Schrottmarktbericht: Positive Grundstimmung

Die gute Nachfrage nach Schrott führte im Berichtsmonat März zu einer Gegenbewegung bei den Preisen. Einige Verbraucher waren anscheinend durch ihre Abschläge im Februar – die der Handel als überhöht empfunden hatte – nicht so wie geplant versorgt worden. Entsprechend reagieren daher die Verbraucher im März, um Lieferengpässe zu vermeiden.

Die Preiserhöhungen lagen je nach Werk und Sorte sowie der Preisbasis im Februar bei rund 10 bis 27 Euro pro Tonne. Über alle Verbraucher hinweg betrachtet, erreichten die Einkaufspreise das Januar-Niveau, wobei es Abweichungen sowohl nach unten als auch nach oben gab. Das bundesweite Preisgefüge war dadurch sehr uneinheitlich. Je länger die Händler mit ihren Abschlüssen warteten, desto fester wurde ihre Verhandlungsposition; Geduld zahlte sich in diesem Monat aus.

Nach übereinstimmender Aussage des Handels steigt zwar mit dem wirtschaftlichen Aufschwung das Schrottaufkommen, allerdings hinkt der Zustrom zu den Lagern sowohl an Neu- als auch an Altschrotten, der Nachfrage zeitlich hinterher, sodass im März auf vielen Plätzen der Zulauf nicht den Erwartungen entsprach. Dadurch sind mittlerweile die im Januar und Februar vorhandenen Überhänge über alle Handelsstufen hinweg abgebaut. Selbst Späne, die sich in den beiden vorherigen Monaten einer geringen Einsatzbeliebtheit erfreuten, waren wieder gefragt und entsprechend bewertet.

Nachbarländer

Deutschland, Basisjahr 2010 = 100, Quelle: Statistisches Bundesamt/Destatis

Die meisten italienischen Stahlwerke mit Schrottbedarf aus Deutschland haben ihre Einkaufspreise im März auf das Januarniveau angehoben. Damit lagen einige Verbraucher mit ihren Einkaufspreisen jedoch unter denen deutscher Abnehmer. Die Schrottanlieferung durch inländische Händler scheint ausreichend gewesen zu sein, denn seit der 12. Kalenderwoche kürzen einige Verbraucher diesen Lieferanten die Preise. Französische Abnehmer zahlten rund 15 Euro mehr als im Februar, und in Belgien und Luxemburg stiegen die Preise um durchschnittlich 25 Euro pro Tonne. Insbesondere in Luxemburg musste der Abnehmer seine Preispolitik aus dem Vormonat wegen der geringen Lieferbereitschaft des Handels bei allen Sorten überdenken. In den Niederlanden lag der Annahmepreis bei dem größten Verbraucher um rund 25 Euro pro Tonne über dem Niveau in Deutschland. Die Exporteure in den niederländischen Tiefseehäfen hatten ihre Annahmepreise frei Lager wegen der Nachfrageschwäche im internationalen Markt zwischendurch um rund 15 Euro pro Tonne reduziert. Durch die festen Preise der europäischen Werke und den mangelnden Schrottzulauf erhöhten sie die Annahmepreise schnell wieder um 10 Euro pro Tonne. Mit Preisangeboten auf Basis des Januars wurden die Verbraucher in der Schweiz und in Österreich bei gutem Bedarf ausreichend versorgt. Die Preiserhöhung der polnischen Inlandswerke von 8 bis 15 Euro pro Tonne führte wegen attraktiverer Preise der deutschen Werke zu einem verbesserten grenzüberschreitenden Materialfluss. Die steigende Nachfrage sowohl der Stahlwerke als auch der Gießereien im Vereinigten Königreich hat im März zu Preiserhöhungen je nach Sorte von 23 bis 34 Euro pro Tonne geführt.

Gießereien

Für die Auftragslage bei den Gießereien, die für die Automobil- und die Maschinenbauindustrie produzieren, scheint die Umschreibung Hochkonjunktur passend. Die hohe Nachfrage zum Beispiel nach Handelsguss konnte nicht in allen Fällen befriedigt werden, weil das Aufkommen unter anderem durch jahreszeitliche Beschränkungen nicht ausreichend ist. Die Preise stiegen je nach Gießerei und Sorte gegenüber dem Vormonat um 10 bis 20 Euro pro Tonne bei Werken ohne Preisbindung, wobei Verbraucher im laufenden Monat immer noch Mengen suchen und flexibel agieren. Die Roheisenpreise sind dagegen stabil geblieben, da es den ausländischen Herstellern bisher nicht gelungen ist, die gewünschten Preiserhöhungen durchzusetzen.

Preise unter Kontrolle

Quelle: bvse

Bis zum Redaktionsschluss hatten türkische Werke zur Lieferung im April rund 16 Tiefseeladungen Schrott gekauft. Die Anbieter hatten mit etwa 10 bis 15 weiteren Schiffsladungen gerechnet, aber die türkischen Verbraucher agierten sehr zurückhaltend. Sie konnten auf diese Weise ihre Schrotteinkaufspreise unter Kontrolle halten und deutliche Preiserhöhungen vermeiden, die der Handel angesichts des eigenen und des weltweiten Schrottbedarfs sowie der steigenden Fertigstahlpreise eigentlich erwarten konnte. Nachdem in China die Fertigstahlpreise wegen der noch fehlenden Frühjahrsbelebung und der damit verbundenen schwachen Inlandsnachfrage etwas unter Druck gerieten, bemühten sich die türkischen Verbraucher, die Schrottpreise nach unten zu drücken beziehungsweise zumindest nicht steigen zu lassen. Auf diese Weise konnten sie mit flexiblen Stahlpreisen auf die chinesische Konkurrenz im ostasiatischen Raum reagieren. Spannend dürften vor allem die Reaktionen der Weltwirtschaft auf die im Stil des Wilden Westens inszenierte amerikanische Marktabschottung durch Strafzölle werden. So könnte es unter anderem für die türkische Seite zu Verwerfungen bei ihren Stahl­exporten in die USA einerseits und ihren Schrottimporten aus den USA andererseits kommen. Denn der enorme türkische Schrottimportbedarf, der (siehe Grafik) im vergangenen Jahr bei 21 Millionen Tonnen gelegen hat, könnte bei vergleichbarem Bedarf in diesem Jahr dann zu einer noch größeren Herausforderung für die Beschaffung werden, wenn alternative Lieferanten gesucht werden müssen. Die Auswirkungen der US-Strafzölle, egal wie und wen sie letztendlich treffen, werden zu Gegenreaktionen führen. Die Sorge, dass die globale Handelsware Schrott schnell in den Sog von protektionistischen Maßnahmen und Gegenmaßnahmen geraten kann, ist groß und sicherlich berechtigt.

Fragezeichen

Die fünf Wirtschaftsweisen haben ihre Prognose vom Herbst 2017 über den Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts 2018 von 2,2 Prozent nun auf 2,3 Prozent angehoben und sprechen von einer Hochkonjunkturphase, in der sich der Aufschwung weiterhin positiv entwickelt. Beim Ausblick auf den kommenden Monat geht der Schrotthandel von einem unverändert hohen Bedarf der Verbraucher aus. Aus heutiger Sicht und ohne Berücksichtigung irgendwelcher zu erwartender Störfeuer im nationalen und internationalen Markt rechnen weite Teile des Handels mit stabilen Schrottpreisen im April.

Redaktionsschluss 22.03.2018, BG-J/bvse

(Alle Angaben/Zahlen ohne Gewähr)

Foto: Marc Weigert

(EU-Recycling 04/2018, Seite 34)

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