Schrottmarktbericht November 2024: Gedämpfter Markt mit mäßiger Erwartungshaltung zum Jahresende

Deutschland verharrt, insbesondere nach dem Zerfall der Ampelkoalition, im Krisenmodus. Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, dass seit 2020 bereits 210 Mrd. EUR an Anlageninvestitionen verloren gegangen sind. Es fehlen Investitionen in neue Produktionsanlagen, Maschinen, IT-Ausstattungen und Infrastrukturen. Fehlende Investitionen belasten nicht nur die Konjunktur, sondern lassen den Kapitalstock zusammenschrumpfen. Dieser ist enorm wichtig für zukünftige Produktions- und Produktivitätszuwächse. IW-Konjunkturchef Grömling warnt: „Wenn der Investitionsrückstand nicht schnellstens aufgeholt wird, droht Deutschland international weiter abgehängt zu werden.“

Angesichts der US-Präsidentschaftswahlen muss Deutschland sich darauf einstellen, dass die USA sich weiter von einer offenen und globalen Zusammenarbeit entfernt. Ifo-Präsident Clemens Fuest empfiehlt Vorkehrungen zu treffen, wenn die USA ihre ausgeprägte protektionistische Agenda mit höheren Importzöllen und stärkeren Beschränkungen des internationalen Handels verfolgt. Die USA und China sind wichtige Länder für den deutschen Export. So schätzt das ifo-Institut, dass deutsche Exporte in die USA um 15 Prozent rückläufig sein dürften und Ausfuhren nach China um 10 Prozent sinken.

Die konjunkturelle Entwicklung ist in Deutschland im 3. Quartal etwas günstiger verlaufen als allgemein erwartet. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt erholte sich gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent. Der von vielen Beobachtern erwartete zweimalige Rückgang des Bruttoinlandsprodukts als technische Rezession ist damit ausgeblieben. Belebung erwirkte hauptsächlich der staatliche, aber auch private Konsum.

Schrottmarkt
Der Schrottmarkt zeigte sich im November verhalten. Allgemein wird von vielen Marktteilnehmern, besonders von der Verbraucherseite, das Jahresende bereits eingeleitet. Kurz gesagt zeichnet sich der Markt wie folgt ab: Verhaltener Materialeingang steht rückläufigen Bedarfen gegenüber. Besonders der Absatz bei Blechabfällen hat sich in diesem Monat weiter zugespitzt. Viele integrierte Hüttenwerke nahmen kaum entsprechende Qualitäten ab. Schrottpreise sanken im November je nach Region zwischen 5-10 €/t. Vereinzelt ließen Verbraucher Preise aber auch auf einem unveränderten Preisniveau. Es zeichnete sich ein preisstabiler Schrottmarkt mit leichten Preisrückgängen ab. Verbraucher mit sehr frühen Abschlüssen konnten nur geringe Abschläge durchsetzen als Verbraucher, die etwas später abschlossen. Gründe lagen in einem nachlassenden internationalen Schrottmarkt und der Akzeptanz europäischer Exporteure von niedrigeren Schrottpreisen, hervorgerufen durch eine schwache EURO-Währung im Vergleich zum US-Dollar. Der Schrotthandel muss sich in einem Marktumfeld behaupten, dass geprägt von geringen Materialzuläufen ist, verbunden mit geringen Schrottbedarfen. Dabei sehen sich die Unternehmen steigenden Kosten und geringer Rentabilität ausgesetzt, die zusätzlich mit mäßigem Mengenvolumen einhergehen.

Schrott in den Regionen
Abschläge im Norden fielen moderater aus als in anderen Regionen. Hier wurden teilweise nur leichte Preisabschläge im Bereich von 5 €/t getätigt. Ein Werk kaufte gleich für zwei Monate ein, jedoch für reduzierte Produktionsmengen. Ein anderes Werk hat noch Verträge aus August offen, die noch zu bedienen sind. Im Osten fielen Preisabschläge etwas höher aus. Hier reichten Preisabschläge durchschnittlich von -5 €/t bis -10 €/t. Ein Werk schloss mit unveränderten Preisen gegenüber Oktober ab und ein anderes Werk nahm geringe Preisabschläge zwischen unverändert und -3 €/t vor. Im Westen kaufte ein großer Verbraucher mit unveränderten Schrottpreisen ein, ein anderer Verbraucher senkte seine Schrottpreise um 10 €/t, kommend von einem etwas höheren Preisniveau.

Im Südwesten fielen Schrottbedarfe geringer aus, wodurch die Preisreduzierungen am oberen Ende der Bandbreite bei -5 bis -10 €/t lagen. An der Saar kam es bei geringen Schrottbedarfen zu unveränderten Preisen bis hin zu leichten Korrekturen der Preisspitzen von -5 €/t. Im Süden war der Markt eher als schwächer zu bezeichnen. Schrottpreise sanken durchschnittlich um 5-10 €/t.

Schrott in den Nachbarländern
In Frankreich sind die Schrottpreise durchschnittlich um 5 €/t in diesem Monat gesunken. Demgegenüber blieben die Preise im Nachbarland Luxemburg unverändert gegenüber den Vormonat. Österreich schloss sich dieser Markteinschätzung an. Auch hier blieben Schrottpreise sowohl für Blechabfälle als auch für Altschrotte unverändert. In der Schweiz hat ein großes Stahlwerk finanzielle Schwierigkeiten. Schrottpreise sanken dort bei höheren Bedarfen gegenüber dem Vormonat um 10 €/t.

In Italien gab es etwas höhere Schrottbedarfe gegenüber den Vormonaten, Werke liefen aber immer noch auf einem niedrigen Produktionsniveau. Preise blieben im Allgemeinen unverändert. Leichte Preiskorrekturen waren je nach Region und Qualität auszumachen im Bereich von +5 €/t und leicht darüber. In den östlichen Nachbarländern fielen Preisreduzierungen allgemein deutlicher aus. In der Tschechischen Republik zeigte sich nur ein großer Verbraucher am Markt, der mit reduzierten Preisen von -12 €/t seine Bedarfe deckte. In Polen sanken Schrottpreise um einen ähnlichen Abschlag zwischen -8 bis -12 €/t. Das verbraucherseitige Kaufinteresse lag höher als im Vormonat. Vermehrt sollen Containerschrotte für den asiatischen Markt zum Versand vorbereitet worden sein.

Schrottmarkt international
Anfang November stiegen türkische Importschrottpreise leicht an. Eine Schrottpartie der HMS 1/2 (80:20) aus dem Vereinigten Königreich wurde zu 359 $/t und Shredderschrotte zu 384 $/t CFR Türkei an ein Stahlwerk in Izmir verkauft. Experten nahmen marktbewegende Ereignisse im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen mit zunehmender Vorsicht zur Kenntnis. Der Markt hellte sich nach einem französischem Verkauf der HMS 1/2 (80:20) zu 359,50 €/t und Shredderschrotte zu 381,50 $/t CFR Türkei weiter auf, obwohl europäische Marktpräsenz weitestgehend nicht vorhanden war. Nach einem finnischen Verkauf der HMS 1/2 (80:20) zu 362 $/t CFR Türkei an einen türkischen Verbraucher aus der Region Marmara, sanken die Schrottpreise leicht. Anscheinend nutzte der Lieferant den starken Rückgang des EURO gegenüber dem US-Dollar direkt nach der US-Präsidentschaftswahl. Gleichzeitig sicherte er sich aktuelle Frachtkosten, die normalerweise in den Wintermonaten in die Höhe gehen, angetrieben durch härtere Witterungsbedingungen und steigende Treibstoffkosten.

Obwohl türkische Bewehrungsstahlpreise bei dem aktuellen Schrottpreisniveau hohe Margen abwarfen, nahmen türkische Schrotteinkäufer eine abwartende Haltung ein. Nachdem der EURO seinen tiefsten Stand in diesem Jahr erreichte, nahmen Geschäftsaktivitäten rasant zu und Verkäufer kehrten kurzfristig auf den Markt zurück. Eine auffällige Marktabwesenheit zeigten US-Exporteure. Preisangebote lagen für die HMS 1/2 (80:20) nicht unter 360 $/t CFR Türkei, geschuldet den geringen Materialeingängen zu den Exportlägern. Drei Ladungen mit insgesamt 47.000 Tonnen Shredderschrotten und 55.000 Tonnen Premiumschrotten dämpften diesen Monat besonders im Südosten der USA die Schrottnachfrage, wo Inlandspreise um 10 $/t sanken.

Gießereien
Bei den deutschen Gießereien, aber auch bei Gießereien in der Schweiz und in Österreich, zeigte sich ein uneinheitliches Marktbild. Manche Produzenten tun sich sehr schwer, andere haben sich besser an die schwierigen Marktsituationen angepasst. Zunehmender Diskussionspunkt ist die erschwerte Versicherbarkeit der Gießereien, die ein risikominimiertes Zusammenarbeiten deutlich belastet. Viele Versicherer senkten Kreditlimits und erschwerten auf diese Weise Warenlieferungen der Schrottwirtschaft zu den Gießereien.

Geringe Gießereiabnahmen sorgen dafür, dass Schrottqualitäten, die in der Vergangenheit besonders für den Gießereisektor von großem Interesse waren, auf den Stahlschrottmarkt drücken. Dies war besonders von Blechabfällen bekannt, hinzugekommen ist dieser Mengendruck vermehrt von der Altschrottseite. Die Bewertung von Handelsguss war beispielsweise früher mit deutlichen Aufschlägen zur Sorte 3 verbunden. Derzeit liegt die Bewertung teilweise gleich auf oder wird nur noch mit erheblich geringeren Aufschlägen versehen.

Der allgemeinen Situation geschuldet sahen sich viele Gießereien gezwungen, Schrottaufschläge zu bestehenden Sorten für das nächste Jahr erheblich zu reduzieren. Viele Schrotthändler sehen sich deshalb veranlasst, ihre Entfallstellenmengen neu zu kalkulieren und versuchen, Preisreduktionen weiterzureichen. Erschwerend kommt hinzu, dass Verbraucher Mengenabnahmen nicht mehr garantieren und es somit zu einer Risikoverlagerung hin zum Schrotthandel kommt.

Ausblick
Zum Jahresende nähert sich der Markt aufgrund abnehmender Bedarfsmengen weiter der Käuferseite an. Zeigten sich vor Monaten die Zulaufmengen als große Herausforderung, gesellten sich nun sinkende Absatzmengen dazu. Auf die Schrottwirtschaft prasseln immer mehr Unwägbarkeiten ein. Das Augenmerk ist nicht allein auf den Dezember gerichtet. Marktteilnehmer sehen diesen Monat als relativ unspektakulär, da viele Werke durch ausgedehnte Stillstandzeiten indirekte Produktionskürzungen vornehmen. Als diskussionswürdig bleibt die logistische Schrottversorgung, die in den Wintermonaten besonders herausfordernd ist. Schlechte Witterungsverhältnisse, aber auch fehlende Verfügbarkeit von Frachträumen und hohe Frachtkosten können zu unvorhersehbaren Schwierigkeiten auf allen Verkehrsträgern über Straße, Bahn und Wasserweg führen. Mit besonderem Interesse verfolgen Marktteilnehmer die mögliche Schrottmarktentwicklung zu Beginn des neuen Jahres.

Redaktionsschluss 19.11.2024, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: Sennebogen