Klöckner Siebmaschinen – Solides Handwerk ist gefragt
„Unsere Anlagen sind auf Langlebigkeit konzipiert. Wir reden hier von bis zu 25 Jahren – dann dürfen Sie sich beschweren, dass eine Anlage kaputt ist“, sagt Alexander Klöckner im Gespräch mit EU-Recycling. Klöckner Siebmaschinen stehen für Qualitätsprodukte Made in Germany – so einfach wie möglich, so effektiv wie nötig. Das Unternehmen beschreibt Geschäftsführer Alexander Klöckner als Stahlbau- und Handwerksbetrieb. In den Zukunftsthemen Industrie 4.0 und Digitalisierung ist ihm zu wenig Mensch drin.
Die Klöckner Siebmaschinen GmbH & Co. KG wurde 1980 als Schlossereibetrieb gegründet. Alexander und Jasmin Klöckner führen das Unternehmen seit acht Jahren in zweiter Generation. Mit dem Generationenwechsel kamen neue Produkte dazu. Das Portfolio umfasst neben Siebmaschinen auch Fördertechnik und Sonderbau. Bei der Konstruktion der Maschinen steht eine leichte Bedienung im Vordergrund. Die Anlagen sind qualitativ hochwertig, anwenderfreundlich, langlebig und wartungsarm. Auf der RecyclingAktiv und TiefbauLive 2019 wird Klöckner eine Siebanlage live in Aktion zeigen.
Herr Klöckner, seit über 30 Jahren stehen Klöckner Siebmaschinen für innovative Anwenderlösungen im Bereich des Recyclings von Böden, Bauschutt oder Abraum – für Qualitätsprodukte 100 Prozent Made in Germany. Flaggschiff ist das Modell KS 3012, die größte Siebmaschine im Lieferprogramm. Was ist das Besondere an dieser Siebanlage?
Ich vergleiche sie gerne mit der eierlegenden Wollmilchsau: Mit der KS 3012 ist schon so gut wie alles gesiebt worden. Seien es Schüttgüter – sprich Böden und Abraum –, Abbruchabfälle, Bauschutt oder auch vorklassiertes Material in der Größenordnung von zwei Millimetern bis 100 Zentimetern. Im letzten Jahr kam ganz stark die Schrott-Absiebung dazu. Daher haben namhafte Stahl- und Metallrecyclingunternehmen Anlagen von uns im Einsatz. Die KS 3012 ist ursprünglich als Vorbrechsieb konzipiert worden und hat in ihrer über 30-jährigen Geschichte verschiedene Evolutionsstufen erfahren. Wobei wir noch die Ersatzteile für bis zu 25 Jahre alte Maschinen in Betrieb liefern können. Es lassen sich bis zu drei Fraktionen gleichzeitig separieren – mit entsprechend beigestellten Förderbändern. Sie können dabei der KS 3012 Materialgrößen von 500 x 500 x 500 Millimetern sowie auch ganze Meterstücke aufgeben. Das ist eine absolut solide Stahlkonstruktion.
Ihr Credo lautet: „So einfach wie möglich, so effektiv wie nötig“. Die KS 3012 wird als nachgeschaltetes Sieb hinter einem Brecher oder Stand-alone eingesetzt. Welche Durchsatzleistungen können – je nach Material – erzielt werden?
Die Durchsatzleistung hängt von der Materialbeschaffenheit ab und ob das Sieb von einem Bagger oder Radlader beschickt wird oder einem Bunker oder Brecher nachgeschaltet ist. Wir haben zum Beispiel mal Lehm abgesiebt – Lehm gilt als nicht siebbar –, da haben wir 15 Kubikmeter in der Stunde geschafft. Bei einer kontinuierlichen Materialaufgabe, wenn die Siebanlage hinter einem Brecher geschaltet ist oder das Material aus dem Bunker über Förderbänder aufgegeben wird, sind je nach Material 150 bis 200 Kubikmeter die Stunde möglich.
Klöckner Siebmaschinen ist auf der kommenden RecyclingAktiv/TiefbauLive. Dort werden Sie ein neues Siebmodell vorstellen?
Ja, wir werden eine containermobile Version der KS 3012 im Lieferprogramm präsentieren: die CM 3012 mit Hakenlift – zum einfachen Verladen und mobilen Versetzen der Maschine, die bereits bei Kunden in Belgien im Einsatz ist. Dabei kann eine Person – wie bei der KS 3012 – alle Aufgaben inklusive Siebbelagwechsel an der Anlage erledigen. Geplant sind tägliche Live-Vorführungen der CM 3012 – auf der Aktionsfläche Schrott & Metall und auf der Musterbaustelle Straßen- und Wegebau. Zu sehen sein wird das Sieben von Schrott, Steinen und Böden. An unserem Messestand sind zwei weitere Siebmaschinen ausgestellt, darunter die kleinere Siebmaschine KS 2015 mit einer Durchsatzleistung von 20 bis 50 Kubikmeter.
Bei Recyclingmaschinen-Herstellern gibt es keine Massenprodukte von der Stange, sondern individuelle Anwenderlösungen. Inwieweit standen Ihre Kunden Pate bei der Entwicklung der neuen CM 3012?
Es ist oft so: Ich werde gefragt, könnt ihr sowas bauen. Ich sage dann prinzipiell ja. Bekomme ich von jemand anderem die Frage ein zweites Mal gestellt, horche ich auf. Und wenn mir ein Dritter die gleiche Frage stellt, fang ich an zu projektieren und zu entwickeln. Weil ich einen Markt dafür sehe. So war das auch bei der Siebmaschine CM 3012, der Hakenlift-Variante. Die Entwicklung ist tatsächlich in enger Zusammenarbeit mit Kunden gelaufen. Heute kommen wir mit dem Bauen kaum mehr nach.
Sie haben – salopp gesagt – das Ohr am Kunden?
Wir sind nicht der Siebmaschinenbauer, der sagt: Hier ist ein Sieb, sieh zu, wie du damit fertig wirst. Und wenn Kunden sagen, dass sie seit einer halben Ewigkeit auf der Suche nach einer Sieblösung sind, und zu hören bekommen, dass es nicht geht, dann sage ich: Wir wissen nicht, dass es nicht geht, also machen wir es. Wir haben schon bestimmt zwei, drei Sachen gemacht, wo vorher gesagt wurde, es funktioniert nicht. Warum sollte es nicht gehen? Wir kennen die Prozesstechnik, wir kennen die Materialien, wir sind hier qualifiziert!
Wie ist allgemein die Branche bezüglich Siebtechnik aufgestellt?
Siebtechnik erfordert tiefer gehende Kenntnisse und es gibt meiner Meinung nach nur wenige Unternehmen, die das wirklich können. Ein Sieb hinstellen und jetzt sieb mal deinen Mutterboden/Oberboden aus: Das können sie alle. Aber zu berücksichtigen, dass wir unterschiedliche Böden-Zusammensetzungen haben, die spezielle Siebbeläge erfordern, da schaut es schon anders aus. Diese Kombination aus der Siebtechnik, der Fördertechnik, der zu verwendenden Siebe in der jeweiligen Arbeitsumgebung: Das ist schon etwas, das nicht mal eben so geleistet werden kann von jedem.
Ihre Siebanlagen laufen hinter allen gängigen Brechsystemen von Markenherstellern. Wohin geht der Trend bei Brech- und Siebtechnik?
Im ganzen Bereich Brech- und Siebtechnik geht es in Richtung Verkleinerung, denn der Wertschöpfungskreislauf fängt immer früher an. Aufgrund der gestiegenen Deponiekosten lohnt es sich, selber tätig zu werden. Früher fuhr der GaLa- und Straßenbau alles auf die Deponie und bezahlte dort für den Kubikmeter Schüttgut vielleicht 30 Euro. Das passte damals. Heute wollen die Deponien 160 Euro je Kubikmeter. Da kann ich mir als Betroffener überlegen, schaff ich mir eine kleine Brechtechnik und eine kleine Siebtechnik an – Systeme, die sich in der 20-bis-25-Tonnen-Klasse bewegen. Und dafür ist unsere 3012 ideal.
Es geht also darum, in diesem kleineren Bereich, der immer interessanter wird, wirtschaftliche Lösungen zu finden?
Wir wollen vor allem kleineren und mittleren Unternehmen vernünftige Lösungen zu reellen Preisen anbieten können. Kombinierte Brech- und Siebtechnik, die nicht Millionen Euro kostet. In diesem Bereich des Anlagenbaus wollen wir uns stärker positionieren. Auch lege ich bei unseren Zulieferern, mit denen wir diesbezüglich eng zusammenarbeiten, großen Wert darauf, dass das auch mittelständische Betriebe sind: Wo die Entscheidungswege kurz sind, wo man sich nicht durch die Abteilungen durcharbeiten muss.
Kommen wir zum Thema Digitalisierung und dem Schlagwort „Industrie 4.0“ in aller Munde. Inwieweit ist das bei Ihnen ein Thema?
Der kaufmännische Bereich im Unternehmen ist komplett durchdigitalisiert: Verwaltung, Buchhaltung, Logistik, Vertrieb etc. Wir können dabei sehr kurzfristig reagieren und Lösungen finden. Eine Art Robotisierung der Produktion im Werk will ich dagegen nicht. Ich sehe uns ganz klar, auch wenn wir im industriellen Maßstab fertigen, als Handwerksbetrieb. Wir machen soliden Stahlbau. Bei uns arbeiten keine Roboter, bei uns schweißen keine Maschinen. Das ist eine ganz bewusste Entscheidung. Einer sogenannten Industrie 4.0 stehe ich im Wesentlichen latent-ablehnend gegenüber. Da ist mir zu wenig Mensch drin.
Aber Ihre Anlagen können mit zum Beispiel einem Ferndiagnosesystem zur Wartung und Fehlerbehebung ausgerüstet und prozessgesteuert eingebunden werden?
Das ist möglich und auch schon bei einer Brecher- und Siebanlage in Cuxhaven realisiert worden. Wenn wir solche Anlagentechnik beim Kunden einbauen, achten wir aber darauf, dass wir im Störfall auf alle potenziellen Fehlerpunkte im System Zugriff haben und hier nicht von anderen, vorgeschalteten Systemen und deren Notdiensten abhängig sind, die dann vielleicht nicht verfügbar sind. So kam es schon vor, dass wir bei einer Anlagen-Fehlschaltung nicht die Kontrolle hatten und sich die Behebung einer elektronischen Störung über das Wochenende verzögerte.
Der Vergleich ist zutreffend: Mit Computern ungleicher Betriebssysteme wird man niemals die gleichen Probleme haben?
Weil Hardware und Software ganz eng zusammenarbeiten. Und das ist bei uns im Prinzip analog. Das greift so ineinander, dass wir sagen können: Da liegt der Fehler. Und wir können auch sagen: Da liegt eine Fehlbedienung durch den Anwender vor. Und Probleme treten auch auf, weil die Maschine einfach nicht regelmäßig gereinigt wird. Einmal bin ich zum Beispiel auf eine Baustelle gerufen worden, weil der Not-Aus-Schalter der dort eingesetzten Siebmaschine permanent auslöste. Per Video und Zeitlupenaufnahme konnte ich dem Baggerfahrer nachweisen, dass er beim Beschicken des Siebs die Schaufel zu früh hochnimmt. Dadurch schleuderte Material durch die Gegend und trafen Steine immer wieder den Not-Aus.
Dann können Sie vermutlich auf ein Ferndiagnosesystem verzichten?
Uns ist nichts Menschliches fremd. Fehler passieren. Und dass dann einfach nicht die Wahrheit gesagt wird. Alle meine Mitarbeiter haben die Ansage: Wenn ihr an Ort und Stelle mit den Leuten sprecht, bittet sie, die Wahrheit zu sagen. Wenn das der Fall ist, wird ein kleines technisches Problem nicht größer. Wir reden da Klartext: Pass auf, sag uns einfach, was passiert ist.
Der falsche Umgang mit einer Maschine hat also mehr Wartungsaufwand und damit höhere Betriebskosten zur Folge?
Wartungsfreie Maschinen gibt es nicht, aber wartungsarme. Wenn ich die grundsätzlichen Regeln beachte, habe ich als Anwender einen minimalen Wartungsaufwand bei unseren Siebanlagen, bei maximalem Ertrag und maximaler Lebensdauer. Bei unseren Anlagen ist letztlich auch alles überdimensioniert. Das heißt, die Antriebsmotoren laufen zum Beispiel beim KS 2015 auf 50 Prozent und nicht auf 100 Prozent. Das hat zur Folge, dass sie eine Lebensdauer von rund 120.000 Betriebsstunden haben. Dann müssen die Lager gewechselt werden, nicht aber der Motor. Unsere Anlagen sind auf Langlebigkeit konzipiert. Wir reden hier von bis zu 25 Jahren – dann dürfen Sie sich beschweren, dass eine Anlage kaputt ist!
Herr Klöckner, vielen Dank für das Gespräch!
(Das Gespräch führte Marc Szombathy)
(EU-Recycling 08/2019, Seite 10, Foto: Klöckner Siebmaschinen GmbH & Co. KG)