Schrottmarktbericht März 2024: Unsichere Preiserhebung bei sinkendem Exportmarkt

Positive Tendenzen bei der Industrieproduktion, im Bau und im Außenhandel zu Beginn des Jahres 2024 zeigten noch keine spürbare positive Konjunkturentwicklung auf. Eine schwache Binnennachfrage, hohe Finanzierungskosten sowie gedämpfte Stimmung bei privaten Haushalten und Unternehmen halten dagegen. Die Inflationsrate belief sich währenddessen auf 2,5 Prozent, der niedrigste Wert seit Juni 2021. Die Teuerungsrate ist demnach seit März 2023 rückläufig. Allgemein hat sich die Stimmung der Unternehmen laut ifo Geschäftsklima-Index im Vormonat leicht aufgehellt. Unternehmen bewerten den Ausblick auf die kommenden Monate positiver, die Beurteilung verharrt aber weiterhin auf niedrigem Niveau. Verlängerte Lieferzeiten infolge der Angriffe auf Schiffe im Roten Meer und die zahlreichen Streiks sorgen für eine Zunahme bei den Materialengpässen.

Schrottmarkt
Zu Beginn des Monats zeigte sich bei den Marktteilnehmern ein hohes Maß an Unsicherheit hinsichtlich des handelbaren Schrottpreises. Durch den immer weiter abschwächenden Exportmarkt sanken auch die inländischen Preise. Dennoch beklagten viele Händler einen schwierigen Materialeingang, besonders bei den Altschrotten. Vormaterialien waren stark gesucht, während die Nachfrage nach Fertigmaterialien verhalten blieb. Die Nachfrage aus den Exportlägern war ungebrochen hoch. Dies führte zu geringen Preisdifferenzen zwischen Vormaterialien und Fertigprodukten, bei denen teilweise nur 5-10 €/t dazwischen lagen. Eine Aufbereitung war für viele Aggregatbetreiber wirtschaftlich nicht umsetzbar. Bei Shreddervormaterialien entspannte sich die Ausgangslage geringfügig. Einige Marktteilnehmer berichteten, dass sie wegen des knappen Materialzulaufs noch Altverträge bedienen mussten. Zwar hat die Sammeltätigkeit an Altschrotten witterungsbedingt zugenommen, dennoch sorgten geringe Abbruchaktivitäten für einen geringen Materialzulauf. In einigen Regionen sind auch die Entfallmengen bei den Neuschrotten um bis zu 10-15 Prozent zurückgegangen. Allgemein schloss der Monat März mit Preisabschlägen bei den Schrotten von durchschnittlich -20 €/t ab.

Schrott in den Regionen
Im Norden sind die Preise im Allgemeinen um -20 €/t zurückgegangen. Der preisliche Unterschied vom Vormaterial zum Fertigmaterial war so gering, dass die Weiterverarbeitung teilweise nicht kostendeckend erfolgen konnte. Vormaterial war gesucht, während die Nachfrage nach den entsprechenden Fertigmaterialen gedämpft ausfiel. Im Osten zeigten sich die Preisreduzierungen etwas drastischer zwischen -20 bis -25 €/t. Deutlichere Preisrückgänge im Nachbarland Polen schafften einen etwas größeren preislichen Spielraum für die Verbraucher. Die Abschläge für Späne lagen allerdings etwas moderater zwischen -15 bis -20 €/t. Im Westen präsentierten sich die Schrottbedarfe wieder etwas stabiler. Ein Werk reduzierte seine Schrottpreise um -15 €/t. Der Südwesten zeigte unterschiedliche Preisvorgehensweisen auf. Neuschrotte sanken etwas moderater um -15 €/t, während Altschrotte höhere Abschläge mit -20 €/t hatten. Im Süden gingen die Preise durchschnittlich um -10 bis -20 €/t herunter. An der Saar stabilisierten sich die Bedarfe bei relativ guten Materialverfügbarkeiten. Es kam zu Abschlüssen, die um -20 €/t unter dem Vormonat lagen.

Schrott in den Nachbarländern
In Frankreich sind die Schrottpreise stärker als in Deutschland zurückgegangen, zwischen -20 bis -30 €/t. Der luxemburgische Markt sank im Verhältnis deutlich moderater zwischen -10 bis -15 €/t. Bei Spänen lagen die Abschläge etwas niedriger bei -10 €/t. In Österreich kam es zu einer stärkeren Preistrennung zwischen den einzelnen Sorten. Altschrottpreise sind deutlicher gefallen um -18 €/t, während die Senkung der Neuschrottpreise moderater ausfiel mit -15 €/t. Während die schweizerischen Verbraucher im Vormonat eine sehr gute Schrottverfügbarkeit verspürten, war die Situation in diesem Monat deutlich angespannter. Dennoch konnten die Preise zurückgenommen werden um -10 bis -20 €/t. In Italien haben die Preise, ähnlich wie auf dem deutschen Markt, um -20 €/t nachgegeben. Hier zeichnete sich allerdings eine uneinheitlichere Vorgehensweise ab, da Rückgänge auch geringer ausfielen. Die Schrottbedarfe in der Tschechische Republik sind derzeit nicht sehr groß. Die Preisabschläge lagen zwischen -20 €/t bis -25 €/t. In Polen fielen die Preisreduzierungen höher aus. Hier kam es im aktuellen Monat zu Preisreduzierungen um die -25 bis -35 €/t.

Schrottmarkt international
Eine anhaltende Zurückhaltung bei den türkischen Importeuren belastete den Märzhandel zunehmend. Angesichts des rasanten Tempos der rückläufigen türkischen Schrottimportpreise, die innerhalb einer Woche um 18,50 $/t fielen, drängten europäische Exporteure vehement auf Preissenkungen zu ihren Lagerplätzen. Der Materialzulauf stellte sich infolgedessen jedoch zunehmend als schwierig heraus. Die weltweit fehlende Stahlnachfrage führte zeitversetzt dazu, dass asiatische Schrottverbraucher ihre Preiserwartungen ebenfalls nach unten korrigierten. Der taiwanesische Stahlhersteller Feng Hsin senkte beispielsweise seine Schrottpreise Anfang des Monats um umgerechnet 9,50 $/t, im gleichen Zug wie auch seine Bewehrungsstahlpreise. Türkische Stahlhersteller versuchten weiterhin, ihre Schrottbedarfe über den Tiefseemarkt für die April-Verladung und über den Kurzstreckenverkehr für die schnelle März-Verladung zu decken. Sowohl das Angebotsvolumen als auch die Nachfrage waren stark rückläufig.

US-Exporteure traten vollständig aus dem türkischen Importmarkt heraus, da sie den inländischen Schrottmarkt abwarteten, der schlussendlich drastische Preisrückgänge von bis zu 50-70 $/t zuließ. Die Preise für die Hafenplätze an der Nord-Ostküste senkten die Exporteure massiv, da der türkische Importmarkt weiterhin nach unten gerichtet war. Der asiatische Markt blickte gespannt auf die japanische Kantor-Ausschreibung, die, wie erwartet, in einer Preisreduzierung mündete. Als Käufer stellten sich bangladeschische Käufer heraus, deren Markt bis zu diesem Zeitpunkt noch als stabil galt.

Mitte des Monats zeichneten sich Stabilisierungstendenzen auf dem türkischen Importmarkt ab, während der asiatische Märkt noch schwächer werdende Tendenzen aufzeigte. Einige europäische Lieferanten signalisierten Verkaufsbereitschaft, aber ihre Preisvorstellungen für die HMS 1/2 (80:20) lagen bei 380-385 $/t CFR Türkei. Türkische Verbraucher waren zu diesem Zeitpunkt nicht bereit mehr als 370-375 $/t für die HMS 1/2 (80:20) zu zahlen. In der zweiten Monatshälfte stiegen die türkischen Importpreise nach Bekanntgabe von neuen Tiefseegeschäften wieder an.

Gießereien
Auf dem Gießereimarkt kam es im März zu Preisabschlägen von -10 bis -20 €/t für die nicht index-gebundenen Preise. Reduzierte Bedarfe dämpften die Stimmung auf dem Gießereimarkt. Die Automobilindustrie, die über lange Zeit als grundlegende Stütze für kontinuierliche Abnahmemengen galt, offenbarte ebenfalls rückläufige Tendenzen. Einige Gießereien nutzen die Osterzeit, um ihre Stillstandspolitik anzupassen und die produktionsfreie Zeit auszuweiten. Produktionskürzungen sollen Mengen aus den Markt nehmen und den reduzierten Abrufen entgegenwirken.

Ausblick
Spannend bleibt der Blick auf den internationalen Markt, insbesondere auf die türkische, aber auch die asiatische Stahlnachfrage. Stabilisierende und zunehmende Preistendenzen sind dem Schrottmarkt zu entnehmen. Der Bodensatz, so berichten viele Marktbeobachter, scheint bereits überwunden zu sein. Wie sich die Schrottbedarfe nach dem Fastenmonat Ramadan entwickeln, bleibt abzuwarten. Währenddessen ist mit leicht reduzierten Altschrotteingängen, durch die reduzierte Sammeltätigkeit um die Osterfeiertage, zu rechnen. Unternehmen nutzen diese Feiertage, um durch erweiterte Stillstandszeiten Produktionskürzungen vorzunehmen. Allgemein sind in der gesamten Wertschöpfungskette niedrige Schrottlagerbestände zu verzeichnen, was dazu führt, dass der Markt sehr schnell auf Veränderungen anspricht und deutliche Reaktionen hervorruft.

Redaktionsschluss 22.03.2024, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: O. Kürth