Schrottmarktbericht Februar 2024: Preiszugeständnisse halten den Markt ruhig

Aktuelle Frühindikatoren für die deutsche Wirtschaft deuten noch nicht auf eine spürbare Belebung hin. Gestiegene Material- und Finanzierungskosten sowie die unverändert schwache Inlands- und Auslandsnachfrage belasten die Wirtschaft nach wie vor. Hinzu kommen Streiks im öffentlichen Verkehr sowie hohe Krankheitsstände bei den Erwerbstätigen, die das Arbeitsvolumen einschränken und in Summe die konjunkturelle Erholung abermals verzögern.

Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage wie auch die Aussichten auf die kommenden Monate haben sich, laut ifo-Geschäftsklimaindex, weiter eingetrübt. Verzögerungen der Lieferzeiten und Erhöhungen der Transportkosten infolge der Huthi-Attacken im Roten Meer erzeugen Widerstände in der Wirtschaft. Die Entwicklung des privaten Konsums erzeugt ein eher pessimistisches Bild. Gemäß Prognosen des GfK sinkt das Konsumklima um -29,7 Zähler und nimmt damit den niedrigsten Wert seit März 2023 ein, wo -30,6 Punkte dem gegenüber standen. Der Preisniveauanstieg binnen Jahresfrist belief sich im Vormonat Januar bei 2,9 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert seit Juni 2021 und sorgt für eine Aufhellung bei dem Konsumverhalten.

Schrottmarkt
Im Monat Februar kam es zu Preisaufschlägen bei den Schrotten von durchschnittlich 10 €/t. Viele inländische Verbraucher passten ihre Einkaufspreise den Exportpreisen an. Marktteilnehmer befürchteten zunächst weitere Einkaufskampagnen aus dem Ausland und damit verbunden mögliche Preisaufschläge. Diese Einkäufe blieben jedoch aus, sodass sich der Markt stabilisierte. Die Preisaufschläge waren weitestehend notwendig, um den Markt zu beruhigen. Die gezahlten Inlandspeise und die Exportpreise glichen sich einander an, die Inlandspreise wurden somit erheblich konkurrenzfähiger. Dennoch blieb die Materialverfügbarkeit allgemein schwierig. Spotmengen, die im Januar den Verbrauchern verkauft wurden, mussten aus verschiedensten Gründen teilweise noch bis in den Februar ausgeliefert werden. Bei einigen Werken zeigten sich noch Auswirkungen des Bahnstreiks aus Januar. Diese Probleme konnten aber weitestgehend abgebaut werden. Das Gleichgewicht zwischen den noch auszuliefernden Mengen plus den angebotenen Mengen und den Schrottbedarfen gilt bei diesem derzeitigen Preisniveau als austariert.

Schrott in den Regionen
Im Norden sind die Verbraucher mit Preisaufschlägen von 10 €/t dem Markt begegnet und konnten so durch schnelle Verhandlungen Ruhe in Markt bringen. Der Schrotteingang hat sich etwas gefestigt, viele Schrotthändler leben von der Hand in den Mund, da die Verfügbarkeit sehr eingeschränkt ist. Im Osten sind die Preise ebenfalls um 10 €/t gestiegen. Einige Werke stehen allerdings noch preislich hinter den Erwartungen des Schrotthandels. Im Westen waren die Bedarfe im Februar sehr gering. Ein großer Verbraucher konnte, durch einen ungewollten Stillstand Ende November letzten Jahres, seiner Einkaufstätigkeit erst im Januar wieder auf herkömmlicher Weise nachgehen. Aufgelaufene Rückstandsmengen nahm der Verbraucher an und kaufte Neumengen zu unveränderten Preisen. Ein anderes Werk meldete ebenfalls geringe Bedarfe an und zahlte für Schrotte um bis zu 10 €/t mehr als noch im Vormonat. Im Südwesten fielen die Schrottbedarfe höher aus als erwartet. Die Preisaufschläge lagen ebenfalls bei 10 €/t. Im Süden kam es auch zu Preisaufschlägen von 10 €/t.

Schrott in den Nachbarländern
Die französischen Verbraucher schlossen die Schrottverhandlungen im Februar mit einem Preisaufschlag von 5 €/t ab. In Luxemburg blieben die Verbraucher ebenfalls bei einem Aufschlag von 5 €/t, wobei die Bedarfe nur zu Dreiviertel gedeckt werden konnten. In Österreich schlossen die Verbraucher ihre Schrotteinkäufe mit einer Spanne ab, die von unveränderten Preisen bis zu Preissenkungen von 10 €/t reichte. Neuschrotte blieben überwiegend auf unverändertem Niveau und Altschrotte lagen bei minus 10 €/t. Ein weiterer Abnehmer kaufte zu unveränderten Preisen, was als Korrektur auf den Vormonat gewertet wurde. In der Schweiz lag die Preisrange bei unverändert bis zu -10 €/t zum Vormonat. Die italienischen Verbraucher signalisierten anfänglich eine deutliche Reduzierung der Preise, mussten aber Zugeständnisse machen, sodass die Verhandlungen bei unveränderten Preisen endeten. In Polen wurden Schrotte auf weitestgehend unverändertem Preisniveau abgeschlossen. In der Tschechischen Republik war ein Verbraucher nicht im Markt vertreten. Die Preise sind bei geringen Schrottbedarfen um bis zu 10 €/t gesunken.

Schrottmarkt international
Zu Beginn des Monats Februar waren europäische Schrottexporteure überwiegend nicht im Markt vertreten. Anfänglich wurde ein Verkaufsabschluss diskutiert von einem niederländischen Lieferanten, der die HMS 1/2 (80:20) zu 415 $/t CFR Türkei verkaufte. Dieser Verkauf sorgte dafür, das die Exporteinschätzung von Metal Expert für die HMS 1/2 (80:20) von 410 $/t in der Vorwoche auf 415 $/t CFR Türkei anstieg. Im Vereinigten Königreich führte ein ungewöhnlich milder Januar zu einem ausreichenden Schrottaufkommen, während die inländische Nachfrage moderat blieb. Durch geringe Aktivitäten auf dem asiatischen Containermarkt drangen britische Schrottexporteure in den türkischen Markt ein. Ein in Karadeniz ansässiger Stahlhersteller kaufte eine britische Schrottladung von 20.000 t Shredderschrotten und 20.000 t Bonusschrotten zu 442 $/t CFR Türkei.

Der Kurzstreckenverkehr trieb kurzfristig die Schrottpreise nach oben. Mehrere Lieferanten gaben an, dass Stahlhersteller je nach Herkunftsort 400-405 $/t CFR Türkei für die HMS 1/2 (80:20) boten. Mit lediglich geschätzten sechs gekauften März-Tiefseeladungen zu Beginn des Monats Februar nutzen türkische Verbraucher wahrscheinlich die Gunst der Stunde, um weitere Schrotteinkäufe zu tätigen.

Europäische Lieferanten benötigen mindestens 419-420 $/t CFR Türkei für die HMS 1/2 (80:20), um ihre Ladungen noch gewinnbringend verkaufen zu können. Währenddessen halten US-amerikanische Exporteure an der Preisschwelle von 425 $/t CFR Türkei fest. Der Markt wurde immer mal wieder durch angeblich niedrigere Preisangebote aufgeweicht. Diese Preiszugeständnisse stellten aber nur die Ausnahme dar. Obwohl der Inlandsmarkt in den USA je nach Qualität um bis zu 30 $/t heruntergegangen ist, zeichnete sich auf dem Exportmarkt ein fester Schrottmarkt ab. Das sehr uneinheitliche Marktbild zeigte in den USA einen sehr weichen Inlandsmarkt, aber zugleich einen stabilen Exportmarkt. Vieles hängt davon ab, wieviel Material russische Exporteure in den Markt geben und welche Anpassungsfähigkeit baltische Verkäufer an den Tag legen. Russische und baltische Lieferanten gelten derzeit als anpassungsfähig, wenn es um das Preisniveau von Schrotten geht. Ein türkischer Stahlhersteller plant ein Joint-Venture mit einem in den Niederlanden ansässigen Exporteur von Schrotten, um die Rohstoffversorgung zu sichern. Dieser Zusammenschluss soll sicherstellen, dass bestehende Anlagen auf einem hohen technologischen Stand betrieben werden.

Gießereien
Die Gießereien scheinen immer mehr unter Zugzwang zu geraten. Steigende Entsorgungspreise und eingeschränkte Absatzwege der zu entsorgenden Stoffe, hohe CO2-Emissionen und ein hohes Preisniveau der Rohstoffmaterialien belasten die wirtschaftlichen Aussichten der Gießer. Während ansonsten immer der Blick auf die großen Abnehmergruppen der Automobilzulieferindustrie oder die Zulieferer der Maschinen- und Anlagenbauer gerichtet war, sind diese Schwierigkeiten, mit denen die Gießereiindustrie aktuell konfrontiert wird, allumfänglich und für viele sogar existenzbedrohend. Während die Schrotteinkaufsmengen im Dezember monatsbezogen noch gut waren, gestaltete sich der Einkauf im Januar verhalten und im Februar war bereits ein hohes Maß an Vorsicht sichtbar. Die Preise für die nicht gebundenen Schrotte stiegen um 10 €/t.

Ausblick
Es scheint sich die weltweite Nachfrage und die mit der Lieferkettenstörung einhergehende Ausweitung der Lagerhaltung wieder zu normalisieren. Bei steigenden Löhnen und rückläufigen Inflationsraten dürfte mit einer Erholung des privaten Konsums in den nächsten Monaten zu rechnen sein. Auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen sind weitere Preisnachlässe zu beobachten. Vor diesem Hintergrund dürften die inflationsdämpfenden Faktoren inklusive einer zu erwartenden geldpolitischen Straffung der EZB zu einer Normalisierung im Jahresverlauf führen.

Bei der Schrottverfügbarkeit erwarten Marktteilnehmer weiterhin eine sehr angespannte Situation. Das Augenmerk ist im kommenden Monat sehr stark auf die Inlandsnachfrage der von der Stahlindustrie erzeugten Fertigmaterialien gerichtet. Ende März beginnt bereits die Ferienzeit und da bleibt die Frage offen, inwiefern diese Zeit für Anpassungen hinsichtlich möglicher Produktionskürzungen genutzt wird. Allgemein liegen die Erwartungen für den kommenden Monat bei einem stabilen Preisgefüge bis hin zu leicht nach unten gerichteten Preiskorrekturen.

Redaktionsschluss 16.02.2024, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: O. Kürth