Schrottmarktbericht Juli 2024: Harter unveränderter Schrottmarkt
Die Eintrübung der Stimmungsindikatoren und ein erneuter Rückgang bei Auftragseingängen und Produktion zeigen die anhaltende Schwäche der Industrie. Die konjunkturelle Erholung lässt weiter auf sich warten. Die nach wie vor schwache Auslandsnachfrage in der Industrie kann durch die noch verhaltene binnenwirtschaftliche Belebung nur zum Teil kompensiert werden.
Temporäre positive Effekte aus dem Konsumverhalten dürften kurzfristig eintreten, bis im weiteren Jahresverlauf steigende Realeinkommen eine robuste Beschäftigungssituation und zunehmende Impulse von der Außenwirtschaft zu einer breiteren wirtschaftlichen Belebung führen. Die Inflation ist im Vormonat Juni leicht gefallen auf 2,2 Prozent. In der Eurozone betrug sie 2,5 Prozent. Die niedrigsten Inflationsraten verzeichneten Finnland (0,5 Prozent), Italien (0,9 Prozent) und Litauen (1,0 Prozent). Die höchsten Inflationsraten hatten Belgien (5,4 Prozent), Rumänien (5,3 Prozent) und die Länder Spanien und Ungarn mit jeweils 3,6 Prozent.
Schrottmarkt
Der Schrottmarkt zeigte sich im Monat Juli in einem harten, unveränderten Markt. Seit April ist wenig Bewegung bei den Schrottpreisen. Mal gab es, je nach Region und Werk, Preiskorrekturen mit leichten Aufschlägen, ein anderes Mal wurden leichte Abschläge auf das Vormonatsniveau vorgenommen. Alles in allem waren es aber immer Seitwärtsbewegungen, die den Markt prägten. Der März war der letzte Monat, in dem die Verbraucher größere Preisabschläge von durchschnittlich -20 €/t durchsetzten. Obwohl im Monat Juli die Forderungen des Schrotthandels anfänglich noch höher lagen, kam es überwiegend zu unveränderten Schrottpreisen. Einige Werke legten noch etwas auf den Vormonatspreis herauf, i. d. R. aber nicht mehr als 5 €/t. Die Materialverfügbarkeit von Stahlspänen war sehr eingeschränkt. Dort kam es zu diesen höheren Preisaufschlägen. Allgemein blieben Schrottangebote überschaubar und die Materialknappheit bleibt allgegenwärtig, mit einer leichten Erholung gegenüber dem Vormonat. Einige Stahlwerke sind bereits in Revision gegangen, ein anderer Teil folgt noch. Dieser Monat ist stark geprägt von Sommerstillständen und Wartungsarbeiten. Diese Phase wird noch bis in den August hineinreichen, da bei einigen Werken der Sommerstillstand im August bevor steht.
Schrott in den Regionen
Im Norden Deutschlands kauften die Schrottverbraucher auf unverändertem Preisniveau ein. Bei dem ein oder anderen Verbraucher sollen bis zu 5 €/t je nach Qualität und Ausgangsniveau gezahlt worden sein. Vereinzelte Versuche, Vormaterial zu leicht höheren Preisen einzukaufen, schienen mit wenig Erfolg einhergegangen zu sein. Diese Preisstimulierungen verpufften aufgrund der kappen Materialverfügbarkeit. Im Osten kauften die Stahlwerke ebenfalls überwiegend mit unveränderten Preisen ein. Ein Stahlwerk soll für Qualitäten bis zu 5 €/t Preisaufschläge gezahlt haben. Ein anderes Stahlwerk soll weniger Menge benötigt und punktuell Mengen heraus genommen haben. Ein Verbraucher im Westen hatte keinen nennenswerten Bedarf, kaufte lediglich geringe Mengen an Kühlschrotten, ein anders Werk ging mit unveränderten Preisen in den Monatseinkauf. Im Südwesten hat ein Verbraucher bei Stahlspänen 5 €/t zugelegt und andere Qualitäten weitestgehend bei gleichen Preisniveau belassen. Ein anderes Werk kaufte zu unveränderten Preisen ein. Allgemein wurde besonders im Südwesten die Waggonversorgung als kritisch betrachtet. Werke klagen über die Zustellung und die Waggonverfügbarkeit. Im Süden war das Preisniveau etwas schwächer bei unveränderten Preisen. Der weiche italienische Inlandsmarkt reduzierte mögliche Absatzwege.
Schrott in den Nachbarländern
Frankreich schloss die Einkaufskampagne auf einem unveränderten Preisniveau ab. In Luxemburg sind die Preise offiziell unverändert geblieben. Schrottpreise bleiben auf einem niedrigen Niveau und sind für Importmengen nach wie vor nicht sonderlich attraktiv. Österreich schloss ebenfalls mit unveränderten Schrottpreisen den monatlichen Einkauf ab. In der Schweiz gab es wegen Stillstandzeiten der Werke keinen nennenswerten Schrottbedarf. Hier haben die Verbraucher die Schrottpreise um -20 €/t reduziert. In Italien waren unveränderte Schrottpreise nicht durchsetzbar. Hier haben sich die Schrotte zwischen 5-15 €/t für die Importmengen reduziert. Auf dem Inlandsmarkt sollen die Preise sogar bis zu 25 €/t gefallen sein. Obwohl die Verfügbarkeit der Schrotte nach wie vor knapp ist, sorgte die schwache Werksnachfrage für fallende Inlandspreise. Einige Stahlwerke haben bereits angekündigt, ihre Stillstandzeiten auf bis zu sechs Wochen zu erweitern. Auf dem polnischen Markt hat ein Verbraucher seine Preise unverändert gelassen, ein anderer legte bis zu 10 €/t auf den Vormonatspreis. In der Tschechischen Republik kaufte ein Verbraucher zu unveränderten Preisen ein, ein anderes Werk hatte wegen anhaltenden finanziellen Schwierigkeiten keine Schrottnachfrage.
Schrottmarkt international
Auf dem internationalen Schrottmarkt scheinen die US-Exporteure ihre Angebote aggressiver zu platzieren als ihre europäischen Wettbewerber. Dennoch sind die Exporteure fest entschlossen, ihre Schrottpartien zu festen, unveränderten Preisen zu verkaufen, während besonders türkische Verbraucher eine gewisse Zurückhaltung signalisieren. Die schlechte Schrottverfügbarkeit ist allgegenwärtig. Auch auf dem Kurzstreckenmarkt sind die Preise in die Höhe geschossen. Der Preisunterschied zwischen den Tiefsee- und Kurzstreckenmarkt, der traditionell um die 20 $/t betrug, ist teilweise auf nur noch 12 $/t zusammengeschrumpft.
Gießereien
Bei den Gießereien stellt sich ein gebremstes Auftragsniveau dar. Bessere Aussichten werden von vielen Marktteilnehmern nicht vor dem Frühjahr des nächsten Jahres erwartet. Die Wartungszeiten im Sommer haben einige Gießereien zum Anlass genommen, ihre Stillstandzeiten zu verlängern, um so Produktionsmengen zu kürzen. Dennoch ist das Bild zum Teil uneinheitlich. Einige Marktteilnehmer berichten von einer relativ guten Materialverfügbarkeit für Premiumschrotte, regional kam es aber zu Nachfrageüberhängen. Allgemein sind die Auftragsbücher mit einer wesentlich kürzeren Vorlaufzeit versehen. Lag der Vorlauf von Aufträgen in der Vergangenheit noch bei 3-4 Monate, so sind diese Zeiten auf wenige Wochen dahingeschmolzen.
Ausblick
Seit April ist wenig Bewegung im inländischen Schrottmarkt. Die Preise zeigten abwechselnd einen stabilen Markt, der mal Preiszuschläge zuließ, aber leichte Preiszugeständnisse aufzeigte. Ansonsten haben wir es mit einem harten, festen Schrottmarkt zu tun. Die Sommerstillstände scheinen in diesem Jahr nicht eine so große Stellung bei den Gesprächsthemen einzunehmen, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Das dürfte daran liegen, dass die Materialknappheit diesem entgegenwirkt. Ein schwächer gewordenes Entfallstellengeschäft und die Schwierigkeit, Schrottmengen zu sichern, stehen beim Schrotthandel ganz klar im Vordergrund. Sicher scheint bereits jetzt zu sein, dass beim Wiederanfahren der Stahlwerke weniger Schrotte zur Verfügung stehen, als es in der Vergangenheit der Fall war. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass der August trotz alledem ruhig verlaufen wird. An oberster Stelle steht die Sicherung von Schrottmengen.
Redaktionsschluss 19.07.2024, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: Harald Heinritz / abfallbild.de