Schrottmarkt kompakt: Die Auslastung der Stahlwerke stellt sich als sehr heterogen dar
Nach Informationen der IKB Deutsche Industriebank AG sind im Berichtsmonat Februar die Schrottpreise nur leicht gegenüber dem Vormonat gestiegen. Aussagekräftige Daten zur Entwicklung im März lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (16. März 2023) noch nicht vor.
Während beim Neuschrott aufgrund des hohen Produktionsniveaus in der Automobilindustrie und im Maschinenbau tendenziell ein Überangebot herrschte, blieb es beim Altschrott bei der Knappheit der Vormonate. Laut BDSV war die Nachfrage nach Altschrott größer als das Angebot, weshalb einige Stahlwerke ihre Preise vom Januar nach oben korrigierten. Der geringe Preisabstand zu Altschrott und der fortschreitende Lagerabbau in der Industrie könnten in den kommenden Monaten – bei wieder steigenden Auftragseingängen – zu einer erhöhten Nachfrage nach Neuschrott führen. Bei Edelstahlschrott war die Nachfrage zuletzt hoch, was sich im März aber ändern könnte.
Marktakteure rechnen ab März mit einer stärkeren Schrott-Nachfrage der Stahlwerke. Mittal Arcelor kündigte an, einige stillgelegte Hochöfen wieder hochfahren zu wollen. Das Erdbeben in der Türkei hatte kurzfristig starken Einfluss auf die Exporte; mittelfristig ist mit Impulsen für die Nachfrage durch den zeitnah angekündigten Wiederaufbau zu rechnen. Bis Mitte 2023 sieht die IKB leicht anziehende Schrottpreise.
Derzeit stellen sich Auslastung und Auftragsbestände der Stahlwerke sehr heterogen dar. Während die Nachfrage aus dem Bausektor schwach ausfällt, sehen die Abrufe aus der Automobilindustrie vergleichsweise gut aus. Die aufgrund des Erdbebens reduzierte türkische Stahlproduktion könnte kurzfristig den Überangebotsdruck bei Langprodukten reduzieren. Bei den europäischen Stahlpreisen erwartet die IKB vor dem Hintergrund der festeren Preise für Eisenerz und Kokskohle bis Mitte 2023 insgesamt weiter leicht steigende Spotmarktpreise. Wie von einem Aluminiumproduzenten zu erfahren war, wird russisches Aluminium derzeit mit einem hohen Abschlag in Europa verkauft. Angeblich soll die Aluminiumproduktion in China aufgrund von Stromrationierungen deutlich heruntergefahren werden. Die globalen Vorräte reichen für den Verbrauch von knapp vier Tagen. Ähnlich sieht es bei Kupfer aus: Im Laufe des Februars 2023 gingen die Kupfervorräte an der LME weiter zurück und lagen Ende des Monats nur noch bei 64.000 Tonnen. Die Kupferkurse sind im Aufwind. Die Nickelnotierung war im Februar stark schwankend und dürfte auch weiterhin volatil bleiben.
(Erschienen im EU-Recycling Magazin 04/2023, Seite 43, Foto: O. Kürth)