Noch hohes Verwertungspotenzial in Schweizer Kehrichtsäcken

In der Schweiz landet immer weniger Abfall im Kehrichtsack. Dennoch besteht über 20 Prozent des Abfalls aus Stoffen, die eigentlich recycelt werden könnten. Zudem wäre mehr als die Hälfte der Lebensmittelabfälle, die weggeworfen werden, vermeidbar. Das zeigt die neue Studie „Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2022“ des Bundesamtes für Umwelt BAFU.

Rund sechs Millionen Tonnen Abfälle aus Haushalten und Kleingewerbe fallen in der Schweiz pro Jahr an. Das sind 671 Kilogramm pro Person. Etwa die Hälfte dieser Siedlungsabfälle wird separat gesammelt und verwertet. Die andere Hälfte landet in Kehrichtverbrennungsanlagen.

Lebensmittelverluste: Mehr als die Hälfte ist vermeidbar
Im Vergleich zur letzten Analyse 2012 hat die Menge an Abfällen, die aus Haushalten stammt, pro Person durchschnittlich um 58 Kilogramm abgenommen (von 206 auf 148 kg/Person). Trotz dieser positiven Entwicklung landen immer noch zu viele rezyklierbare Stoffe im Kehricht: 21 Prozent des Abfalls, respektive 31 Kilogramm pro Person, wären verwertbar. Es handelt sich insbesondere um verarbeitete und gekochte Speisereste, Rüstabfälle von Gemüse und Früchten und Kunststoffverpackungen, wie Flaschen für Milch oder Shampoo.

Die Analyse zeigt, dass die Menge an Lebensmittelabfällen im Kehrichtsack gegenüber 2012 zurückgegangen ist, von rund 60 auf 50 Kilogramm pro Person und Jahr. Im Vergleich zu 2012 ist der Anteil der Lebensmittelverluste am gesamten Kehrichtsackinhalt größer geworden (von 15,2 auf 18,4 Prozent). Dies hängt jedoch damit zusammen, dass andere Abfallarten wie Glas, Papier oder Kunststoff stärker abgenommen haben als die Lebensmittelverluste.

Durchschnittlich werden pro Person jährlich 23 Kilogramm (kg) Rüstabfälle, 25 kg Lebensmittel wie Milchprodukte, Obst und Gemüse sowie 2,2 kg Fisch und Fleisch im Hauskehricht entsorgt. Von den insgesamt rund 50 kg Lebensmittelverlusten sind mehr als die Hälfte vermeidbar. Sie wären etwa bei rechtzeitigem Konsum und korrekter Lagerung essbar gewesen.

Rückgang von Plastik, Papier und Glas
Die biogenen Reststoffe (Lebensmittelabfälle und Gartenabfälle wie Blumen, Äste oder Topfpflanzen mit Erde) machen zusammen nach wie vor mehr als ein Drittel (35,4 Prozent) des Inhalts eines Kehrichtsacks aus. Weiterhin hohe Anteile haben Verbundwaren wie Ordner, Spielzeug oder Windeln (17,9 Prozent), Kunststoffe (13,4 Prozent) und Papier (11,9 Prozent).

Die Erhebung zeigt auch positive Entwicklungen: Glas und Papier sind im Kehricht gegenüber der letzten Untersuchung anteilsmäßig zurückgegangen: Glas von vier auf drei Prozent, Papier von 13 auf 12 Prozent. Auch die Menge an Plastik hat abgenommen: Im Hausabfall wurden 2022 rund 174.000 Tonnen Kunststoffe entsorgt, gegenüber 249.000 Tonnen 2012 – Abnahme von 15 auf 13 Prozent. Dieser Trend lässt sich einerseits dadurch erklären, dass vermehrt Angebote zur Kunststoffsammlung bestehen. Andererseits spielt eine Rolle, dass Kunststoffverpackungen tendenziell leichter werden.

Die Analyse der Kehrichtsäcke
Das BAFU ermittelt die Zusammensetzung des Kehrichts seit 1982 im Zehnjahresrhythmus. Wie für die Erhebung im 2012 wurde auch für die aktuelle Untersuchung der Inhalt von 16,5 Tonnen Kehrichtsäcken aus 33 repräsentativ ausgewählten Gemeinden nach Abfallfraktionen sortiert und analysiert. Besonderes Augenmerk gilt den Lebensmittelverlusten und jenen Abfällen, die eigentlich rezykliert werden sollten: Papier, Glas, Metall, Alu sowie Gartenabfälle. Produktions- und Sonderabfälle aus Industrie und Gewerbe, Bauabfälle sowie Klärschlamm wurden nicht untersucht.

Quelle: BAFU, Schweiz

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 02/2024, Seite 37, Foto: Christel / pixabay.com)