Eisenmetalle: Superschnelle Markteinblicke mithilfe Satellitentechnologie

Bei der Sitzung der Ferrous Division am 28. Mai 2024 im Rahmen der BIR World Recycling Convention & Exhibition in Kopenhagen lud Gastredner Atilla Widnell die Teilnehmer in die faszinierende und hochmoderne Welt der End-to-End-Lieferkettenüberwachung aus dem Weltraum ein.

Der Geschäftsführer von Navigate Commodities mit Sitz in Singapur erklärte, wie sein Unternehmen satellitengestützte Technologien einsetzt, um alles zu verfolgen: von der Hüttenaktivität und der Anlagenentwicklung bis hin zu Lagerbeständen und Bewegungen von Kurz-/Tiefseeschiffen und Lastkähnen. Durch „Herauszoomen“ ließ sich ein Bild des nationalen Verbrauchs erhalten. Es war zu erkennen, woher die Materialflüsse stammen. Wie Widnell dazu ausführte, ermöglichen alle vier Stunden Updates den Nutzern, strategische Entscheidungen näher an der Echtzeit zu treffen. „Unsere Daten liegen tendenziell vor den Zolldaten“, stellte der Gastredner fest und merkte an, dass die Informationen im Vergleich zu Branchen-Benchmarks „unglaublich gut“ abschnitten.

Beim Fachspartentreffen in Kopenhagen wies Widnell auf einen starken Rückgang der EAF-Aktivitäten der Türkei in den letzten Monaten hin. Seit Beginn der Krise am Roten Meer sei außerdem die Zahl der Schiffe, die den Suezkanal nutzen, von normalerweise 80 pro Tag auf fast 40 gesunken. Nach den weiteren Beobachtungen sollte sich die Erzeugung von recyceltem Stahl in den meisten Teilen der entwickelten Welt langsam verbessern. China exportiert wieder mehr Stahl; die Mengen könnten sich in diesem Jahr auf über 100 Millionen Tonnen belaufen.

Die von Atilla Widnell beschriebene Technologie dominierte die anschließende Podiumsdiskussion unter der Moderation von BIR Ferrous Division-Präsident Shane Mellor von Mellor Metals Ltd mit Sitz in Großbritannien, der auf der Bühne begleitet wurde von: George Adams (SA Recycling, USA), Denis Reuter (TSR Recycling, Deutschland), Mogens Christensen (HJ Hansen Recycling Group, Dänemark) und Alton Scott Newell III (Newell Recycling Equipment, USA). Auf eine Frage von Denis Reuter zur Präzision der Technologie antwortete Atilla Widnell, dass „man nie eine 100-prozentige Genauigkeit erreichen wird“ und dass er mit einer Fehlerquote von zehn bis 15 Prozent rechnen würde. Jeder aus der Recyclingbranche, der die Technologie gesehen habe, zeigte sich „sehr aufgeschlossen“ dafür.

China größter Abnehmer von recyceltem Stahl
Beim Treffen der Ferrous Division in Kopenhagen wurde auch die fünfzehnte Ausgabe von „World Steel Recycling in Figures“ veröffentlicht. Statistikberater Rolf Willeke nannte einige der Höhepunkte der Veröffentlichung und bestätigte, dass der Einsatz von recyceltem Stahl in wichtigen Ländern und Regionen im Jahr 2023 um zwölf Prozent auf 411,281 Millionen Tonnen gesunken sei, obwohl die gesamte Rohstahlproduktion um 0,2 Prozent auf 1,555 Milliarden Tonnen gestiegen sei. Bei diesen Zahlen handelt es sich um verifizierte Daten für 82,2 Prozent der weltweiten Stahlproduktion.

China blieb der weltweit größte Abnehmer von recyceltem Stahl, obwohl die Gesamtmenge im Jahresvergleich um 0,8 Prozent auf 213,68 Millionen Tonnen zurückging, was einem Anteil von 21 Prozent an der Rohstahlproduktion entspricht. Die Quote an recyceltem Stahl lag im vergangenen Jahr in der Türkei bei bis zu 86,3 Prozent, obwohl das Land im Jahr 2023 auch einen Rückgang der Einkäufe von recyceltem Stahl im Ausland um 10,1 Prozent auf 18,775 Millionen Tonnen mit sich brachte. Dieser Rückgang konnte die Türkei jedoch nicht von ihrer langjährigen Position als weltweit führendem Importeur von recyceltem Stahl verdrängen, wobei Indien mit einem Anstieg von 40,4 Prozent auf 11,760 Millionen Tonnen an zweiter Stelle stand. Der führende Exporteur von recyceltem Stahl im Jahr 2023 war erneut die EU-27, nach einem Anstieg von 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 19,219 Millionen Tonnen. An zweiter Stelle folgten die USA, obwohl ihre Überseelieferungen um 6,9 Prozent auf 16,264 Millionen Tonnen zurückgingen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 07/2024, Seite 32, Foto: pixabay.com)