Schrottmarkt kompakt: Preisentspannung in Sicht?

Nach Informationen von Marktakteuren war im Berichtsmonat Juli die Nachfrage nach Stahlschrott ungebrochen gut. Die Stahlwerke meldeten weiterhin eine gute Auslastung, sind aber von der Flutkatastrophe in Deutschland betroffen: Die Sperrung der Rheinschifffahrt und einiger Bahnstrecken beeinträchtigte die Logistik.

Wie das HWWI – Hamburgisches Welt-Wirtschafts Institut berichtet, sind die Eisenerzpreise im Juli gegenüber dem Vormonat im Durchschnitt leicht gestiegen und die Stahlschrottpreise leicht gesunken. Nach Produktionsunterbrechungen in einigen Minen während der Pandemie wird das Angebot an Eisenerz langsam wieder ausgeweitet. Die chinesischen Eisenerzimporte sind derzeit rückläufig, da die chinesische Regierung plant, die Stahlproduktion in der zweiten Jahreshälfte zu drosseln, um Emissionen zu reduzieren.

Das schwache Tiefseegeschäft hielt im Juli an, weshalb sich Alt- und Neuschrotte preislich weiter auseinander bewegten. Bei weiterhin knappem Angebot stiegen die Preise für Neuschrotte zwischen 20 und 30 Euro Tonne. Für Altschrotte wurden durchschnittlich nur 5 Euro pro Tonne mehr gezahlt. Aufgrund der hohen Stahlschrottpreise hielten sich türkische Verbraucher auch im Juli am Markt zurück. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe am 18. August zeichnete sich noch nicht ab, ob die türkischen Verbraucher ihr Kaufverhalten ändern und wie sich darüber die Preise im August entwickeln würden. Durch das Inkrafttreten des russischen Exportzolls auf Schrottlieferungen ab 1. August 2021 und des chinesischen Exportzolls auf Betonstahl könnte sich die Auftragslage der türkischen Werke verbessern.

Die IKB Deutsche Industriebank AG erwartet allgemein bis Ende des dritten Quartals 2021 eine Entspannung bei den Stahl- und Schrottpreisen. Bei Zinn, Nickel, Aluminium und Blei waren im Juli gegenüber dem Vormonat Preisanstiege und bei Kupfer und Zink leichte Preisabschwächungen zu beobachten. Anziehende Preise auf dem Zinn- und Aluminiummarkt waren angebotsseitig unter anderem auf die Dürre in China zurückzuführen. Laut HWWI mussten aufgrund des Rückgangs der Wasserkraftproduktion einige chinesische Aluminium- und Zinnhütten vorübergehend geschlossen werden. Neben dem geschwächten Angebot trieb auch die steigende Nachfrage nach Aluminium und Zinn die Preise nach oben. Die Zinnnachfrage profitiert von der Unterhaltungselektronik, die seit dem globalen Lockdown boomt. Die Ausbreitung der Delta-Virusvariante, die nun auch in China auftritt, lässt erneute Versorgungsprobleme für Metalle wie zum Beispiel Zinn aus Asien befürchten.

Sommerdelle?

Im Berichtsmonat August waren sowohl die Schrottnachfrage der Verbraucher als auch das Schrottaufkommen durch die ferien- und/oder betriebsbedingten gewerblichen und industriellen Stillstände schwächer. Die Stahlwerke nutzten ihren zum Teil geringeren Bedarf für Preissenkungen, die jedoch für die immer noch knappen Neuschrottsorten deutlich geringer ausfielen als für die Altschrottsorten. Die Preisangebote waren eng verknüpft mit dem jeweiligen Sortenbedarf der Werke und daher recht unterschiedlich.

Den vollständigen Schrottmarktbericht von Birgit Guschall-Jaik/bvse lesen Sie unter https://eu-recycling.com/Archive/32561.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 09/2021, Seite 37, Foto: O. Kürth)