Schrottmarkt kompakt: Die Stimmung ist von großer Unsicherheit geprägt

Nach drei Monaten des Preisverfalls stabilisierten sich im August die Schrottpreise. Aussagekräftige Daten zur Entwicklung im September lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (15. September 2022) noch nicht vor. Die IKB Deutsche Indus­triebank AG erwartet in den nächsten Monaten eine leichte Belebung der Schrottpreise. Andere Marktteilnehmer gehen eher von stagnierenden und wieder fallenden Preisen aus.

Ferienbedingt lag das Schrottaufkommen im Berichtsmonat August auf einem niedrigen Niveau. Bei etlichen Sorten blieb das Aufkommen weiterhin knapp und das Schrottangebot insgesamt schwach. Das betrifft auch Edelstahlschrott: Die Nickel-Inhaltspreise wurden angehoben, um den Handel zum Verkauf zu bewegen. Die Stahlwerke in Deutschland und Europa hatten einen geringeren Bedarf an Stahlschrotten. Wenige Werke waren im Markt und passten sich den vom Export getriebenen Preisen an, was bei Altschrotten Preisanpassungen nach oben bewirkte. Impulse kamen aus dem Exportgeschäft in die Türkei, doch beschränkte die Niedrigwasser-Situa­tion den Transport auf den Binnenwasserstraßen.

Wie die IKB mitteilte, sind die deutschen Stahlwerke in Bezug auf die weitere Entwicklung des Ordereingangs verunsichert. Mit größeren Bestellungen hielten sie sich im August zurück. Die BDSV rechnet damit, dass sich die stahlverarbeitende Industrie angesichts der sich eintrübenden Konsumstimmung ebenfalls mit Bestellungen zurückhalten wird, was unmittelbare Auswirkungen auf die Nachfrage nach Stahlschrott haben wird. Russische Stahlerzeuger bieten ihre Produkte mittlerweile zu Dumpingpreisen am Markt an, weshalb schon türkische Werke stark unter Druck geraten sind. Laut ifo Institut ist die Stimmung in der deutschen Wirtschaft allgemein schlecht und von großer Unsicherheit geprägt. Die steigenden Energiepreise lassen Produktionskürzungen befürchten.

Bei weiter steigenden Energiepreisen könnte das ohnehin knappe Angebot an Aluminium auf dem Weltmarkt weiter abnehmen. Im Berichtsmonat August sind – bei konstanter Nachfrage – die Preise für Sekundär-Aluminiumschrotte leicht gestiegen. Für Ende September wurde die Schließung eines Aluminiumschmelzwerkes in der Slowakei bekannt gegeben. Wegen der anhaltend hohen Stromkosten hat ein deutscher Hersteller einen vorübergehenden Produktionsstopp angekündigt.

Bei Kupfer dürften die Rezessionssorgen – trotz Angebotsdefizit am globalen Kupfermarkt, das sich weiter ausweiten könnte – vorerst einen Preisanstieg verhindern. Im Ferienmonat August waren die Handelsaktivitäten verhalten, die Kupfernotierungen pendelten sich bei 8.150 Euro pro Tonne ein. Das Angebot an Kupferschrotten ist knapp.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 10/2022, Seite 41, Foto: O. Kürth)