Schrottmarkt kompakt: Zu viele unsichere Faktoren bestimmen das Marktgeschehen

Die Schrottpreise gaben im Juli erneut nach, dürften aber in den nächsten Monaten anziehen. Davon geht die IKB Deutsche Industriebank AG aus. Aussagekräftige Daten zur Entwicklung im August lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (18. August 2022) noch nicht vor.

Mit den Sommerferien in den deutschen Bundesländern sowie den Werksferien in Italien, Frankreich, Luxemburg und der Schweiz reduzierte sich der Schrottbedarf der Stahlwerke. Der Russland-Ukraine-Krieg und Konjunkturängste belasten ohnehin das Orderverhalten. Marktakteure berichten zudem von logistischen Problemen, die der Branche zu schaffen machen. Das Niedrigwasser der Flüsse erhöhte im Juli und August den Bedarf an Waggons und anderem Frachtraum.

Nach Informationen der BDSV bewegten sich im Berichtsmonat Juli die Abschläge im Norden und Westen Deutschlands je nach Schrottsorte und Nachfrage zwischen 50 und 75 Euro pro Tonne. In Abhängigkeit zu den italienischen Werken lagen die Abschläge im Süden der Republik um einiges höher. Viele Stahlwerke in Italien waren gar nicht im Markt oder kauften zu nicht-marktfähigen Preisen mit Preisabschlägen von 100 bis 130 Euro pro Tonne. Die BDSV rechnet mit einem weiteren Preisrückgang, räumt aber ein, dass zu viele unsichere Faktoren derzeit das Marktgeschehen und die Schrottpreisentwicklung bestimmten. Prognosen seien daher schwer möglich. Hinzu kommt die Energiekrise: Stahlwerke, die Gas benötigen, wüssten derzeit nicht, wie und wieviel sie produzieren können.

Auch Edelstahlwerke meldeten im Juli eine zurückgehende Auftragslage. Die Preise für Nickel erholten sich wieder. Auf die Edelstahlschrottpreise hatte das aber nur geringfügige Auswirkungen. Deutlich nachgegeben haben im Juli aufgrund anhaltender Rezessionsängste und steigender Energie- und Stromkosten die Aluminiumnotierungen und damit auch die Preise für Sekundäraluminium. Die Lagerbestände von Primäraluminium an der LME sanken zuletzt bedrohlich.

Der Kupfermarkt weist nach Informationen der IKB einen leichten Überschuss von etwa 43.000 Tonnen auf. Die Börsenbestände an der LME bewegten sich seitwärts, während diejenigen an der SHFE rückläufig waren. Die Bestände sind gering und können nach derzeitigem Stand nur noch einen Bedarf von 3,5 Tagen decken. Im Berichtsmonat Juli sank der Kupferpreis weiter ab; die IKB erwartet aber eine Bodenbildung.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2022, Seite 47, Foto: Andi Karg)

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