Schrottmarkt kompakt: Eine positive Stimmung mag nicht aufkommen

Am 19. Oktober berichtete die Wirtschaftsvereinigung Stahl, dass sich der Rückgang der Rohstahlproduktion in Deutschland – angesichts der hohen Energiepreise – auch im September fortgesetzt hat. Gegenüber dem Vorjahresmonat wurden 15,4 Prozent (rund eine halbe Million Tonnen) weniger Rohstahl erzeugt. Nach Informationen der BDSV war der Stahlschrotteingang im Oktober noch auf einem guten Niveau. Der Absatz wird aber zum Jahresende voraussichtlich zurückgehen. Aussagekräftige Daten zur Entwicklung im November lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (17. November 2022) noch nicht vor.

Im Berichtsmonat Oktober gab es bei den Schrottpreisen kaum Veränderungen. Die BDSV beobachtete ein reges Exportgeschäft in die Türkei und nach Fernost, wodurch die Preise für Altschrotte um bis zu zehn Euro pro Tonne stiegen. Die Nachfrage belebten hier auch italienische Stahlwerke. Bei Neuschrotten kam es zu einer Seitwärtsbewegung der Preise. Eine positive Stimmung mag dennoch nicht aufkommen, bewertet die BDSV die Marktlage, die sich als weiterhin angespannt darstellt. Es wird erwartet, dass viele Stahlwerke über das Jahresende hinaus auf Sicht fahren werden und nur die Schrottmengen kaufen, die sie auch wirklich brauchen. Bei anhaltender Nachfrage aus Fernost könnten die Altschrottpreise auf dem Oktober-Niveau verbleiben. Bei Neuschrotten ist von einer schwächeren Nachfrage auszugehen, weshalb hier die Preise fallen dürften.

Aluminium, Kupfer und Nickel aus Russland stehen bislang nicht auf den Sanktionslisten der EU und den USA und werden auch frei an der Londoner Metallbörse gehandelt. Die LME erwägt allerdings ein Verbot zu verhängen, das der russischen Aluminiumindustrie schaden und den internationalen Lieferketten immense Probleme bereiten würde. Nach Informationen der IKB Deutsche Industriebank AG führten die stark gestiegenen Energiekosten zu einem Rückgang der westeuropäischen Aluminiumproduktion um elf Prozent. Die Lagerbestände an der LME erhöhten sich im Oktober stark auf 587.000 Tonnen. Die Aluminiumvorkommen an der SHFE stiegen nur leicht an. Die investive Nachfrage verringerte sich um knapp 13 Prozent.

Bei Kupfer scheint sich die Nachfrage abzuschwächen; die Preise bewegten sich im Oktober zwischen 7.400 und 7.800 US-Dollar pro Tonne. Viele europäische Abnehmer signalisieren bereits, kein Kupfer mehr aus Russland beziehen zu wollen. Bei Nickel werden möglicherweise im ersten Quartal 2023 die Preise fallen, aber weiter auf hohem Niveau bleiben.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 12/2022, Seite 37, Foto: O. Kürth)

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