Auf dem Weg zum geschlossenen Kreislauf für PU-Matratzen

Das Forschungsprojekt PURe­Smart hat nach Aussage von Covestro und dem federführenden Unternehmen Recticel gezeigt, dass die beiden ursprünglich eingesetzten Hauptrohstoffe von Polyurethan(PU)-Weichschaum aus Matratzen auf chemischem Wege in hoher Qualität und Reinheit zurückgewonnen werden können.

Erstmals wurde jetzt ein Weichschaum-Muster aus jeweils vollständig recyceltem Polyol und Toluol-Diisocyanat (TDI) hergestellt. Beide Rohstoffe wurden in der Pilotanlage von Covestro in Leverkusen gewonnen. „Damit haben wir das Ziel, eine Technologie zu entwickeln, um diese Produkte chemisch zu recyceln und Polyurethan in ein hochwertiges Recyclingmaterial umzuwandeln, vollständig erreicht“, erklärt Bart Haelterman, F&E-Direktor bei Recticel. „Zum ersten Mal in der Geschichte wird Polyurethan wirklich in eine Kreislaufwirtschaft integriert.“

Die Europäische Union förderte das PUReSmart-Projekt über einen Zeitraum von vier Jahren mit sechs Millionen Euro. Aufbauend auf dem Projekt treibt Covestro gemeinsam mit Partnern aus der Entsorgungswirtschaft die weitere Entwicklung des Weichschaumrecyclings bis zur industriellen Nutzung voran. Von einer „kontinuierlichen Evolution des Recyclings“ – genannt „Evocycle CQ“ – ist dabei die Rede. Die erste Initiative ist der Chemolyse von PU-Matratzenschaum gewidmet und heißt „Evocycle CQ Mattress“. Im Unterschied zu anderen chemischen Prozessen für das Recycling von PU-Matratzenschaum kommt das Verfahren ohne die Verwendung von fossilbasiertem Polyol aus. Es benötigt nur den vorsortierten Schaum aus Matratzenabfällen, ein Glykol und ein Additiv. Bei der Chemolyse werden das Polyol sowie Toluol-Diamin (TDA), die Vorstufe zu TDI, in hoher Reinheit und Ausbeute wiedergewonnen. Sie können nach Aufbereitung wieder beliebig oft für die Herstellung neuer PU-Weichschäume eingesetzt werden.

Noch viele Schritte zu unternehmen
„Evocycle CQ Mattress“ verwandelt ausgedienten Matratzenschaum direkt zurück in die Hauptbausteine und gibt altem Schaumstoff innerhalb eines optimierten Kreislaufsystems ein „neues Leben“. Vor allem im Hinblick auf die Hochskalierung des Prozesses müssen aber noch viele Schritte unternommen werden. Die Reise begann für Covestro im Jahr 2019 und führte bereits 2021 zum Start einer Pilotanlage im Werk Leverkusen, mit der die bisherigen positiven Laborergebnisse überprüft werden. Wenn die Versuche weiterhin erfolgreich verlaufen, plant das Unternehmen den Bau einer größeren Recyclinganlage, um die Technologie in einer industriellen Simulationsumgebung zu validieren.

Für den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft ist aber auch eine effektive und kostengünstige Versorgung mit gebrauchten PU-Matratzen entscheidend. Dafür müssen große Mengen gesammelt, in Einzelkomponenten wie Federn, Textilien und Schaumteile zerlegt und die Schaumkomponenten nach Reinheit und Dichte vorsortiert werden. Dies kann nur in enger Zusammenarbeit mit Partnern – in diesem Fall in der Recyclingindustrie – gelingen. Covestro kooperiert dazu bereits mit Unternehmen wie Interzero und Ecomaison (vormals Eco-mobilier).

www.covestro.com

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 05/2023, Seite 33, Foto: luigicora / pixabay.com)