Wohin gehen in Bulgarien Kunststoffverpackungen als Abfälle?
Die offiziellen Recyclingstatistiken zeichnen ein irreführend optimistisches Bild, das mit den tatsächlichen Misserfolgen kollidiert. Das zeigt der Bericht „Parallel realities: Managing plastic packaging waste in Bulgaria beyond official statistics“ der Organisationen Za Zamiata und Zero Waste Europe. Enthüllt wurden erhebliche Diskrepanzen bei der Meldung von Abfalldaten zwischen bulgarischen Institutionen.
Bulgariens offizielle Berichte an Eurostat weisen eine überdurchschnittliche Recyclingquote für Kunststoffverpackungsabfälle aus: 50,6 Prozent im Jahr 2019. Lokale Daten sprechen jedoch eine andere Sprache: Viele Kommunen verfehlen das EU-Recyclingziel von 50 Prozent für Siedlungsabfälle. Über die Hälfte – 132 Kommunen – meldeten 2019 Recyclingquoten von unter zehn Prozent, 43 verzeichneten praktisch keine. Das bulgarische Nationale Statistikinstitut (NSI) meldete im Jahr 2022 148.367 Tonnen Kunststoffverpackungen und das EPR-System PROs 105.359 Tonnen, die von ihren Mitgliedern in Verkehr gebracht wurden – eine Differenz von 43.008 Tonnen oder 30 Prozent weniger. Zuvor unterschätzte die PROs die im Jahr 2020 die in Verkehr gebrachten Kunststoffverpackungen um 78 Prozent.
Die richtigen Instrumente und Regeln schaffen
Für Larissa Copello, Referentin für Verpackungs- und Wiederverwendungspolitik bei Zero Waste Europe, ist dies ein europäisches Problem: „Zero Waste Europe machte im vergangenen Jahr auf das Problem in Spanien aufmerksam und deckte auf, wie die Verpackungsbehörde falsche Sammeldaten meldete. Daraufhin kündigte die spanische Regierung die Einführung eines landesweiten Pfandsystems an, um ihre Recyclingziele zu erreichen. Die EU muss dringend die richtigen Instrumente und Regeln schaffen, um eine ordnungsgemäße Aufsicht und Berichterstattung zu gewährleisten. Eine europäische Organisation zur Überwachung der Einhaltung der Vorschriften ist erforderlich.“
Evgeniya Tasheva, Zero Waste Team bei Za Zamiata, gibt der Bericht Anlass zu ernsthaften Bedenken hinsichtlich der Unter- oder Falschberichterstattung durch die PROs. Jedoch liege das eigentliche Problem im Mangel an angemessener Überwachung, Kontrolle und ausreichenden gesetzlichen Anforderungen. Die erweiterte Herstellerverantwortung für Verpackungen in Bulgarien decke nicht die tatsächlichen Kosten der Verpackungsabfallbewirtschaftung. Infolgedessen würden diese Kosten ungerechtfertigt auf die Bürger abgewälzt. Bulgaren zahlten am Ende mehr als viele andere EU-Bürger für minderwertige Dienstleistungen.
Unabhängige EU-Aufsichtsbehörde?
Diese Transparenzprobleme bei den Systemen der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) würden auch weiterhin bestehen, sofern die EU diese Governance- und Machtungleichgewichte in den EPR-Systemen nicht durch die Schaffung einer unabhängigen EU-Aufsichtsbehörde behebt, die die Leistung der PROs überwacht, Rechenschaftspflicht und Transparenz gewährleistet und ein breiteres Spektrum an Interessengruppen, wie beispielsweise Kommunen, in die Governance einbezieht.
Sowohl Za Zamiata als auch das Umweltnetzwerk Zero Waste Europe fordern eine systematische Überarbeitung des bulgarischen Abfallmanagementsystems für Kunststoffverpackungen und auf EU-Ebene eine Reform der EPR-Systeme. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Datentransparenz, strengeren Vorschriften und einer Umstellung auf eine echte Kreislaufwirtschaft im Rahmen des bevorstehenden Kreislaufwirtschaftsgesetzes der Europäischen Kommission.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 06/2025, Seite 5, Foto: MSV, KI-generiert)