Schrottmarkt kompakt: Es herrscht große Unsicherheit

Der russische Einmarsch in der Ukraine löste auf den Metallmärkten einen Preisschock aus. Insbesondere in der ersten März-Monatshälfte stiegen dem HWWI-Rohstoffpreisindex zufolge die Preise für Nichteisenmetalle – vor allem für Aluminium, Zink und Nickel – auf Rekordhöhen. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (14. April 2022) lagen noch keine belastbaren Daten zur Entwicklung im April vor. Ohnehin wird es immer schwieriger, Prognosen abzugeben: Es herrscht große Unsicherheit.

Der starke Anstieg der Aluminiumpreise zu Beginn des Monats März war nach den weiteren Informationen des HWWI auf die Befürchtung von Angebotsengpässen zurückzuführen. Russland ist für rund sechs Prozent der weltweiten Aluminiumproduktion verantwortlich. Die derzeit hohen Energiekosten schüren die Befürchtung, dass die Produktion von Aluminium und Zink vorübergehend eingestellt werden könnte, was wie­derum zu einer Angebotsverknappung führen würde. Insgesamt stiegen die Aluminiumpreise im März im Vergleich zum Vormonat um durchschnittlich 8,5 Prozent und die Zinkpreise um 9,06 Prozent.

Nach einem rasanten Anstieg der Kupfervorräte an der SHFE zum Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar/Anfang März sanken die Lagerbestände bis Ende März wieder. Auch die investive Kupfernachfrage ging um gut 60 Prozent zurück, nachdem sie im Vormonat um denselben Wert gestiegen war. Der Nickelpreis hat im März durchschnittlich um 56,31 Prozent gegenüber dem Vormonat angezogen. Da Russland nach Indonesien und den Philippinen das wichtigste Produktionsland für Nickel ist, führte der russische Angriff auf die Ukraine zu Befürchtungen über mögliche Versorgungsengpässe bei diesem Metall und ließ die Preise steigen.

Auch die Eisenerzpreise stiegen im März um 5,03 Prozent gegenüber dem Vormonat, blieben aber im Durchschnitt 10,04 Prozent niedriger als im entsprechenden Vorjahresmonat. Auch hierbei löste der Krieg Sorgen über mögliche Lieferengpässe aus. Auf die Preise drückte zudem die Erwartung einer weiteren Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in der Volksrepublik China aufgrund der No-Covid-Strategie der Regierung und eines damit verbundenen Rückgangs der Stahlnachfrage.

Die IKB Deutsche Industriebank AG rechnet erst nach Kriegsende mit einer nachhaltigen Entspannung bei den Stahl- und Schrottpreisen. Im März zogen diese zweistellig an. Wie Marktakteure zudem berichten, verringerte sich durch Produktionsunterbrechungen und Kurzarbeit das Schrottaufkommen. Wegen der hohen Energiekosten setzten einige Stahlwerke in Deutschland und europäischen Nachbarländern tage- und wochenweise ihre Produktion aus. Türkische Verbraucher fragten noch mehr Stahlschrott nach, während die Nachfrage italienischer Stahlwerke – trotz guter Auftragslage – verhalten blieb. Stahlwerke in der Türkei profitierten vom Wegfall russischer und ukrainischer Stahlprodukte und verbuchten zusätzliche Aufträge. Die Schrottpreise schossen daher bis zu 120 Euro pro Tonne in die Höhe, wobei die Preisentwicklung für Neuschrott mit Preisanpassungen zwischen 60 und 70 Euro Tonne weit unter dem von Altschrott lag.

 

Den aktuellen Schrottmarktbericht „Krieg und Pandemie verunsichern die Marktteilnehmer“ von Birgit Guschall-Jaik/bvse lesen Sie online unter: https://eu-recycling.com/Archive/35094

 

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 05/2022, Seite 70, Foto: Marc Weigert)

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