Reparieren scheint in Deutschland kein Standard zu sein

Die Deutschen ärgern sich, wenn ältere Haushalts-Großgeräte nicht repariert werden. Das zeigt der „Repartly Reparatur-Report 2024“. Dass die Verbraucher dennoch eine Tendenz zum Neukauf zeigen, ist kein Widerspruch, denn zu hohe Kosten oder mangelndes Vertrauen in Reparaturen sind Gründe, die sich auf das vorhandene Angebot beziehen. Hier kann die Branche ansetzen, um die Markenbindung und Kundenzufriedenheit zu stärken – und um den Verbrauchern zu ihrem Recht auf Reparatur zu verhelfen.

Die Ausstattung deutscher Haushalte mit großen Geräten wie Waschmaschine oder Geschirrspüler ist umfangreich: 83 Prozent der Deutschen besitzen mindestens vier oder fünf solcher Geräte. Der Markt für „Weiße Ware“ wird aktuell von europäischen Herstellern dominiert, bei deren Geräten auch fehleranfällige elektronische Bauteile instand gesetzt werden können. Mindestens die Hälfte der vorhandenen Geräte in Deutschland ließe sich also bei einem Defekt theoretisch wiederherstellen. Genau das scheint aber kein Standard zu sein, denn ein Drittel der Deutschen kann zu Reparaturen von Haushaltsgeräten überhaupt keine Auskunft geben. Stattdessen sehen die meisten Gründe, die für einen Neukauf sprechen: zu hohe Kosten für Ersatzteile, mangelndes Vertrauen in Reparaturen oder der Wunsch, ein technisch neueres Gerät zu besitzen. Die Mehrheit (56 Prozent) ist überzeugt, dass auch das Fachpersonal zum Neukauf rät. Wer über Erfahrung mit Reparaturen verfügt, zeigt sich insgesamt mittelmäßig zufrieden. Aber ein beachtlicher Anteil von 44 Prozent würde in Deutschland auch gerne selbst Hand anlegen können, um Waschmaschine & Co wieder in Gang zu bringen.

Großformatige Haushaltsgeräte sind teuer in der Anschaffung und haben pro Gerät ein Volumen von etwa 0,3 Kubikmetern. Damit sind sie potenziell für eine Menge Elektroschrott verantwortlich, wenn sie bei einem Defekt direkt ausgemustert werden. Mindestens 4,3 solcher Geräte nennen die Deutschen ihr Eigen. Auch der nicht zwingend notwendige Besitz von Geschirrspüler (79 Prozent) und Wäschetrockner (65 Prozent) ist hierzulande üblich. Wenn Waschmaschine & Co außerhalb der Garantiezeit kaputt gehen und es keine Möglichkeit zur Reparatur gibt, verärgert das die Verbraucher: 61 Prozent äußern darüber ihren Unmut – unabhängig davon, wie viele Haushaltsgeräte sie insgesamt besitzen und in welcher finanziellen Situation sie sich befinden.

Welche Erfahrungen die Befragten gemacht haben
Wie aber sieht es mit den in Deutschland vorhandenen Haushalts-Großgeräten aus – lassen diese sich denn überhaupt reparieren? Während bei Produkten europäischer Hersteller auch fehleranfällige Elektroniken instand gesetzt werden können, ist das bei asiatischen Herstellern in der Regel unmöglich, da beispielsweise Bauteile häufig vergossen sind. Die Studie unterscheidet Geräte demnach in vollständig und teilweise reparabel. Bei allen abgefragten Haushalts-Großgeräten machen europäische Marken wie Miele, Bosch, Siemens oder AEG aktuell den größten Anteil aus – bei Waschmaschinen sind sogar fast zwei Drittel aus europäischer Produktion. Beim Blick auf diese Daten zeigt sich, dass insgesamt 52 Prozent der vorhandenen Geräte repariert werden können. Dabei verteilen sich diese Markengeräte über fast alle Haushalte, denn 84 Prozent der Deutschen geben an, mindestens einen dieser europä­ischen Haushaltshelfer zu besitzen.

Welche Erfahrungen haben die Deutschen mit der Reparatur von Haushalts-Großgeräten gemacht? Wie zufrieden sind sie mit dem zeitlichen Ablauf des Reparaturvorgangs von der Terminvereinbarung über Wartezeiten bis zur Gesamtdauer der Reparatur? Was sagen sie über die Kosten für notwendige Ersatzteile und den technischen Service? Und wie bewerten sie, was ihnen zur generellen Reparaturfähigkeit ihres defekten Geräts gesagt wird? Mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) kann zu keinem dieser abgefragten Bereiche eine Angabe machen. Bei denen, die ein bis drei Haushalts-Großgeräte besitzen, liegt der Anteil mit 45 Prozent sogar noch höher. Der Mangel an Auskunftsfähigkeit ist ein klarer Hinweis, dass solche Reparaturen in Deutschland nicht zur gängigen Praxis gehören. Wenn es Reparatur-Erfahrungen gibt, lässt sich die Zufriedenheit mit den Themen Zeit, Kosten und Möglichkeit am ehesten als mittelmäßig beschreiben – keiner der Bereiche wird von einer größeren Mehrheit positiv gesehen. Beim Faktor Zeit fällt auf, dass die Altersgruppe der 18 bis 34-Jährigen hier weniger zufrieden und damit deutlich ungeduldiger ist. Die insgesamt schlechteste Bewertung bei allen Befragten erhalten die Kosten, die durch Reparatur-Maßnahmen entstehen.

Reparieren oder neu kaufen?
Auch wenn Reparieren derzeit offenbar kein Standard ist – dass die Deutschen durchaus Interesse an der Instandsetzung von Haushaltsgeräten haben, verdeutlicht ein anderer Befund: Mit 44 Prozent gibt ein erheblicher Anteil an, diese Geräte mit einer Anleitung auch gerne eigenständig reparieren zu wollen. Je jünger, desto ausgeprägter ist dieser Wunsch. Bei den 18- bis 34-Jährigen würde sogar die Mehrheit der Befragten (55 Prozent) gerne selbst Hand anlegen, um Waschmaschine & Co wieder zum Laufen zu bringen.

Reparieren oder neu kaufen, wenn ein älteres Gerät kaputtgeht? Die vorliegende Studie beleuchtet drei mögliche Gründe, die dafür sprechen könnten, ein defektes Gerät durch ein neues zu ersetzen: weil eine Reparatur zu teuer erscheint, weil ein technisch weiterentwickeltes Gerät gewünscht ist oder weil es an Vertrauen in Reparaturen mangelt. Fasst man diese Statements zusammen, so zeigt sich: Insgesamt halten 69 Prozent der Deutschen immer mindestens einen der drei Gründe für relevant genug, um eine Neuanschaffung zu rechtfertigen. Dass ein Neukauf teurer Haushalts-Großgeräte größere Gunst genießt als die Reparatur, mag darüber hinaus auch an der Beratung liegen. 56 Prozent der Deutschen sind überzeugt, dass der Service außerhalb der Garantiezeit bei kaputten Geräten sowieso zum Erwerb eines neuen rät.

Die Ergebnisse des „Repartly Reparatur-Report 2024“ basieren auf einer repräsentativen Online-Befragung im Juli 2024 durch die YouGov Deutschland GmbH mit 2.053 Befragten in Deutschland über 18 Jahren.

 

Repartly ist ein junges deutsches Unternehmen, das mit neuen Wegen im Reparatur-Markt einen entscheidenden Beitrag für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft leisten will. Auf einem intelligenten Online-Marktplatz bringt Repartly alle zusammen: Verbraucher, Händler und Service-Partner sowie Hersteller.

repartly.de

 

(Erschienen im EU-Recycling Magazin 01/2025, Seite 20, Foto: Repartly GmbH)