinkommen, einen Teil der Kostensteigerungen an die Kunden weiterzureichen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2023, Seite 30, Foto: Landratsamt Kitzingen studio zudem / abfallbild.de)