Schrottmarktbericht Dezember 2025: Lustloser Markt bei mäßiger Verkaufsbereitschaft

Deutschland bleibt trotz Wirtschaftskrise größter Nettozahler in der EU. Im vergangenen Jahr zahlte der deutsche Staat 13,1 Mrd. EUR mehr in den EU-Haushalt ein als er zurückerhielt. Die Auswertung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, Deutschland bleibt zwar größter Nettozahler, der Beitrag fiel allerdings wegen der schwachen Wirtschaft seit 2022 von 19,7 Mrd. EUR um ein Drittel. Rund 157 EUR netto zahlte jeder Bundesbürger im Jahr 2024 an die Europäische Union. Mit 560 EUR pro Kopf fließt die höchste Summe des EU-Haushalts nach Luxemburg, geschuldet durch das dort ansässige Weltraumprogramm der Europäischen Union.

Es folgen die baltischen Länder Lettland (547 EUR), Estland (444 EUR) und Litauen (435 EUR). Mit insgesamt 3,5 Mrd. EUR erhielt Griechenland die höchste Summe, gefolgt von Polen mit 2,7 Mrd. EUR. Im Jahr 2023 lag Polen mit 8,1 Mrd. EUR noch deutlich auf dem ersten Platz. IW-Experte Samina Sultan sieht den EU-Haushalt als Spiegelbild der wirtschaftlichen Machtverhältnisse in Europa. Wachstumsstarke Länder wie Polen erhielten zuletzt weniger Unterstützung, während Deutschland und Frankreich wegen ihren Wirtschaftskrisen kleinere Beiträge leisten.

Schrottmarkt
Der Markt im Dezember zeichnete ein sehr unterschiedliches Bild. Zähe, aber auch lustlose Verhandlungen prägten den Monat, wobei der Abschlusszeitpunkt Einfluss auf die Preishöhe ausübte. Der Exportmarkt nahm in den ersten Tagen des Monats an Fahrt auf und setzte die Inlandspreise unter Druck. Einige Verbraucher kauften bereits im November monatsübergreifend ein, positionierten sich im Dezember mit einem unveränderten Schrottpreisniveau im Markt. Andere Verbraucher nahmen Preisaufschläge vor bis zu 10 €/t vor, in der Spitze vereinzelt sogar 15 €/t. Diese Erhöhungen waren nicht nur regional unterschiedlich, sondern variierten auch in den Regionen von Verbraucher zu Verbraucher. Preissteigerungen sollten Anreize schaffen, Material zu den Abnehmern zu liefern.

Allgemein reduzierte sich saisonbedingt der Materialzulauf zum Schrotthandel. Geringere Aktivitäten bei den Baumaßnahmen sorgten für geringeres Altschrottaufkommen, das Schrottaufkommen aus Entfallstellen sank ebenfalls, bedingt durch die auslaufende Produktion zum Jahresende. Einige Exportläger erhöhten Einkaufspreise, um Material für bereits verkaufte Ladungen zu sichern. Neuschrotte hatten in den vergangenen Monaten ein sehr starkes Preisniveau, weshalb einige Verbraucher Preisaufschläge auf Neuschrotte im Dezember etwas moderater ausfallen ließen als bei Altschrotten. Große Schrottmengen sind sowohl wegen niedrigeren Bedarfen als auch wegen mäßiger Verkaufsbereitschaft des Schrotthandels nicht geflossen. Allgemein nahm die Verladebereitschaft zum Ende des Jahres deutlich ab.

Von einigen Verbrauchern wurde bekannt, dass sie frühzeitig in die Weihnachtsferien starteten und ihre Produktion entsprechend herunterfuhren. Die Aussicht auf niedrigere Stromkosten im neuen Jahr bot Anreize, Produktionsmengen in das kommende Jahr zu überführen.

Schrott in den Regionen
In Norddeutschland beschafften Stahlwerke Schrotte zu unterschiedlichen Preiskonditionen. Ein Werk kaufte monatsübergreifend ein, den Dezember auf unverändertem Preisniveau. Andere Verbraucher nahmen Preisaufschläge zwischen 5 €/t bis 10 €/t vor. Im Osten kauften Stahlwerke Schrotte allgemein für 10 €/t mehr ein als noch im Vormonat. Ein Verbraucher nahm diesen Preisaufschlag bei den Sorten E1 und den Spänen E5 vor, andere Sorten blieben währenddessen unverändert. Ein großer Schrottabnehmer im Westen bezog seine Schrottmengen nach zuerst zäh verlaufenden Verhandlungen mit Preisaufschlägen von 10 €/t. Im Südwesten lag das Preisniveau um 10 €/t höher als noch im vergangenen Monat. Ein Verbraucher soll die Lieferung der Einkaufsmengen wegen des kurzen Produktionsmonats bereits in das neue Jahr überführt haben. In der Region Saar kauften Stahlwerke Altschrotte mit Aufschlägen von 10 €/t ein, Neuschrotte waren etwas niedriger bewertet mit 5 €/t.

Schrott in den Nachbarländern
Dezemberpreise lagen in Frankreich bei unverändert bis hin zu Steigerungen von 10 €/t. Altschrotte lagen eher im oberen Bereich bei 10 €/t, während Neuschrotte sich eher auf einem unveränderten Niveau bewegten. Im Nachbarland Luxemburg variierten Preisaufschläge und erreichten unterschiedliche Niveaus. Aufschläge für kleinere Kontaktmengen lagen bei 5 €/t, andere Preisaufschläge für größere Mengen zwischen 10 €/t bis 15 €/t. Es sollen auch Preise über diesem Niveau genannt worden sein. In Österreich nahmen Preise sowohl für Altschrotte als auch für Neuschrotte um 5 €/t zu. In der Schweiz setzten Verbraucher vermehrt auf Inlandsschrotte, Schrotte aus Deutschland wurden nur bedingt angefragt. Preise waren gegenüber dem Vormonat unverändert. In Italien verhielt sich der Markt diesen Monat weitgehend ruhig, es gab keine größeren Veränderungen. Die meisten Stahlwerke bereiteten sich auf die Weihnachtsfeiertage vor, kauften Schrotte zu unveränderten Preisen ein. Einige wenige Abnehmer erhöhten jedoch Preise um 5-10 €/t. Polnische Verbraucher sind auf der Suche nach Schrotten. Preissteigerungen lagen in diesem Monat zwischen 5 €/t bis 7 €/t und für schwere Altschrotte bei 16 €/t. Schrotthändler zeigten wenig Verkaufsbereitschaft. Dementsprechend war es für Verbraucher nicht leicht, ausreichend Material zu beschaffen. Schrottpreise blieben auf dem tschechischen Markt unverändert, da das größte Stahlwerk die November-Verträge bis zum Jahresende verlängerte, und somit praktisch gesehen kein gesonderter Zukauf in diesem Monat stattfand.

Schrottmarkt international
Am ersten Dezember stieg die von Argus täglich ermittelte Bewertung der HMS 1/2 (80:20) um 50 Cent auf 365 $/t CFR Türkei. Grundlage für den Anstieg war der US-Verkauf einer Schrottladung an ein Stahlwerk in Samsun. Die Ladung erhielt 15.000 Tonnen HMS 1/2 (80:20) für 365 $/t, 13.000 Tonnen Shredder- und 3.000 Tonnen Bonusschrotte zu jeweils 385 $/t CFR Türkei. Ein Marktteilnehmer vermutete bereits Anfang des Monats, dass der Verladeplan für Januar bereits zur Hälfte erfüllt sei. Dies deutete auf ein knappes Angebot und eine relativ hohe Nachfrage hin.

Im November legte der türkische Bewehrungsstahl einen beachtlichen Preisanstieg um 34,50 $/t hin. Demgegenüber stiegen Importschrottpreise der HMS 1/2 (80:20) über den Tiefseemarkt lediglich um 14 $/t. Schrottexporteure hatten Schwierigkeiten, Einkaufspreise stabil zu halten. Die Schrottnachfrage türkischer Stahlwerke stieg wegen zahlreichen Lageraufstockungsaktivitäten nach erhöhten Fertigproduktpreisen im November und weiteren Preisanstiegen im Dezember. Das Schrottangebot blieb begrenzt. Knüppelpreise stellten zwar weiterhin eine wettbewerbsfähige Alternative zum Schrotteinsatz dar, Lieferzeiten verlängerten sich aber bis in den März hinein.

Exporteure sahen sich gezwungen, höhere Preise zu zahlen, um in der gewöhnlich schwächsten Sammelzeit des Jahres Mengenströme zu sichern. Zuletzt zeigten sich Stahlwerke zurückhaltend, Preise für Importschrotte weiter zu erhöhen. Exportangebote blieben wegen geringen Wareneingängen an den wichtigsten Exporthäfen eingeschränkt. Widrige Witterungsbedingungen, erschwerte Logistik und zusätzliche Kosten für Frachten und Verladungen verschärften obendrein die Ausganssituation.

Gießerei
Die Kostenstruktur bei den Gießereien rückte immer mehr in den Fokus. Einsparungs- und Effizienzprogramme sind notwendig, um die Rentabilität zu steigern. Wie bereits im vergangen Jahr standen auch zum Ende dieses Jahres Preisverhandlungen für Schrotte an. Gießereien forderten massiv Preisrückgänge, die sie letztendlich auch durchsetzten. Diese Preisrückgänge laufen gegen die zu erwirtschaftenden Margen der Schrottwirtschaft. Die produzierten Gießereimengen bewegten sich weiterhin auf einem niedrigen Niveau, wenngleich einige Marktteilnehmer geneigt sind, die Gießereilandschaft etwas positiver zu beschreiben. Eine leicht erhöhte Schrottnachfrage lässt einige Marktteilnehmer etwas optimistischer auf die Gießereiindustrie blicken.

Ausblick
Das ganze Jahr über stellte die Logistik den Schrotthandel vor große Herausforderungen. Ob über Straße, Schiene oder Wasser, die Suche nach geeigneten Lademöglichkeiten war sehr aufwändig und zeitraubend, der Transport kostenintensiv. Dieses Jahr zeigte, Schrotthändler mit großem Overhead und großem Kostenapparat sahen sich enormen wirtschaftlichen Herausforderungen ausgesetzt. Kleinere mittelständische Unternehmen konnten den schwierigen Anforderungen in der Regel besser begegnen. Spekulative Käufe gegen den Markt taten vielen Unternehmen nicht gut und führten zu finanziellen Schwierigkeiten. Der Schrottmarkt war während des gesamten Jahres geprägt von langen Zeitspannen mit sinkenden Preisen. Durch die allgemeine schwache wirtschaftliche Lage, durch Insolvenzen und Industrieverlagerungen ins Ausland sank das Mengenaufkommen und führte zu schwindenden Margen. Unternehmen, die sich durch Flexibilität, Reaktionsschnelligkeit und ständige Marktbeobachtungen auszeichneten, kamen besser mit diesen widrigen Marktbedingungen zurecht.

Gegenwärtig sehen viele Händler noch keine konjunkturellen Verbesserungen im ersten Quartal des neuen Jahres. Es besteht allerdings ein Hoffnungsschimmer, dass im zweiten Quartal leichte Anzeichen einer besseren wirtschaftlichen Ausgangslage vorliegen. Das nächste Jahr, so sind sich Markteilnehmer sicher, wird kein Selbstläufer. Viele Marktteilnehmer stufen das kommende Jahr noch schwieriger ein als das gegenwärtige, wobei dieses Jahr schon ein herausforderndes Marktumfeld aufzeigte. Klar ist: Der Schrotthandel muss sich immer wieder neu erfinden, neue Absatzwege auftun, sich flexibel im Markt bewegen und den veränderten Herausforderungen immer wieder aufs Neue begegnen.

Redaktionsschluss 12.12.2025, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: O. Kürth