Schrottmarkt kompakt: Schrottpreise bleiben bis Ende des 1. Quartals 2022 auf hohem Niveau
Das prognostiziert die IKB Deutsche Industriebank AG. Im Verlauf des Novembers zogen die Schrottpreise durchschnittlich um 30 Euro pro Tonne gegenüber dem Vormonatsniveau an (Daten zur Marktentwicklung im Dezember lagen bei Redaktionsschluss 15. Dezember 2021 noch nicht vor).
Andere Marktakteure berichteten Preisaufschläge bei Stahlschrott gegenüber dem Vormonat zwischen 5 und 35 Euro pro Tonne, je nach Werk und Sorte. Der Zulauf an Stahlaltschrott hat nachgelassen. Es ist davon auszugehen, dass viele Händler Lager aufbauen und nicht mehr verkaufen werden, was die Preise weiter nach oben treiben dürfte.
Einzelne Schrottsorten verzeichnen im Berichtsmonat November nach den Preisrücksetzern seit dem zwischenzeitlichen Hoch im Juli wieder neue Jahreshöchststände. Die IKB geht davon aus, dass insbesondere beim Neuschrott das Angebot aufgrund der Produktionsstörungen in der Automobilindustrie knapp bleibt.
Neben der Nachfrage der Stahlwerke wirkten insbesondere die Exporte preistreibend. Für türkische Importeure erwies sich zuletzt allerdings die erneute Abwertung der Lira als belastend. Die Eisenerz-Spotpreise tendierten im Verlauf des Novembers weiter nach unten, nachdem die Preise schon im Oktober kräftig gefallen waren. Zuletzt war ein Lageraufbau in China zu verzeichnen; zudem senkte Vale sein Produktionsziel. Bei der Rohstahlproduktion in Deutschland erwartet die Wirtschaftsvereinigung Stahl für das 4. Quartal 2021 die höchste Vierteljahresproduktion seit 2018.
Bei anhaltendem Trend zum Leichtbau wächst die Nachfrage nach Aluminium weiter. Durch die Verbesserung der Versorgungslage bei Magnesium und Silizium entspannte sich im November die Situation am deutschen Aluminiummarkt. Die Preise für Primär- und Recyclingaluminium fielen um bis zu 60 Euro pro Tonne. Die Lagerbestände von Primäraluminium an der LME haben sich im Berichtsmonat nach Informationen der IKB auf 916.000 Tonnen zurückgebildet. An der SHFE stiegen diese leicht auf 328.000 Tonnen. In den Lagern der Comex befinden sich dagegen nur 32.000 Tonnen. Die LME-Bestände an Recyclinglegierungen machen lediglich 1.820 Tonnen aus. Die Vorräte entsprechen dem Gesamtverbrauch (Primär- und Recyclingaluminium) von gut sechs Tagen (Stand November 2021).
Bei Nickel könnten sich die Sorgen bewahrheiten, dass die kräftige Erholung im alten Jahr zu einer Nickelknappheit führt. Die Nickelvorräte an der LME sanken bis Ende November 2021 auf 114.000 Tonnen und haben sich somit im Jahresverlauf mehr als halbiert. An der SHFE bewegten sich die Vorräte auf niedrigem Niveau, zuletzt bei 6.100 Tonnen. Ein höherer Bedarf resultiert weiterhin primär aus der Produktion von rostfreiem Stahl sowie dem vermehrten Einsatz in Batterien für E-Vehicles.
Der Kupferpreis wies im Verlauf des Novembers Preisschwankungen von rund 650 US-Dollar pro Tonne auf. Auch für das Jahr 2022 erwarten Marktakteure eine steigende Nachfrage vor allem aus der Automobil- und Elektroindustrie. Die angestrebte Energiewende in Europa als mittelfristiger Treiber der Nachfrage dürfte durch die neue Bundesregierung stärkere politische Unterstützung erhalten.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 01/2022, Seite 41, Foto: Marc Weigert)