Schrottmarktbericht Mai 2024: Gegensätzliche Märkte in Europa und den USA

Leichte Wachstumsimpulse kamen vor allem witterungsbedingt von der Bauinvestition sowie von dem erwirtschafteten Außenbeitrag durch das günstigere Verhältnis von Ausfuhren zu Einfuhren. Der private Konsum schließt weiterhin verhalten. Geringe Inflationsraten, die immer konkreter werdende geldpolitische Lockerung und steigende Löhne und Einkommen stabilisieren den Arbeitsmarkt. Zunehmende Impulse von der Außenwirtschaft festigen allmählich die konjunkturelle Erholung und sorgen für eine dynamischere Entwicklung. Die Inflationsrate lag im April unverändert bei 2,2 Prozent und zeigt seit März 2023 einen rückläufigen Trend auf.

Schrottmarkt
Die Verhandlungen waren in diesem Monat sehr schnell abgeschlossen. Bereits Anfang der zweiten Mai-Woche standen die meisten Abschlüsse mit den großen Verbrauchern fest. Die Abnahme der Schrottmengen seitens der Verbraucher stellte sich als relativ gut heraus, weswegen die Preise auf dem Vormonatsniveau ausharrten. Einige Exporteure, so berichteten Marktteilnehmer, hatten punktuell eine höhere Nachfrage nach Altschrotten erzeugt. Aufgrund der anhaltenden schlechten Materialverfügbarkeit sahen sich Exporteure gezwungen, ihren Materialzulauf entsprechend durch geringe Preisaufschläge zu stimulieren, um Mengen zu sichern. Allgemein zeigte sich der Markt in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen nachgefragten und angebotenen Mengen. Schrottmengen, die zu den Händlern liefen, gelangten nach entsprechender Bearbeitung auf direktem Wege zu den Abnehmern. Wie bereits vorher erwartet, war die Logistik besonders herausfordernd in diesem Monat. Wenige Anliefertage und entsprechende Brückentage kamen zu den bereits bestehenden Schwierigkeiten oben drauf.

Schrott in den Regionen
Die Schrottpreise lagen im Norden in diesem Monat auf einem unveränderten Preisniveau. Im Osten blieben die Preise ebenfalls unverändert. Die Akzeptanz für eine Seitwärtsbewegung war sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite schnell erreicht. Im Westen blieben die Preise unverändert. Ein Verbraucher eröffnete mehrere online Verhandlungen, um Schrotte zu kaufen. Im Süd-Westen kam es zu leichten nach oben gerichteten Preisanpassungen. Marktteilnehmer berichten, dass Stahlspäne und auch Stanzabfälle mit Preisaufschlägen von bis zu + 5 €/t gekauft wurden. Die Anstrengungen der Verbraucher waren bei diesen Sorten größer, um das Material für ihre Produktion zu sichern. Die verstärkte Nachfrage aus Italien hat den Markt, besonders bei den von dort nachgefragten Spänen, in Süddeutschland stark beeinflusst. Im Süden kam es ebenfalls zu rollierenden Preisen. Allerdings wurde von mindestens einem Verbraucher bekannt, dass Lieferanten noch Altverträge aus den Vormonaten zu bedienen haben.

Schrott in den Nachbarländern
Die Preise in Frankreich waren in diesem Monat unverändert. Die Akzeptanz auf beiden Seiten, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite, war schnell erreicht. In Österreich kam es bei den Neuschrotten wegen eines leichten Überangebots zu geringfügigen Preiskorrekturen von bis zu -5 €/t. Altschrotte wurden hingegen zu unveränderten Preisen gehandelt. Luxemburgische Verbraucher kauften ihre Schrottmengen zu leicht steigenden Preisen ein. Für Stahlspäne der Sorte E5 und Neuabfälle der Sorte E2 wurden Aufschläge von bis zu 8 €/t gezahlt. Altschrotte, insbesondere leichte Scherenschrotte, wurden zu unveränderten Preisen gekauft. In Italien haben die Verhandlung im Verhältnis zu den anderen europäischen Nachbarländern verhältnismäßig lange gedauert. Die Schrottnachfrage übersteigerte das -angebot. Die erhöhte Stahlnachfrage liegt aber offensichtlich nicht einer real gestiegenen Konsumenten-Nachfrage zugrunde. Ferner teilen Marktteilnehmer die Meinung, dass es sich um eine Maßnahme seitens der Stahlwerke handelt, um Verluste zu reduzieren und Produktionskosten zu senken. In dem Nachbarland Polen sind die Preise unverändert geblieben. Hier wurde berichtet, dass vermehrt Späne und Shredderschrotte, verladen in Containern, aus dem Ausland nachgefragt wurden. In der Tschechischen Republik sind die Preise um 24 €/t gestiegen.

Schrottmarkt international
Geprägt war der internationale Markt von ruhigen und abwartenden Geschäftsverläufen. Nachdem türkische Stahlwerke ihre geschätzten 30 Tiefseeladungen für den Monat Mai gekauft hatten, wurde die Einkaufskampagne abgeschlossen und die Anfragen für Juni gingen nahtlos ineinander über. Die nachlassende Nachfrage bei den Verbrauchern hielt Handelsunternehmen vom Markt fern. Sie konzentrierten sich vornehmlich auf Absatzmärkte in Indien und Bangladesch, wo die Schrottnachfrage fester erschien. Die Märkte auf den beiden wichtigsten türkischen Zuliefermärkten in den USA und Europa divergierten diesen Monat sehr stark. Während der US-amerikanische Markt mit deutlicheren Preissenkungen um die -20 $/t zu tun hatte, kristallisierte sich in Europa, mit einigen Ausnahmen, ein weitestgehend unverändertes Preisniveau heraus. Ausgangspunkt für die Preissenkung auf dem US-amerikanischen Markt war der Rückgang der Spotpreise für warmgewalzte Coils. Hersteller strebten stärkere Reduzierungen an, was sich direkt auf den Schrottmarkt auswirkte. Türkische Importeure waren sich bewusst, dass es keinen Materialmangel auf dem US-amerikanischen Markt gab, während US-Exporteure demonstrativ Geschäfte mit weiteren Absatzmärkten aufnahmen. In der zweiten Monatshälfte gaben einige US-amerikanische und europäische Exporteure nach und verkauften Mengen zu leicht reduzierten Preisen.

Gießereien
Der Schrottmarkt bei den Gießereien ist unverändert schwierig. Gießereien klagen weiterhin über die schwache Auftragslage und sehen sich veranlasst, die Produktion zurückzufahren. Der gegenwärtige Monat eröffnete die Möglichkeit durch die Hinzunahme von Brückentagen die produktionsfreie Zeit zu verlängern und so Produktionskürzungen vorzunehmen. Kostensenkungsprogramme stehen nach wie vor ganz oben auf der Tagesordnung von vielen Gießern. Es wurde von einer weiteren großen Gießerei berichtet, die sich in die Gruppe der Insolvenzen einreihen musste. Für über 800 Angestellte geht damit eine über 125-jährige Tradition zu Ende. Dieses Ereignis zeigt einmal mehr, wie schwierig die Zeiten in dieser Branche geworden sind.

Ausblick
Einen Ausblick für den weiteren Verlauf der Wirtschaft abzugeben stellt sich in diesem Monat als besonders schwierig heraus. Eine leichte Belebung im Baustahlbereich ist witterungsbedingt zu erkennen, aber einen Trend daraus abzuleiten ist nicht möglich. Für den Schrottmarkt ist kaum ein Marktbeobachter bereit eine Einschätzung abzugeben. Die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung ist so groß und überlagert eine fundierte Einschätzung. Einig sind sich die Marktakteure allerdings in einem Punkt. Die Anspannung bei der Materialverfügbarkeit wird weiter anhalten und die Knappheit an Material eine besondere Rolle spielen. Eine große Marktbelebung seitens der Stahlnachfrage ist nicht erklärbar und auch nicht nachvollziehbar. Damit richtet sich der Blick gleichzeitig auf den internationalen Markt, von dem aber auch keine großen Impulse zu erwarten sind.

Redaktionsschluss 17.05.2024, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: O. Kürth