Schrottmarkt kompakt: Wachsende Sorgen

Der Ukraine-Krieg hat weitreichende Auswirkungen auf die deutsche und europäische Industrie und damit auch auf die Recyclingwirtschaft. Als Reaktion auf den Angriff Russlands explodieren die Energiepreise. Die Stromkosten sind derzeit hochvolatil. Während der Strompreis zu Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 noch bei circa 200 Euro pro Megawattstunden (MWh) lag, machte er vom 8. auf den 9. März 2022 einen Sprung von 395 Euro//MWh auf bis zu 620 Euro/MWh, um danach wieder auf 440 Euro/MWh abzurutschen. Erdgas ist rund viermal so teuer wie noch vor einem Jahr.

Das berichtete die BDSV und forderte die Politik auf, schnellstmöglich finanzielle Entlastungen für betroffene Unternehmen auf den Weg zu bringen. Marktakteure zeigten sich indes überrascht von dem Preisanstieg bei Stahlschrott im Februar, nachdem im Januar ein Preisrückgang verzeichnet wurde. Sie hatten eher mit einer Seitwärtsbewegung gerechnet. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (18. März 2022) lagen noch keine belastbaren Daten zur Entwicklung im März vor.

Nach Informationen der IKB Deutsche Industriebank AG wurden im Februar für die Tonne Stahlschrott bis zu 20 Euro mehr gezahlt als noch im Januar. Vor allem die Exporte in die Türkei zogen kräftig an und erhöhten das Inlandspreisniveau. Dabei ist das Aufkommen bei den Neuschrottsorten immer noch knapp, während sich das Altschrottaufkommen zu normalisieren scheint. Die Auftragsbücher der deutschen Stahlwerke sind gut gefüllt. Die Versorgung wird allerdings weiter durch Transportengpässe behindert. Die IKB rechnet mit temporären Lieferengpässen. Diese halten die Preise hoch, weitere Preissteigerungen nicht ausgeschlossen. Die Sank­tionen gegenüber Russland werden möglicherweise auch Angebotsausfälle bei Nickel, Aluminium, Titan und Palladium bewirken. Denn Russland ist weltweit der drittgrößte Nickelproduzent.

Die Entwicklung bei Aluminium hat im Verlauf des Februar 2022 zunächst von der Hoffnung auf eine deutliche Konjunkturbelebung profitiert. Dann rückten jedoch geopolitischen Sorgen (Ukraine-Krieg, Handelskrieg China-USA) in den Vordergrund. Inwieweit die Sanktionen das Exportgeschäft von Rusal, des größten russischen Aluminiumproduzenten, beinträchtigen werden, lässt sich noch nicht sagen. Bei Kupfer sehen Marktakteure bereits eine Unterversorgung gegeben. Weltweit stieg hier der Verbrauch um ein Prozent. Kupferschrotte sind dabei noch gut verfügbar. Bis Mitte 2022 erwartet die IKB einen weiteren Abbau der Lagerbestände. Die weltweiten Kupfervorräte reichen für den Bedarf von nur gut vier Tagen.

 

Den aktuellen Schrottmarktbericht „Krieg verursacht steilen Preisanstieg“ von Birgit Guschall-Jaik/bvse lesen Sie online unter: https://eu-recycling.com/Archive/34695

 

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 04/2022, Seite 41, Foto: O. Kürth)