Die 20.: Jubiläumsausgabe von „Energie aus Abfall“ erschienen

Am 16. November 2022 trat eine Änderung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes in Kraft – als gesetzliche Grundlage des nationalen Emissionshandelssystems zur Bepreisung von CO2-Emissionen. Somit wird ab 2024 die Abfallverbrennung in das nationale Emissionshandelssystem einbezogen. Die anlässlich der Berliner Konferenz für Abfallwirtschaft und Energie vom April 2023 erschienene 20. Ausgabe von „Energie aus Abfall“ aus dem Vivis-Verlag gibt darüber aktuelle Auskunft.

Das erste Kapitel des über 550 Seiten starken Bandes ist dementsprechend dem Kohlenstoff-Management und der CO2-Abscheidung gewidmet. Der Eröffnungsbeitrag trägt der materiellen Wertigkeit des Kohlenstoffs Rechnung und verdeutlicht, welcher Bedarf seitens der deutschen Industrie besteht, wo er in abfallwirtschaftlichen Stoffströmen zu finden ist, und wie er – neben der Konversion aus biogenen Materialien zu Biomassekarbonisaten und Biomethan – aus Abfallfraktionen rückgewonnen werden kann. Die darauffolgenden Artikel befassen sich mit aktuellen Entwicklungen im Klimaschutzrecht, mit erfolgversprechenden Weichenstellungen für zukünftige CO2-Abscheidungen, mit der Integration von CCS (Carbon Capture and Storage) und CCU (Carbon Capture and Utilization) in die thermische Abfallbehandlung und dem konkreten Fall der CO2-Abscheidung bei der AVG Köln.

Praxisbeiträge von Betreibern
Kapitel zwei bietet einen tiefen Einblick in die thermische Abfallbehandlung in Luxemburg, Österreich, Polen und der Schweiz, der länderspezifisch den aktuellen Stand von Gesetzgebung, Abfallmengen und Anlagenpark vorstellt. Auch geht es um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die den Betrieb von Altholzkraftwerken zu einem Balanceakt zwischen hohen Betriebskosten, ausreichenden Strom­erlösen und der Notwendigkeit von CO2-Einsparpotenzialen macht.

Laut Circularity Gap Report 2022 stammen nur etwa 8,6 Prozent der jährlich rund 100 Milliarden Tonnen verwendeter Rohstoffe aus zirkularen Quellen. Daraus ergeben sich zukünftig Chancen der Waste-to-Energy-Branche für Standortentwicklungen und den Übergang in eine Kreislaufwirtschaft. In diesem Zusammenhang verdeutlichen die Beträge der dritten Sektion unter anderem Möglichkeiten der Transformation von linearen zu Kreislauf-basierten Geschäftsmodellen, innovatives Stakeholder-Management und modernes Imagemarketing. Die Entwicklung läuft eindeutig in Richtung auf die integrierte Verwertungsanlage, die neben dem originären Entsorgungsauftrag verstärkt zur Klima- und Versorgungssicherheit im Bereich Energie und Rohstoff beitragen kann. Wie die entsprechenden Konzepte aussehen könn(t)en, skizzieren mehrere Praxisbeiträge von Betreibern.

Wertvolle Hinweise
Die anschließenden Kapitel konzentrieren sich auf Chemisches Recycling – speziell das Pyrolyse-basierte Verfahren der Arcus Greencycling Technologies GmbH sowie die Pyrolyseanlage von Quantafuel ASA – und den Ausbau von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz, dabei insbesondere die Anwendung von künstlichen neuronalen Netzen zur Prozessprognose oder der Bedarfsprognose von Fernwärme. Anschließend darf der Leser im Kapitel „Korrosion und Werkstoffe“ unter anderem Wissenswertes über die Optimierung der Dampferzeugung und wertvolle Hinweise zur Vermeidung von Korrosionsschäden und die Verbesserung von Schweißplattierungen erwarten.

Der vorletzte Schwerpunkt der neuesten Ausgabe von „Energie aus Abfall“ liegt auf der Abgasbehandlung. Das Kapitel startet mit einem Hintergrundbericht über Entwicklung und Akzeptanz des Immissionsschutzes, stellt eine neue Abfallverbrennungsanlage im französischen Chalampé vor, gibt Auskunft über die Vorteile der Niedertemperatur-Oxidation (LOTOX) und liefert einen Erfahrungsbericht über 15 Jahre Einsatz von Circoclean Abgasreinigungen in Abfallverbrennungsanlagen. Der Band endet mit zwei Artikeln, von denen der erste durch Hinweise auf die Anwendung von kohlenstoffhaltigen Sorbentien im Flugstrom, der zweite durch Erkennung von Entzündungs-Wahrscheinlichkeiten zur Sicherheit gegen Brand und Explosion beitragen will.

Jubiläumsausgabe und auch Zeitdokument?
Der jetzt vorliegende Band 20 der „Energie aus Abfall“-Reihe ist – wie die Herausgeber unterstreichen – eine Jubiläumsausgabe. Er präsentiert – wie seine Vorgänger – die aktuellen technischen Trends ebenso wie die juristischen Vorgaben und den wissenschaftlichen Forschungsstand zur Abfallbewirtschaftung. Darüber hinaus wurden aber diesmal schwerpunktmäßig Anlagenbetreiber gebeten, ihre Konzepte zu integrierten Verwertungsanlagen – den MVA der Zukunft – für die Zeit nach 2030 darzustellen. Eine Zeit, in der – sollten Politik und Öffentlichkeit es befürworten – die Abfallverbrennung nicht mehr nur der thermischen Verarbeitung von Reststoffen dient, sondern zu CO2-Abscheidung, -lagerung und -nutzung beiträgt. Band 20 der „Energie aus Abfall“ würde dann zum Zeitdokument.

books.vivis.de/produkt/eaa20/

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 10/2023, Seite 26, Abb.: TK Verlag)