Schrottmarkt kompakt: Die Rezessionssorgen nehmen zu

Konjunkturängste trüben aktuell die Aussichten auf den Schrottmärkten. Der Ukraine-Krieg und die Energiekrise infolge der zurückgehenden Gaslieferungen aus Russland belasten überhaupt die gesamtwirtschaftliche Situation.

Die Schrottpreise gaben im Juni erneut nach, dürften im Juli einen Tiefpunkt erreichen und nach der Sommerpause – wenn die Nachfrage nach Stahlschrott voraussichtlich wieder steigt – erneut deutlich anziehen. Das prognostiziert die IKB Deutsche Industriebank AG. Aussagekräftige Daten zur Entwicklung im Juli lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (15. Juli 2022) noch nicht vor.

Nach dem Einbruch der Nachfrage der italienischen Stahlwerke im Juni und zuletzt wenig Kaufinteresse bei türkischen Verbrauchern sind jedoch weitere Preisreduzierungen nicht auszuschließen. Im Berichtsmonat Juni sind zum zweiten Mal in Folge die Stahlschrottpreise je nach Sorte und Abnehmerwerk pro Tonne um 80,00 bis 120,00 Euro gefallen. Die Preise für Edelstahlschrott gingen seit Anfang Mai um circa 30 Prozent zurück. Der Drei-Monats-Nickelkurs an der LME fiel Mitte Juni um über 13 Prozent.

Während Unternehmen der stahlverarbeitenden Industrie weiterhin volle Auftragsbücher melden, häufen sich die Klagen der Stahlwerke über immer weniger Abrufe und fehlende Neuaufträge. Laut Wirtschaftsvereinigung Stahl wurden im Mai rund 3,2 Millionen Tonnen Rohstahl produziert – 11,5 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahresmonat.

Zunehmende Rezessionssorgen äußert auch der NE-Metallmarkt. Die IKB sieht im Bereich Aluminium die Lagerbestände an der LME weiter im freien Fall. Die investive Nachfrage nach Aluminium verminderte sich den Angaben zufolge im April um rund 35 Prozent. Dabei haben sich die Aluminium-Abrufe der Automobilindustrie zuletzt wieder stabilisiert. Insgesamt wird die Absatzsituation von Marktteilnehmern derzeit als gut bezeichnet, die berichteten, dass sich die Preise für Sekundärblöcke im Juni gegenüber dem Vormonat wieder gefestigt hatten und nun seitwärts tendieren würden, was sich unmittelbar in den Aluminium-Schrottpreisen widerspiegele.

Die globalen Kupferbestände sind zurzeit eher niedrig einzustufen. Bei einer anziehenden Nachfrage könnte das schnell zu einem Preisanstieg führen. Im Berichtsmonat Juni bewegten sich die Kupferpreise weit unter 8.500 US-Dollar pro Tonne. China als größter Kupferverbraucher weltweit bremst mit seiner Null-Covid-Strategie das Wirtschaftswachstum. Ursächlich für die Entwicklung bei Kupfer ist auch die Zinspolitik der US-Notenbank, die die Sorgen einer wirtschaftlichen Abschwächung in der Branche verstärkt.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 08/2022, Seite 39, Foto: Marc Weigert)

 

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