BDSV Stahlrecycling-Branchentreff 2025: Bessere Rahmenbedingungen statt Exportverbote

Stahl- und Metallrecycling sind Schlüssel für die Transformation. Die BDSV fordert wettbewerbsfähige Energiepreise, schnellere Genehmigungen und freien Welthandel. Mit klaren Botschaften startete die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV) in den Branchentreff 2025, der am 15. und 16. Oktober 2025 in Osnabrück unter dem Motto „Global, Zukunftsstark, Unverzichtbar“ stattfand: Exportverbote für Stahlschrott sind der falsche Ansatz. Sie würden lediglich Preisdruck erzeugen, ohne die eigentlichen Probleme der Indus­trie zu lösen – von hohen Stromkosten über den Mangel an Wasserstoff bis hin zu CO₂-Kosten und Importdruck. Gleichzeitig braucht es eine spürbare Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und verlässliche Rahmenbedingungen, damit Investitionen in die Transformation tatsächlich getätigt werden.

„Wir wollen die europäische Stahlindustrie erhalten – aber bitte mit den richtigen Werkzeugen: wettbewerbsfähigen Energiepreisen, praxistauglicher Wasserstoff-Verfügbarkeit, einem realistischen DRI-Hochlauf, verlässlichen ETS-Rahmenbedingungen und fairen Handelsbedingungen. Ein Exportverbot für Stahlschrott würde keines dieser Probleme lösen“, sagte Andreas Schwenter, Präsident der BDSV. „Erste Befunde aus der RWI-Studie ‘Volkswirtschaftliche Bedeutung der Stahlrecyclingbranche‘, die auf dem Branchentreff präsentiert wurde, zeigen, dass der wirtschaftliche Wert von Schrott den reinen Marktpreis übersteigt. Der Schrottpreis und die Schrottverfügbarkeit sind nicht die Ursachen der Strukturprobleme der Stahlindustrie.“

Auch das Thema Vereinfachungen von Genehmigungsverfahren bleibt ein Dauerthema: „Unsere Unternehmen sind bereit zu investieren – in Qualität, Kreislauftechnologien und Kapazitäten. Was wir brauchen, ist Tempo und Vereinfachungen bei Genehmigungen. Nur so gelingt die Transformation im Takt der Realität“, betonte Guido Lipinski, Geschäftsführer der BDSV.

Sicherheit vor Batteriebränden: Batteriefreiheitserklärung
Gemeinsam mit dem VDM, bvse und BDE treibt die BDSV die „Batteriefreiheitserklärung“ voran: Entsorgungsbetriebe verpflichten ihre Lieferketten, Abfälle frei von Batterien und Akkus zu liefern, indem sie organisatorische und technische Maßnahmen dafür treffen – ein praxistauglicher Ansatz, um Fehlwürfe zu vermeiden und Brandgefahren in Betrieben, Fahrzeugen und Anlagen deutlich zu reduzieren. Auf batteriefreiheit.de stehen Mustertexte zur Anpassung von AGB und Erklärungen bereit; rechtliche Grundlagen ergeben sich unter anderem aus BattG und ElektroG.

„Jeder vermiedene Fehlwurf erhöht die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserer Investitionen. Die Batteriefreiheitserklärung schafft Klarheit in der Verantwortungskette – vom Anlieferer bis zur Anlage. Ich rufe alle Partner in unseren Stoffströmen auf, sie konsequent umzusetzen und damit die Sensibilisierung entlang der Wertschöpfungskette für dieses existenzielle Thema zu erhöhen“, appellierte Stephan Karle, Stellvertretender Präsident der BDSV.

Ergebnisse der Branchenumfrage: BDSV Schrottmarkt
Auch in diesem Jahr wurden BDSV-Mitglieder zur aktuellen Marktsituation befragt. Die Ergebnisse der jüngsten Branchenumfrage zeigen das folgende Bild: Die Schrottnachfrage folgt der rückläufigen Rohstahlproduktion und verzeichnet 2025 ebenfalls einen Rückgang. Die Stagnation der deutschen Wirtschaft in Verbindung mit den strukturellen Herausforderungen im Stahlsektor wirkt sich auch auf die Stahlrecyclingbranche aus. Die fortwährende schwierige Lage in der Bauwirtschaft führte zu einem weiteren Rückgang des Altschrottzuflusses. Parallel reduzierten zahlreiche Stahlverbraucher aufgrund von Absatzschwierigkeiten ihre Produktion, was sich spürbar auf die Entstehung von Produktionsabfällen (Neuschrott) auswirkte.

Die Stahlwerke reagierten ihrerseits auf die reduzierte Nachfrage mit einer Anpassung der Produktionskapazitäten. Im August 2025 verzeichnete die deutsche Rohstahlproduktion einen weiteren deutlichen Rückgang um 10,5 Prozent auf 2,57 Millionen Tonnen. Im Zeitraum von Januar bis August 2025 lag die Produktion mit 22,4 Millionen Tonnen insgesamt 11,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau. In der Folge sank auch der rechnerische Bedarf an Stahlschrott, um rund 860.000 Tonnen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Belastend für die deutsche Recyclingbranche wirkt neben der reduzierten Inlandsnachfrage auch die fehlende Belebung des Exportgeschäfts, das sowohl unter der global schwachen Stahlnachfrage als auch unter dem starken Euro (im Vergleich zum US-Dollar) leidet. Angesichts der fehlenden Investitionsdynamik in der deutschen Wirtschaft sowie der schleppenden Transformation der Stahlindustrie ist davon auszugehen, dass die Schrottnachfrage das ohnehin knappe Angebot kurzfristig nicht übersteigen wird. Diese Faktoren drücken auf die Preise und die Margensituation im Schrotthandel. Daher ist kurzfristig keine Entspannung zu erwarten. Recyclingbetriebe, die mit hohen Fixkosten operieren, sehen sich bereits erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen gegenüber, was in Einzelfällen bereits zu Insolvenzen geführt hat.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2025, Seite 6, Foto: Bernd Meyer/BDSV)