Schrottmarkt kompakt: Die konjunkturelle Abkühlung macht sich bemerkbar

Eine Erholung der europäischen Schrott- und Stahlpreise ist nicht in Sicht. Die konjunkturelle Abkühlung in Deutschland und Europa – von einer Rezession ist bereits die Rede – macht sich bemerkbar. Weiterhin in der Krise steckt der Bausektor und wird durch die hohen Energiepreise und Zinssätze gebremst. Die Nachfrage nach Betonstahl ist schwach.

Im Berichtsmonat Mai gingen nach Informationen der IKB Deutsche Industriebank AG die Preise für Alt- wie auch Neuschrott zurück. Auch die Preise für Edelstahlschrott gaben – bedingt durch den Abwärtstrend bei Nickel – deutlich nach. Der durchschnittliche Preisrückgang bei den Altschrotten war mit knapp 50 Euro pro Tonne etwas größer als derjenige bei den Neuschrotten (minus 38 Euro pro Tonne).

Aussagekräftige Daten zur Entwicklung im Juni lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (16. Juni 2023) noch nicht vor. Doch wird mit einem Rückgang der Stahlschrottpreise von 20 bis 30 Euro pro Tonne gerechnet. Die BDSV meldete einen deutlich zurückgegangenen Bedarf an Stahlschrott, sodass viele Werke ihre Produktion nach unten gefahren haben. Auch in den italienischen Werken war die Nachfrage im Mai gering, und die türkischen Verbraucher kauften nur zu reduzierten Preisen Stahlschrott.

An den NE-Metallbörsen verzeichneten alle Industriemetalle Kursverluste. Bei Aluminium hingegen zeigte sich im Sekundärmarkt weiterhin eine gute Nachfrage nach Umschmelzblöcken. Das Angebot an Aluminiumschrotten wird aber knapper, da viele Sekundärqualitäten nach Asien gehen. Hauptabnehmer ist hier Indien. Im Primärbereich scheint sich die Lage leicht zu entspannen.

Der Kupferpreis gab im Mai um über 500 US-Dollar pro Tonne nach, was laut der IKB in der konjunkturellen Abkühlung insbesondere in Europa begründet ist. Die Erholung der Nachfrage in China als größtem Kupferverbraucher wirkt sich noch nicht kompensierend aus. Die Kupfervorräte an der LME legten um über 50 Prozent auf rund 99.000 Tonnen zu und erreichten den höchsten Stand seit Anfang November 2022.

Die Lagerbestände an der SHFE zeigten sich hingegen weiter stark rückläufig und lagen Ende Mai nur noch bei 86.000 Tonnen. An der Comex lagern mit 27.700 Tonnen trotz der leichten Aufstockungen in den vergangenen Wochen weiterhin weniger als 40 Prozent des Vorjahresbestands. Die Lagerbestände entsprechen einem durchschnittlichen Kupferverbrauch von knapp drei Tagen.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 07/2023, Seite 38, Foto: EU-R Archiv)