Frauenpower im bvse

Die diesjährige Jahrestagung des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. in Leipzig war der Rahmen für die Gründung eines neuen Netzwerks für Frauen.

Mehr als 30 Damen im Verband zeigten großes Interesse an einer Community für weibliche Führungskräfte und gründeten das Netzwerk „Frauen in der Recycling- und Entsorgungswirtschaft“. Zur Vorsitzenden wählten sie bvse-Vizepräsidentin Christiane Neuhaus, die von ihren Stellvertreterinnen Lara Pietrucha (Rhenus Data Office GmbH) und Verena Hoffmann (NaBrHo GmbH) unterstützt wird.

Christiane Neuhaus: Weitere Powerfrauen sind herzlich willkommen, mitzumachen, Ideen einzubringen und gemeinsam mit uns zu entwickeln (Foto: bvse)

„Von Gleichberechtigung und Frauenpower hören und lesen wir sehr viel. Aber wir wissen, dass die Realität in einigen Berufsfeldern durchaus noch veränderungsfähig ist. Unsere Branche gehört definitiv dazu“, schilderte Christiane Neuhaus die Situation während des Treffens am 26. September in Leipzig. „Die Sichtbarkeit der Leistungsfähigkeit und Kompetenz von Frauen in der Recycling- und Entsorgungswirtschaft erhöhen, Branchenexpertinnen in Führungspositionen eine Plattform zum Kennenlernen, Netzwerken sowie zum Austausch und zur Weiterentwicklung branchenspezifischer Themen bieten – das sind die Ziele unseres neuen bvse-Gremiums, das sich einmal im Jahr auch für Nichtmitglieder öffnen und männliche Branchenexpertise daraus nicht ausschließen möchte.“

Auch bvse-Präsident Henry Forster unterstützt die Initiative. „In den über 1.000 Mitgliedsunternehmen des bvse sind inzwischen zahlreiche kompetente Frauen sowohl in der Geschäftsführung als auch in angestellten Führungspositionen vertreten“, zitierte ihn der Verband. „Leider sind diese nach wie vor sowohl in der Sichtbarkeit der Öffentlichkeit als auch in den Gremien sehr unterrepräsentiert.“ Mit der Ernennung von Frau Neuhaus zur ersten Vizepräsidentin habe der bvse bereits vor zwei Jahren eine versierte und engagierte Fachexpertin mit in die Verbandsspitze aufgenommen und damit ein erstes sichtbares Zeichen für die Branche gesetzt. „Wir sind erfreut über die große Resonanz, die die Idee des bvse-Frauennetzwerks schon im Vorfeld ausgelöst hat, und freuen uns, wenn wir damit viele weitere Powerfrauen als Führungs- und Nachwuchsexpertinnen für unsere Branche und unseren Verband begeistern können.“ Dinge aus weiblicher Sicht und mit neuen Ansätzen zu sehen, werde dazu beitragen, Perspektiven zu verändern und das Image der Branche und des Verbandes insgesamt attraktiver zu machen, sind Christiane Neuhaus und Henry Forster überzeugt.

Lara Pietrucha: Unsere Branche braucht Frauen und lebt auch von dem, was Frauen täglich leisten (Foto: bvse)

Plattform zur Unterstützung weiblicher Führungskräfte
Die Idee zum neuen bvse-Frauennetzwerk stammt aus dem Juniorenkreis des Verbands. Das unter dem Vorsitz von Leander Leins (Leins Aktenvernichtung GmbH) geführte „jüngste“ bvse-Gremium ist nach Verbandsangaben bereits nahezu paritätisch mit weiblichen und männlichen Nachwuchsführungskräften besetzt „und gleichsam Stimmungsbild einer neuen Generation, in der die Geschlechterfrage, wenn es um die Anerkennung von Expertise und Führungskompetenz geht, mehr und mehr an Bedeutung verliert“. Aus den Reihen des Juniorenkreises stellte sich Lara Pietrucha (Rhenus Data Office GmbH) zur Wahl und fungiert nun als erste Stellvertreterin von Christiane Neuhaus. Wie der bvse hervorhebt, verfügt sie mit mehr als 20-jähriger Erfahrung in der Recycling- und Entsorgungswirtschaft nicht nur über hervorragende Branchenexpertise, sondern kennt zudem als Mutter und Familiencoach insbesondere die Bedürfnisse berufstätiger Frauen. Die Diplom-Kauffrau und ausgebildete, staatlich geprüfte psychologische Beraterin wisse, wie wichtig berufliche Unterstützung und Förderung, die Weiterentwicklung kreativer Lösungen und der Austausch mit anderen Frauen seien, um die Anforderungen von Beruf und Familie zu meistern und dabei die eigene berufliche Entwicklung voranbringen zu können. „Unsere Branche braucht Frauen und lebt auch von dem, was Frauen täglich leisten. Deshalb ist dieses Netzwerk so unglaublich wichtig“, zitierte der Verband die 39-Jährige. Es biete Chancen zu Austausch und gegenseitiger Unterstützung und gebe die Möglichkeit, sich inspirieren zu lassen, sichtbar zu werden und auf die eigene Expertise aufmerksam zu machen.

Verena Hoffmann sieht vor allem in der Förderung weiblicher Nachwuchskräfte für den Wirtschaftszweig einen wichtigen Themenansatz für das Frauennetzwerk im bvse (Foto: bvse)

Verena Hoffmann, zweite stellvertretende Vorsitzende des Netzwerks, sieht vor allem in der Förderung weiblicher Nachwuchskräfte für die Recycling- und Entsorgungswirtschaft einen wichtigen Themenansatz für das Gremium im bvse. Sie führt mit ihrem Mann seit zehn Jahren einen Entsorgungsfachbetrieb, der über eine eigene Lkw-Flotte verfügt und überdies im Bereich der Containerdienstgestellung tätig ist. „Wir sind immer ganz dicht dran an unseren Kunden und erhalten über unsere Mitarbeiter:innen und auch Lkw-Fahrer:innen unmittelbares Feedback dazu, welche Probleme und Vorbehalten gerade Frauen gegenüber in der Vielzahl unserer immer noch männerdominierten Berufe entgegenstehen. Dies sehen wir auch, wenn wir aktiv am ‚Girls Day‘ teilnehmen. Nur wenige Mädchen trauen sich, in diese Berufe hineinzuschnuppern. Dabei liegt es nicht etwa an mangelndem Interesse oder fehlenden Fähigkeiten. Deshalb finde ich gerade den Ansatz so wichtig, die Interessen und Fähigkeiten der Mädchen gerade auch für Handwerks- oder die sogenannten MINT-Berufe (aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) bereits frühzeitig zu fördern. Am besten schon im Kindergarten“, unterstrich die Geschäftsführerin der NaBrHo GmbH. Dass junge Frauen für ihren Berufsweg so früh wie möglich von einem Netzwerk wie dem des bvse profitieren können und als Fachexpertinnen nicht nur den Weg in die Recycling- und Entsorgungsbranche finden, sondern dort auch bleiben, ist aus Sicht von Verena Hoffmann einer der vielen wichtigen Ansätze für das bvse-Gremium. „Weitere Führungspersönlichkeiten und Expertinnen in der Fachverantwortung sind herzlich willkommen, mitzumachen, Ideen einzubringen und gemeinsam mit uns zu entwickeln. Die nächste Sitzung werden wir rechtzeitig über unsere Verbandsmedien bekanntgegeben“, lautete die Einladung von Vizepräsidentin Christiane Neuhaus zum Ende der Auftaktveranstaltung.

 

Aktionsplan: Mehr Unternehmerinnen für den Mittelstand

Während der Gründungsveranstaltung informierte Stephanie Kage vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über die Initiative „Frauen in Mittelstand, Handwerk, Gründungen und Start-ups“, die im September 2022 ins Leben gerufen wurde. Die Ziele sind:

  • Die Leistungen von Frauen mit und ohne Einwanderungsgeschichte in den genannten Bereichen herauszustellen.
  • Mehr Frauen und junge Mädchen für MINT- und Handwerksberufe zu begeistern und bei der Unternehmensgründung zu unterstützen.
  • Auf einer gemeinsamen Plattform eine Vielzahl existierender und neuer Maßnahmen sowie Aktivitäten aus unterschiedlichen Bereichen zu bündeln.
  • Die Wahrnehmung wie auch die Wirkung der einzelnen Maßnahmen durch Vernetzung der Netzwerke zu verstärken.

Der Aktionsplan mit mehr als 40 Maßnahmen ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von fünf Bundesministerien (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bundesministerium für Gesundheit und der Integrationsbeauftragen der Bundesregierung) sowie 27 Stakeholdern von Verbänden, Netzwerken und wissenschaftlichen Institutionen.

Weitere Informationen sind auf der Homepage des BMWK zu finden: bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/mehr-unternehmerinnen-fuer-den-mittelstand.html

 

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2023, Seite 9, von Brigitte Weber, Foto: bvse)