Stellungnahme zu aktuellen Forderungen nach Exportverboten

Die Verbände VDM und BDSV widersprechen Rob van Gils, der ein Exportverbot für Aluminiumschrotte fordert und das EU-USA-Zollabkommen kritisiert. Im ntv-Podcast „Klima-Labor“ vom 27. September 2025 bewertete der Geschäftsführer der HAI Hammerer Aluminium Industries und Präsident von Aluminium Deutschland die US-Zölle auf Aluminiumprodukte als Arbitragegeschäft, das Schrottströme in die Vereinigten Staaten lenke, während europäische Werke leer stünden. Ohne ein Exportverbot für Aluminiumschrotte würde die Branche in Europa, die bereits Milliardeninvestionen in Recyclingkapazitäten tätigte, vor dem Aus stehen, gab Rob van Gils zu bedenken. Werke müssten stillgelegt werden.

VDM und BDSV teilen ausdrücklich den Wunsch nach einer Stärkung des Industriestandorts Deutschland, halten aber ein Exportverbot für den falschen Weg – „insbesondere in einer Zeit, in der die Auftragslage in Deutschland für viele Unternehmen der Recy­cling­branche äußerst angespannt ist.“ VDM-Präsident Murat Bayram weiter: „Wir müssen Brücken bauen, nicht Mauern errichten. Unser Ziel war und ist es, gemeinsam mit den Metallproduzenten Lösungen zu finden, um die angespannte Situation in der Industrie zu verbessern. Doch eine Brücke kann nur entstehen, wenn beide Seiten bereit sind, ihren Teil zu bauen.“

Exportverbote schwächen den Standort – Kooperation stärkt ihn
Die Realität ist, dass zahlreiche Mitgliedsunternehmen des VDM derzeit kaum Material absetzen können, weil die Nachfrage der Werke im Inland deutlich zurückgegangen ist. Zusätzliche Restriktionen wie Exportverbote würden diese Lage weiter verschärfen und nicht nur Investitionen in modernste Recyclingtechnologien gefährden, sondern auch die rund 300.000 Arbeitsplätze, die die Kreislaufwirtschaft alleine in Deutschland sichert.

Zudem liegen belastbare Fakten vor, die ein Exportverbot ad absurdum führen: Recycling Europe (vormals EuRIC) hat in mehreren Berichten nachgewiesen, dass die europäischen Exporte von recycelten Metallen nicht zunehmen, sondern auf stabilem, niedrigem Niveau verharren. Gleichzeitig übersteigen die Importe aus den USA nach Europa weiterhin deutlich die Exporte aus der EU. Es ist daher für VDM und BDSV nicht nachvollziehbar, warum gerade in der aktuellen Lage neue Hürden geschaffen werden sollten, die den freien Warenverkehr und den Wettbewerb innerhalb Europas schwächen.

Bessere Wege: Bürokratie abbauen, Kreislaufwirtschaft stärken
Anstelle von Verboten setzt sich der VDM gemeinsam mit Partnerverbänden wie dem BDSV für konstruktive und zukunftsorientierte Lösungen ein. Zwei zentrale Ansätze liegen dabei auf der Hand: 1.) Rechtsklarheit beim Transport von Recyclingrohstoffen in der EU: Recycelte Metalle und Stähle sollten im innereuropäischen Warenverkehr nicht länger unter ein restriktives Abfallrecht fallen oder dieses zumindest deutlich vereinfacht werden. Heute führen unterschiedliche nationale Interpretationen in den 27 EU-Mitgliedstaaten zu bürokratischen Hürden, die den Binnenmarkt schwächen. Ein einheitliches, praxisnahes Regelwerk würde den Transport innerhalb der EU erheblich erleichtern – und die europäische Industrie stärken. 2.) Anreizsysteme für CO₂-Einsparungen: Rohstoffe leisten einen messbaren Beitrag zur CO₂-Reduktion. Es wäre daher ein Win-Win-Modell, wenn für in der EU aufbereitete und von europäischen Werken genutzte Recyclingmaterialien gemeinsame CO₂-Zertifikate eingeführt würden, die sich Recycler und Werke teilen können. So würden Betriebe belohnt, die in Europa recyceln und produzieren – anstatt sie durch Exportbeschränkungen zu bestrafen.

Es ist ärgerlich, dass einige Marktteilnehmer den Wert gemeinsamer Lobbyarbeit auf europäischer Ebene noch immer unterschätzen. „Wir könnten in Brüssel viel mehr für unsere Branche und für die Produzenten erreichen, wenn wir unsere Kräfte bündeln, statt uns gegenseitig mit Forderungen nach Verboten zu überziehen“, mahnt VDM-Präsident Murat Bayram. „Nur wenn wir gemeinsam für Bürokratieabbau, Rechtssicherheit und Anreize für klimafreundliche Rohstoffe eintreten, wird Europa als Industriestandort langfristig konkurrenzfähig bleiben.“ Der VDM bekennt sich ausdrücklich zu einem starken, nachhaltigen Metall­standort Deutschland und Europa. Aber Stärke entsteht nicht durch Abschottung, sondern durch Zusammenarbeit, Innovation und faire Rahmenbedingungen. Es muss heißen: gemeinsam handeln – nicht einseitig bestimmen.

Quelle: VDM und BDSV

 

„Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz kennen keine Grenzen“

Das Thema Exportbeschränkungen beschäftigte auch die Jahrestagung des bvse am 23. und 24. September 2025 in Bad Gögging. Mit Nachdruck warnte bvse-Präsident Henry Forster vor politischen Bestrebungen, den Export von Sekundärrohstoffen wie Altpapier oder Schrott einzuschränken. „Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz kennen keine Grenzen“, stellte Forster klar. Dennoch fordern Industrievertreter zunehmend, die Europäische Union müsse Grenzen schließen, um die heimische Industrie besser zu versorgen. Diese Sichtweise greife jedoch zu kurz: Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz seien keine nationalen Projekte, sondern könnten nur in internationalen Wertschöpfungsketten funktionieren.

Am Beispiel Altpapier zeigte Forster auf, dass die deutsche Industrie nicht immer alle angebotenen Mengen abnimmt und sich zum Teil im Ausland eindeckt. Gleichzeitig nimmt die europäische Papierindustrie jährlich rund sechs Millionen Tonnen Altpapier nicht ab. Ohne Exportmöglichkeiten müssten diese Mengen verbrannt werden – ein fundamentaler Widerspruch zu den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Exporte überschüssiger Mengen seien daher nicht nur sinnvoll, sondern notwendig, um weltweit CO₂-arme Produktionsprozesse zu unterstützen.

 

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2025, Seite 7 -Meinung-, Foto: MSV-Archiv)