Schrottmarkt kompakt: Entspannung in Sicht?

Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (18. Januar 2023) lagen noch keine aussagekräftigen Daten zur Entwicklung der Schrottmärkte im Januar 2023 vor. Im Dezember ruhte vielfach der Betrieb; viele Stahlwerke in Europa nahmen erst Mitte Januar ihre Produktion wieder auf. Infolge der hohen Energie- und Rohstoffkosten hatten die Werke ohnehin ihre Kapazitäten heruntergefahren.

Die aktuellen Konjunkturdaten des Statistischen Bundesamtes stimmen jedoch optimistisch, dass die Rezession mild ausfällt: Die deutsche Wirtschaft erholt sich – vorsichtig formuliert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit keiner globalen Rezession, wird aber seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft von 2,7 Prozent in 2023 wahrscheinlich nach unten korrigieren. Die Sorge um Materialverknappung scheint sich damit zu entspannen. Durch die Lieferkettenproblematik war der Stahlverbrauch im Automotive-Bereich und im Maschinenbau zuletzt immer wieder ins Stocken geraten.

Die IKB Deutsche Industriebank AG geht bei geringerer Nachfrage und aufgrund der herrschenden Schrottknappheit davon aus, dass die Stahlschrottpreise bis Ende des ersten Quartals 2023 leicht steigen werden. Im Berichtsmonat Dezember mussten nach Informationen der BDSV Marktakteure, die Überschussmengen verkaufen wollten, Preisabschläge von 10 bis 20 Euro pro Tonne akzeptieren. Bei knappem Angebot und angezogenen Preisen im Exportgeschäft wurden vor allem die Sorten leichter und schwerer Stahlschrott nachgefragt. Die enormen Frachtpreiserhöhungen der Bahn um 40 Prozent dürften sich auf die Schrottpreise auswirken.

Anders und erfreulicher die Entwicklung bei Edelstahlschrott. Die Branche verzeichnete im Dezember eine erstaunlich hohe Nachfrage und damit steigende Preise. Trotz des Höhenflugs von Nickel an den Börsen gestaltete sich der Handel im legierten Bereich sehr aktiv. Aluminiumschrott in Primärqualität hingegen fand im Dezember weiterhin zu wenig Absatz, da viele Aluminiumwerke nach wie vor ihre Produktion gedrosselt und sogar ganz eingestellt hatten. Die Preise für Sekundäraluminium konnten aber stabil gehalten werden. Bei Kupfer erwartet die IKB durch die Covid-Lockerungen in China positive, preisstabilisierende Auswirkungen auf die Nachfrage. Das gilt auch für die investive Nachfrage. Die Lagerbestände decken derzeit den weltweiten Bedarf von 2,2 Tagen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 02/2023, Seite 39, Foto: O. Kürth)