Schrottmarktbericht Januar 2024: Preisanforderungen für März wirken preisstabilisierend

Die gesamtwirtschaftliche Ausgangslage stellt sich zum Jahreswechsel 2023/2024 weiterhin als schwach dar. Gründe sind die Nachwirkungen der vorangegangenen Krisen, insbesondere der damit einhergehende Kaufkraftverlust, die schwache weltwirtschaftliche Entwicklung und die weltweiten geopolitischen Bedrohungen.

Das Bruttoinlandsprodukt ist zum Jahresende preis- und saisonbereinigt um 0,3 Prozent im Gesamtjahr gesunken. Die Investitionen im Maschinen- und Anlagenbau konnten erfreulicherweise mit +3,0 Prozent deutlich zulegen. Dies dürfte an den immer noch hohen Auftragsbeständen und guten Eigenkapitalausstattungen der Unternehmen liegen. Zahlreiche Investitionen in die Transformation tragen zu dieser positiven Entwicklung bei. Während sich bei den Auftragseingängen aus dem Inland zuletzt eine Stabilisierung abzeichnete, belastet die schwache Auslandsnachfrage weiterhin die Industriekonjunktur.

Schrottmarkt
Auf dem Binnenmarkt herrscht besonders bei den Altschrotten nach wie vor Materialknappheit. Der Exportmarkt zieht immer noch erhebliche Materialmengen aus dem Inlandsmarkt ab. Die Preise zu den Exportplätzen sind weiterhin gestiegen. Es besteht ein Ringen um das Vormaterial. Diese Situation führte dazu, dass einige Aggregatbesitzer ihre Anlagen anhielten, da die Erlöse aus den Fertigmaterialien nicht mehr ihre Kosten deckten. Niederländische Exporteure drängten bis tief in den deutschen Markt ein, um Material für bestehende oder zukünftige Schrottverkäufe zu beschaffen. Auch aus dem belgischen Raum stieg die Nachfrage nach Vormaterialen durch die getätigten Exportverkäufe. Im Süden waren italienische Importeure sehr aktiv und fragten verstärkt nach Schrotten für italienische Verbraucher. Hier sind die logistischen Hemmnisse sehr groß. Frachtraum zu bekommen, gestaltet sich als sehr schwierig. Die Frachtraten sind sehr unterschiedlich, da einige Transporteure ihre Preise im Zuge der Mauterhöhung drastisch erhöht haben. Neben den geringen Abbruchtätigkeiten sorgten auch die Wetterbedingungen für einen begrenzten Zulauf an Altschrotten. Die Situation bei den Neuschrotten ist nicht so angespannt wie bei den Altschrotten. Qualitativ hochwertige Neuschrotte wurden allerdings in den Exportmarkt verkauft, was den Materialdruck dieser Qualitäten auf dem Binnenmarkt erhöhen dürfte. Einige Spotmengen, insbesondere von Altschrotten, wurden Anfang des Jahres auf dem Inlandsmarkt verkauft, fielen aber aufgrund der nationalen und internationalen Schrottnachfrage kaum ins Gewicht. Allgemein sind die Preise auf dem deutschen Inlandsmarkt im Januar um 10-15 €/t gestiegen.

Schrott in den Regionen
Die Schrottpreise sind im Norden um 10-15 €/t gestiegen. Die Verbraucher haben die Preissteigerungen nur widerwillig akzeptiert, da die Stahlerlöse, allen voran bei den Betonstahlherstellern, eigentlich keine Preiserhöhungen zuließen. Im Osten sind die Preise um 10 €/t gestiegen bei guter Nachfrage. Im Westen fiel der Schrottbedarf sehr gering aus. Ein Stahlwerk hatte keinen Zukaufbedarf, da es sich bereits in den Vormonaten mit Januarmengen eingedeckt hatte. Ein anderes Werk zeigte nach einer Hochofenstörung im Dezember nur reduzierten Bedarf. Die Preisaufschläge fielen mit 20 €/t etwas höher aus, da es noch Nachholbedarf aus dem Vormonat hatte. Die Erwartungshaltung für den Februar sieht in der Region wieder eine relativ normale Schrottnachfrage vor. Im Südwesten sind die Schrottpreise um 10-15 €/t gestiegen bei guten Bedarfen. An der Saar sind die Preise bei guter Nachfrage um 10 €/t gestiegen. Ein weiterer Verbraucher gab Preisaufschläge von 10-15 €/t bekannt. Im Süden hat ein Verbraucher die Preise im Vergleich zum Vormonat gleich gelassen.

Schrott in den Nachbarländern
In Frankreich sind die Schrottpreise im Monat Januar um 10-15 €/t gestiegen. Das Mengenaufkommen war niedrig. Ähnlich verhielt es sich in Luxemburg, wo die Preise durchschnittlich um 10 €/t anstiegen. Bei den Verbrauchern verlief die Abnahme der Schrotte seitens der Werke teilweise stockend. In der Schweiz zeigte sich ein uneinheitlicheres Marktbild. Ein Werk hatte keinen Zukaufbedarf, da es im Dezember bereits für den Januar mitgekauft hatte. Ein weiterer Verbraucher zahlte für die benötigten Schrotte Preisaufschläge von 10 €/t. Die italienischen Verbraucher waren zunächst über den großen Widerstand der Schrotthändler überrascht. Eigentlich sind die Verbraucher von unveränderten Preisen zum Vormonat ausgegangen. Die Verhandlungen gestalteten sich sehr zäh. Nach Preisforderungen von ursprünglich plus 25 €/t kam es schlussendlich zu Preisvereinbarungen von plus 10-15 €/t. In Österreich kam es zunächst zu niedrigeren Aufschlägen zwischen 10-20 €/t, ein anderer Verbraucher ging in den Markt mit Preisaufschlägen zwischen 15-25 €/t.

Neuschrotte lagen an der unteren Preisgrenze bei +15 €/t, während Altschrotte mit +25 €/t eingekauft wurden. In Polen sind die Schrottpreise durchschnittlich um 10-15 €/t gegenüber dem Vormonat gestiegen. Extreme Witterungsbedingungen behinderten erheblich den Materialzulauf. In der Tschechischen Republik war die Schrottnachfrage im Inland gering. Der Markt partizipierte von der resoluten Exportnachfrage. Auch hier erhöhten sich die Preise durchschnittlich um 10-15 €/t.

Schrottmarkt international
Die Verhandlungen über Schrottverkäufe im internationalen Handel setzten Anfang des Jahres schnell ein. Große Schrottlieferanten blieben standhaft und beharrten auf Preiserhöhungen, da die Preise am Jahresende nachgegeben hatten. Türkische Hersteller, die noch Mengen für Februar benötigen, erklärten sich bereit, diese Preisaufschläge zu zahlen. Gemäß Marktteilnehmern hatten türkische Werke zu diesem Zeitpunkt bis zu 50 Prozent ihrer Februar-Mengen eingekauft. Die gefestigte Stimmung bereitete sich auch auf den Kurzstreckenseeverkehr aus, wo die meisten Verkäufer ihre niedrigeren Angebotspreise zurückzogen, um auf ein höheres Preisniveau einzunehmen.

Die danach eintretende steigende Preisdynamik wurde größtenteils durch die anhaltende Festigung der türkischen Fertigwarenmärkte gestützt. Türkische Stahlhersteller erhöhten ihrerseits die Preise für Fertigstähle, um die steigenden Kosten zu decken, obwohl sich zeitgleich die Nachfrage nach Langstahlerzeugnissen eintrübte. In den beiden ersten Januar-Wochen waren Verbraucher aktiv am Markt, um Lagerbestände aufzufüllen. Aufgrund weiterer Verkaufsabschlüsse sind die Preise für Stahlschrotte sowohl auf dem Tiefseemarkt als auch über den Kurzstreckenverkehr angestiegen. Der Aufwärtstrend wurde weiterhin gestützt durch den Fertigproduktemarkt und durch die kurzfristige Erholung der chinesischen Eisenerzpreise. Russische Verkäufer meldeten sich am Markt zurück, sahen aber zunächst keine Eile, um Verkäufe abschließend auszuhandeln. Es wurde erwartet, dass die Preisangebote aus Kontinentaleuropa wegen des Wintereinbruchs höher ausfallen. Verkäufer, besonders in der ARAG-Region, sahen keine Möglichkeiten, ihre Preise zu senken. Das strenge Winterwetter behinderte weiterhin die Abläufe auf dem Kontinent. Im Verlauf der zweiten Monatshälfte begannen türkische Stahlhersteller für März-Verladungen Angebote anzufordern und verhalfen damit zu einer preisstabilisierenden Wirkung auf dem bestehenden Niveau. Die extremen Winterbedingungen breiteten sich währenddessen von Skandinavien weiter auf das Vereinigte Königreich aus.

Gießereien
Viele Gießereien befinden sich in Kurzarbeit und haben 1-2 Tage in der Woche Kurzarbeit anmeldet, um der schlechten Auftragslage entgegenzuwirken. Während bei den Stahlwerken der Transformationsweg teilweise bereits weit vorangeschritten ist, gestaltet sich das Vorgehen bei den Gießereien als sehr schwierig. Besonders die Kupolofenbetreiber sehen sich großen Herausforderungen ausgesetzt. Staatliche Förderungen und Unterstützungen scheinen hier die Ausnahme zu sein.

Die Materialverfügbarkeit von Altschrotten ist auch im Gießereimarkt schwierig. Während die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Neuschrotten noch gut verläuft, macht sich zunehmend eine Abschwächung bei diesen Gießereischrotten bemerkbar. Die Preise reichten im Monat Januar von Seitwärtsbewegungen bis hin zu einem Preisaufschlag von 15 €/t für die nicht indexierten Schrottmengen.

Ausblick
Mit einer schnellen Trendwende der Konjunktur kann nicht unmittelbar gerechnet werden. Im weiteren Jahresverlauf dürften aber eine binnenwirtschaftliche Belebung und ein anziehender Exportmarkt für eine Erholung der Industrie sorgen. Erwartet wird eine Dominanz inflationssenkender Faktoren, wie beispielsweise Preisrückgänge auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen, besonders durch Energie- und Erzeugerpreise an den Märkten, aber auch durch die geldpolitische Straffung der EZB und angemessene Tarifabschlüsse.

Die geringe Materialverfügbarkeit besonders der Altschrotte wird auch in der nächsten Zeit weiter bestehen. Eine geringe Abbruchtätigkeit und die Wetterbedingungen hemmen den Materialzulauf zu den Schrottplätzen. Viele Exporteure haben ihre Lagermengen verkauft und sind dabei, ihren Einkaufsradius zu vergrößern, um Mengen für bestehende Lieferverträge oder zukünftige Verkaufsgeschäfte zu beschaffen. Die Schrottpreise bewegen sich allgemein auf einem hohen Niveau, bei dem die Kapitalbindung eine zunehmende Rolle einnimmt.

Redaktionsschluss 22.01.2024, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: O. Kürth