Schrottmarkt kompakt: Zur Energiekrise kommt jetzt auch eine Absatzkrise
Die Stahlschrottbranche rechnet nach Informationen der BDSV im November und Dezember mit einer deutlichen Verschlechterung der Marktlage.
Zur Energiekrise kommt jetzt auch eine Absatzkrise. Bei weiter fallender Nachfrage der Stahlwerke gingen im Oktober die Stahlschrottmengen zurück. Aussagekräftige Daten zur Entwicklung im Oktober lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (14. Oktober 2022) allerdings noch nicht vor. Vermutlich konnten die Stahlschrottpreise im Oktober auf September-Niveau fortgeschrieben werden.
Im Berichtsmonat September fuhren viele Stahlwerke ihre Produktion herunter und stellten sie auch ganz ein. Einige italienische Werke waren nicht mehr im Markt. Aufgrund schlechter Absatzmöglichkeiten für Fertigstahl und steigender Energiekosten hielten sich die türkischen Werke beim Schrottkauf im Tiefseemarkt zurück, weshalb hier die Schrottverfügbarkeit anstieg und die Preise weiter unter Druck gerieten. Nach Auskunft der BDSV blieben die Preise im September aber im Großen und Ganzen auf dem Niveau vom August.
Auch die Metallhütten- und Schmelzwerke äußern Konjunktursorgen und berichten von steigenden Produktionskosten. Wie der europäische Verband für Nichteisenmetalle, Eurometaux, mitteilt, sind durch die Energiekrise in der Europäischen Union die Produktionskapazitäten für Aluminium und Zink um die Hälfte eingebrochen. Viele Silizium-, Ferrolegierungs-, Kupfer- und Nickelproduzenten mussten ebenfalls ihre Produktion drosseln und sogar einstellen. Die Commerzbank sieht nach der moderaten Erholung der Metallnotierungen die Preise für Industriemetalle weiter nach unten gerichtet – ausgenommen Nickel: Die Notierungen zogen hier im Verlauf des Berichtsmonats September an. Auf die Entwicklung der Edelstahlschrottpreise wirkte sich der Preisanstieg aber nur wenig aus.
Die Preise für Aluminiumschrott werden voraussichtlich weiter fallen. Bei der Herstellung von Aluminium war Energie schon vor der jüngsten Preisexplosion mit einem Anteil von rund 40 Prozent die wichtigste Kostenkomponente. Die stark fallenden Aluminium-Notierungen bedingen, dass nun auch die Prämien für Primärqualitäten sinken. Nicht besser sieht es im Sekundärbereich aus: Die Werke fahren ihre Produktion zurück, wodurch weniger Sekundärschrotte nachgefragt werden. Bei Kupfer hingegen trifft ein knappes Angebot an Schrotten auf eine noch konstante Nachfrage der Hütten.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 11/2022, Seite 41, Foto: Marc Weigert)