Verpackungsrecycling: Neue Sortiertechnologien auf dem Prüfstand
Forum Rezyklat beauftragt Forschungskonsortium mit Vergleichsstudie.
Jedes Jahr verbrauchen und entsorgen deutsche Haushalte immer mehr Verpackungen. Aber auch immer mehr werden recycelt. Letzteres gewinnt zunehmend an Bedeutung, da die Recyclingquoten seit dem Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes im Juli 2021 bereits zum zweiten Mal erhöht und der Einsatz von Rezyklat den Herstellern ab 2025 erstmals gesetzlich vorgeschrieben werden.
Mit diesen gesetzlichen Umweltzielen kommen auf alle Unternehmen entlang der Recyclingkette Herausforderungen zu. Beim Erfüllen der Recyclingauflagen spielen Sortiertechnologien eine zentrale Rolle. Im Forum Rezyklat diskutieren und bewerten deshalb Experten für Kreislaufwirtschaft die Technologien mit dem Ziel, auf Basis einer neutralen Gegenüberstellung eine Vergleichbarkeit zu schaffen und somit Investitionsentscheidungen zu erleichtern. Das Fachpaket „Technologie und Recyclingfähigkeit“ des Forum Rezyklat hat dazu eine Vergleichsstudie von Sortiertechnologien in Auftrag gegeben. Zusammen mit der Technischen Universität Hamburg, der Hochschule Pforzheim und der Montanuniversität Leoben wurde ein Forschungskonsortium ins Leben gerufen, das im Rahmen einer Vorstudie zunächst relevante Technologie-Anbieter identifizieren und deren Verfahren bewerten soll.
Bei der Auswahl und Bewertung spielen vor allem Kriterien wie die Reife und die voraussichtlichen Kosten der Ansätze eine wichtige Rolle. Die Vorstudie wird voraussichtlich Ende 2022 abgeschlossen sein. Bei Bedarf soll darauf aufbauend eine Hauptstudie unter anderem mit praktischer Versuchsdurchführung neuer Sortiertechnologien erfolgen.
Vielversprechende Lösungen
Vor allem der Sortierung von Leichtverpackungen wird eine zentrale Rolle zugeschrieben. Gebrauchte Kunststoffverpackungen sollen zukünftig nicht mehr nur nach Material möglichst sortenrein sortiert werden, sondern auch anhand weiterer Eigenschaften wie zum Beispiel ihrer vorhergehenden Lebensmitteleignung. Vor diesem Hintergrund werden am Markt aktuell Technologien als Problemlösungen diskutiert und beworben, die sich zwar im Ansatz unterscheiden, letztlich aber alle die Qualität der produzierten Recyclingmaterialien verbessern sollen. Mittels digitaler Wasserzeichen, fluoreszierender Marker (Tracer-Based-Sorting) oder Bilderkennung sollen in Kombination mit künstlicher Intelligenz gebrauchte Verpackungen aus Kunststoff oder Papierverbund besser sortiert, verwertet und damit eine grundlegende Voraussetzung für hochwertiges Recyclingmaterial geschaffen werden.
Hilfestellung für Investitionsentscheidungen
Hintergrund für die Vergleichsstudie ist, dass der Einsatz neuer Technologien in der Regel erhebliche Investitionen seitens der beteiligten Unternehmen in ergänzende Infrastruktur bedeutet. „Aus diesem Grund ist eine neutrale Gegenüberstellung der Technologien zwingend erforderlich. Nur mittels einer wissenschaftlich fundierten Betrachtung können effiziente Investitionen getätigt und letztlich mehr Ressourcen durch das Verpackungsrecycling eingespart werden. Parallel dazu wäre eine zusätzliche Reduktion von CO2-Gasen ein weiterer positiver Nebeneffekt“, erklärt Diana Uschkoreit, Geschäftsführerin BellandVision, die das Fachpaket „Technologie und Recyclingfähigkeit“ leitet.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 08/2022, Seite 19, Foto: Veolia Deutschland GmbH)