Schrottmarktbericht April 2024 : Austarierter Schrottmarkt mit leichten Preiskorrekturen

Jüngste Konjunkturdaten deuten eine Trendwende an, aber das Gesamtbild bleibt uneinheitlich. Die Stimmung in der Industrie und bei den privaten Verbrauchern hat sich seit Jahresbeginn aufgehellt. Die Unsicherheit bleibt angesichts der schwachen Auftragslage und der anhaltenden politischen Risiken hoch. Die Inflationsrate ging im März auf 2,2 Prozent zurück, der niedrigste Wert seit April 2021. Die Inflation ist somit seit März 2023 rückläufig. Aktuell rechnen wesentlich mehr Branchen mit zunehmenden Exporten als es noch im Vormonat der Fall war. Auftragsbestände aus dem Ausland wurden zuletzt besser beurteilt, unterliegen aber hohen Schwankungen.

Schrottmarkt
Allgemein blieben die Schrottpreise stabil bei leichten Preiskorrekturen je nach vormonatlichem Nachholbedarf. Leichte Preiskorrekturen wurden besonders im Osten Deutschlands vorgenommen. Sie reichten von plus 2-5 €/t bis hin zu leichten Reduzierungen um bis zu 5 €/t. Das Gleichgewicht zwischen Schrottnachfrage und -angebot war austariert, worauf die Preisstabilität hindeutet. Die stabilen Schrottpreise zeigten sich auf einem nach wie vor hohen Niveau. Die Angebote waren überschaubar. Angebotene Mengen fanden ihren Weg zu den inländischen Werken und deckten dessen Schrottbedarfe. Dennoch wird die Materialverfügbarkeit als angespannt umschrieben, mit leichten Tendenzen zur Erholung. Bei Altschrotten ist die Materialknappheit stärker zu spüren als bei Neuabfällen. Der internationale Markt zeigte sich überwiegend in abwartender Haltung und nur geringe Anzeichen an Marktaktivitäten. In den Fokus rückte einmal mehr der Binnenmarkt und damit die zu produzierenden Fertigmaterialmengen der Stahlerzeuger: Welche Bedarfe entwickeln welche Hersteller und wie stabil sind diese im Zeitverlauf? Nach der Einkaufskampagne wurde direkt danach bereits der Mai-Einkauf diskutiert. Ohne die Brückentage könnten im Mai lediglich an 19 Tagen Anlieferungen stattfinden, was eine besondere Herausforderung an die Logistik stellt.

Schrott in den Regionen
Die Schrottpreise sind im Norden im Vergleich zum Vormonat unverändert geblieben. Einige Abnehmer nahmen leichte Preiskorrekturen vor, die sowohl nach oben als auch nach unten gerichtet waren. Diese Preiskorrekturen resultierten aber noch aus verschiedenen Preisebenen des Vormonats. Im Osten kam es zu leichten Preiskorrekturen von -5 €/t und unveränderten Spänepreisen. Teilweise wurden aber auch vereinzelnd Preiskorrekturen nach oben durchgeführt, um den Vormonat entsprechend auszugleichen. Im Westen hatte ein Werk keinen Bedarf und ein anderes nahm die Preise zwischen 10-15 €/t zurück. Im Südwesten kam es zu unveränderten Preisen, bei Altschrotten gab es vereinzelt kleine Aufschläge von 5 €/t. Im Süden konnte ein Verbraucher sein Vorhaben, die Preise zurückzunehmen, nicht weiter verfolgen. Hier stellte sich ebenfalls ein unverändertes Preisniveau ein.

Schrott in den Nachbarländern
Zu Preiskorrekturen kam es in Frankreich, wo die Schrottpreise ein Plus von 10 €/t verzeichneten. Im letzten Monat kam es zu höheren Abschlägen gegenüber den europäischen Nachbarländern von bis zu 30 €/t, die in diesem Monat wieder zurückgenommen wurden. In Luxemburg zeigten sich leichte Preiskorrekturen, da im vergangenen Monat die Preise ebenfalls stärker zurückgenommen wurden. In Österreich stiegen die Schrottpreise allgemein an. Neuschrotte erzielten höhere Aufschläge von 10 €/t, während Altschrotte, Schienen und Grobbleche nur einen Aufschlag von 8 €/t erhielten. In der Schweiz kam es zu rollierenden Preisen bis hin zu leichten Preissteigerungen. Italien zeigte sich zunächst sehr zurückhaltend. Die Verhandlungen zögerten sich lange hinaus. Relativ hohe Bedarfe stellten sich bei den Verbrauchern ein. Neuschrotte erzielten in Plus von 5 €/t, während im Allgemeinen die Preise unverändert blieben. In Polen kam es ebenfalls zu unveränderten Preisen. Ein tschechischer Abnehmer benötigte keine Mengen, ein anderer Verbraucher in der Tschechischen Republik ließ die Preise unverändert.

Schrottmarkt international
Die Verkaufsflut der kontinentaleuropäischen Exporteure endete in der letzten Märzwoche mit einem niederländischen und deutschen Verkaufsabschluss. Der türkische Importmarkt war in den ersten beiden Tagen des Aprils ruhig, da die Mengenanforderungen für die April-Verladung erfüllt waren und die Einkaufsrunde für den Mai noch nicht begonnen hatte. Ein deutscher Abschluss wurde bekannt. Verkaufsgegenstand war die HMS 1/2 (80:20) zu 385,5 $/t CFR Türkei. Allgemein hielten europäische Exporteure ihre Angebote bei 390 $/t, wenngleich einige Verkäufer, angesichts des schwächelnden EURO und je nach Herkunft, auch Preise um die 385 $/t CFR Türkei akzeptierten. Demgegenüber war der Wiedereintritt der US-Lieferanten, angesichts der hohen Verfügbarkeit und der niedrigen US-Inlandspreise, zu erwarten.

Litauen initiierte den Vorschlag, ein Verbot von russischen Schrott- und Eisenmetalleinfuhren einzurichten. Unterstützung erhielt der Staat von Tschechien, Lettland und Estland. Nachdem Mitte des Monats rund ein Dutzend von angenommenen 30 Massengutladungen für die Verladung im Mai verkauft wurden, sollte noch eine gewisse internationale Schrottnachfrage bestehen. Ein praktikables Marktniveau wird für die HMS 1/2 (80:20) auf 380 $/t CFR Türkei festgelegt. Die Preise zu den Exportlägern liegen auf einem hohen Niveau bei moderatem Materialzufluss. Bei längerem Hinauszögern könnten europäische Verkäufer den Beschaffungsdruck erhöhen.

Gießereien
Bei den Gießereien stellt sich seit Monaten ein rückläufiger Bedarf ein. Gießereien versuchten vertraglich festgesetzte Mindestmengen zu reduzieren, weil die Auftragslage immer noch angespannt ist. Teilweise konnten nur Kontaktmengen geliefert werden, um die Geschäftsbeziehung aufrechtzuerhalten. Eine leichte Verbesserung ist jedoch im Bereich des Automobilbereichs zu spüren. Einige Automobilhersteller wollen in der nächsten Zeit verstärkt Automobile mit Verbrennertechnik produzieren. Dies könnte für einen Zeitraum bis zum Ende des Jahres gelten. Wenn dieses Szenario eintritt, kommt es den Auftragsbüchern und damit auch der Auftragslage einiger Gießereien und Stahlwerke zugute. Diese positive Entwicklung sollte für etwas Entspannung bei den Gießereien sorgen.

Ausblick
Nachdem einige Förderzusagen seitens der Bundesregierung und der Europäischen Union für die Transformationsprozesse der Stahlwerke erteilt wurden, kündigte ein Stahlwerk eine weitreichende Umstrukturierung an. Neben der Beschäftigungsanzahl soll sich auch die Produktionskapazität von 12 auf 9 – 9,5 Mio. Jahrestonnen dauerhaft reduzieren. Produktionskürzungen stellen kein positives Signal für die deutsche Stahlindustrie dar. Nach der ohnehin bereits niedrigen Produktionsauslastung im Jahr 2023 mit insgesamt lediglich 35,4 Mio. Tonnen flüssigen Rohstahl ist eine dauerhafte Kapazitätsentnahme besorgniserregend und führt zu Unsicherheiten hinsichtlich der deutschen Stahlerzeugung. Wie produzieren die deutschen Stahlwerke zukünftig bei hohen Energiekosten, hohen Personalkosten und hohen Frachtraten durch die Verteuerung der Maut?

Relativ schnell nach der Einkaufskampagne im April hat sich der Markt bereits mit der Entwicklung im Mai beschäftigt. Der Monat Mai ist geprägt von vielen Feiertagen und damit verbunden mit Brückentagen, die Hersteller zusätzlich nehmen, um Produktionskürzungen vorzunehmen, um Stahlmengen aus dem Markt zu nehmen.

Redaktionsschluss 19.04.2024, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: O. Kürth