Schrottmarkt kompakt: Die Sommerpause der Stahlwerke könnte länger ausfallen

Die Stahlwerke in Italien sind bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (17. Juli 2023) in die Sommerpause gegangen. Es ist damit zu rechnen, dass die Produktion erst im September wieder aufgenommen wird. Auch bei den deutschen Werken ist die Nachfrage nach Schrott – bei mäßigem Aufkommen – sehr schwach, wie Marktakteure berichten.

Bedingt durch die Ferienzeit in den Bundesländern fahren einige Verbraucher ihre Produktion zurück und kündigten Stillstände von bis zu drei Wochen an. Die IKB Deutsche Industriebank AG hält es für möglich, dass die Sommerpause in den Stahlwerken in diesem Jahr aufgrund der schwachen Auftragslage länger als gewöhnlich ausfällt, was sich in weiter fallenden Schrottpreisen niederschlagen würde. Nach Informationen der BDSV sanken im Berichtsmonat Juni im Exportgeschäft die Preise bei allen Schrottsorten um durchschnittlich 20 Euro pro Tonne. Je nach Sorte nahmen die italienischen Stahlwerke ihre Preise zwischen 30 und 50 Euro Tonne zurück. Schrottverkäufer hatten nur wenig Verhandlungsspielraum.

Bei Industriemetallen ist die Nachfrage rückläufig und eine Erholung nicht in Sicht, was im Zusammenhang mit den derzeit schlechten Konjunkturdaten steht. Auch Nickel wird wenig nachgefragt, und die Vergütungspreise für legierten Stahlschrott gehen wahrscheinlich weiter zurück. Bei Ferrochrom zeichnet sich das bereits ab.

Nahezu unverändert waren im Juni hingegen die Aluminiumschrottpreise. Im Primärbereich ging die Notierung leicht zurück. Im Sekundärbereich fiel die Nachfrage sehr gut aus. Anders die Entwicklung bei Kupfer: Die Erholung wirkt sich kaum auf die Nachfrage und Abschläge der Kupferhütten aus. Bei schlechter Auftragslage sind viele europäische Schmelzwerke in eine längere Sommerpause gegangen oder haben ihre Produktion zurückgefahren. Aktuell nutzt China die schwachen Kupfernotierungen, um sich mit Kupfer neu einzudecken und die Produktion hochzufahren, wie Marktakteure berichten.

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 08/2023, Seite 37, Foto: Anass Saki)