Schrottmarktbericht März 2025: Sehnsucht nach optimistischeren Zeiten
Angesichts verhaltener binnen- und außenwirtschaftlicher Nachfrage setzte sich die wirtschaftliche Schwäche fort. Außenpolitisch sorgten die sprunghafte US-Handelspolitik sowie der weitere Verlauf des Krieges in der Ukraine für erhebliche Unsicherheiten. Innenpolitisch führen die finanziellen Investitionsvorschläge im Bereich Infrastruktur und Verteidigung zu großem Diskussionsbedarf.
Wenngleich das Produzierende Gewerbe mit einem Anstieg von 2,0 Prozent positiv ins neue Jahr startete, stand einer Stabilisierung der Industrie zuletzt die rückläufige Entwicklung der Dienstleistungsbranche gegenüber. Die Bauwirtschaft hinkt mit einem Plus von 0,4 Prozent weit hinter ihren Erwartungen her. Der ifo Geschäftsklimaindex und Umfragen von S&P Global deuten noch nicht auf eine konjunkturelle Erholung hin. Nach Angaben des ifo Instituts sind die Kapazitätsauslastungen in der Industrie vom bereits niedrigen Niveau weiter gesunken. Im vergangen Monat Februar lag die Inflationsrate mit unveränderten 2,3 Prozent nahe der geldpolitischen Zielmarke von 2 Prozent.
Lässt man den Blick auf die Schrottwirtschaft schweifen, so steht sie vor enormen Herausforderungen, wie Fachkräftemangel, erheblicher Bürokratieaufwand und steigende Marktkonzentration, die immer weiter zunehmen und das operative Geschäft erschweren. Von besonderer Bedeutung ist daher, Prozesse digitaler zu gestalten und intelligente Vernetzungen vorzunehmen. Nur so können Effizienz- und Effektivitätsvorteile entstehen. Vorteile, die für die Zukunft von besonderer Bedeutung sein werden und die Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessert. Auf dem BVSE DIGITAL SUMMIT konnten wichtige Impulse dafür gesetzt und bedeutende Themen des digitalen Wandels diskutiert werden.
Schrottmarkt
Die Einkaufskampagne für den Monat März verlief relativ ruhig und geordnet. Schrottpreise stiegen durchschnittlich um 15-20 €/t, wobei die überwiegenden Abschlüsse an der unteren Bandbreite bei +15 €/t lagen. Der Exportmarkt zeigte sich zurückhaltender als ursprünglich erwartet und der starke EURO erzeugte einen entsprechenden Preisdruck bei Exporteuren. Marktteilnehmer klagen bereits seit Beginn des letzten Jahres über eine begrenzte Materialverfügbarkeit, die sich über alle Schrottsorten erstreckt. Ungewöhnlich ist diese lange Periode mit geringen monatlichen Schrottmengen. Die schwierige Materiallage verhinderte in den letzten Monaten ein Wechselspiel zwischen Käufer- und Verkäufermärkten und provozierte allgemein einen Kampf ums Material, um eine entsprechende Auslastung zu erhalten und Kosten verteilen zu können. Erste leichte positive Äußerungen kommen jüngst von Abbruchunternehmen, die eine vorsichtige Stimmungsaufhellung bei der Verfügbarkeit von Altschrotten in Aussicht stellen. Die Situation bleibt aber bisher angespannt. Zu früh ist es, um von einer Trendentwicklung sprechen zu können.
Schrott in den Regionen
Schrottpreise stiegen im Norden um durchschnittlich 15 €/t, wobei vereinzelnd Stahlwerke Schrotteinkaufsmengen gravierend reduzierten. Marktteilnehmern berichteten bei zwei Werken von bis zu 50-prozentigen Mengenreduzierungen der eigentlich gelieferten Monatsmenge. Andere Werke haben eine normale Auslastung. Im Osten hat ein Werk größere Absatzschwierigkeiten, weil ein Großkunde abgesprungen sein soll. Ein anderer Verbraucher behandelte Schrottsorten unterschiedlich. Höhere Preisaufschläge von bis zu 20 €/t wurden für Scherenschrotte der Sorte E1 und Stahlspäne der Sorte E5 gezahlt, andere Sorten lagen preislich darunter. Im Westen kaufte ein Verbraucher mit deutlich höheren Preisaufschlägen von bis zu 30 €/t ein, was aber am Vormonat lag. Ein früher Markteintritt im Februar ermöglichte dem Verbraucher zu unveränderten Preisen einzukaufen. In der monatsübergreifenden Betrachtung reihten sich die Preise wieder ins Marktgeschehen ein. Marktteilnehmer schätzen die Zukaufmenge eher als niedrig ein. Im Südwesten lagen die Preisaufschläge in diesem Monat bei +15 €/t, teilweise sollen aber auch bis zu 20 €/t gegenüber dem Vormonat gezahlt worden sein. Im Süden waren Preisbewegungen von durchschnittlich plus 15 €/t im Markt bei ordentlicher Auslastung.
Schrott in den Nachbarländern
Die Schrottpreise in Frankreich stiegen um 15 €/t im Monat März an. Im Nachbarland Luxemburg kam es ebenfalls zu Preiserhöhungen von 10-15 €/t. Auf dem österreichischem Schrottmarkt kam es allgemein zu Preiserhöhungen von 20 €/t, ein Abnehmer behandelte die Schrottsorten jedoch preislich unterschiedlich. Altschrotte wurden dort um 30 €/t erhöht, während bei Neuschrotten der Preisaufschlag bei 20 €/t lag. Diese deutliche Preiserhöhung resultiert aus einer Korrektur der unveränderten Vormonatspreise. In der Schweiz soll ein Werk gekauft haben, zu etwas niedrigeren Preisaufschlägen als in den Nachbarländern. Italien hat den Einkauf mit Preisaufschlägen von 10-15 €/t in diesem Monat abgeschlossen. Ein großer italienischer Verbraucher bestätigte, dass die Verkaufsmengen im 1. Quartal ordentlich ausfielen, die Gewinnspannen aber niedrig blieb. Die Schrottverfügbarkeit wird insbesondere bei Neuschrotten als eingeschränkt beschrieben. In Spanien verhält sich der Schrottmarkt ähnlich wie auf dem italienischen Nachbarmarkt. Schrottpreiserhöhungen lagen aber etwas niedriger bei 10 €/t für Importschrotte. Polnische Schrottpreise variierten abhängig vom Verbraucher und der Schrottsorte von unverändert bis hin zu Preisaufschlägen von bis zu 12 €/t. In der Tschechischen Republik blieben die Preis unverändert, die Nachfrage zeichnete sich bei niedrigeren Schrottsorten stärker ab. In der Slowakei stiegen Schrottpreise um bis zu 20 €/t.
Schrottmarkt international
Zu Anfang des neuen Monats gingen türkische Verbraucher beim Schrottkauf äußerst vorsichtig vor und kauften importierte Knüppel, um Schrottpreise zu senken und Margen aufrechtzuerhalten. Langanhaltende Vorlaufzeiten mit Juni-Lieferzeitpunkten hielten einige türkische Hersteller davon ab, größere Knüppelmengen zu kaufen. Europäische Verkäufer festigten ihre Positionen, da der gestärkte EURO Exporteure davon abhielt, günstigeren türkischen Schrottgeboten nachzugeben. Gestärkt wurde der EURO durch den neuen EU-Verteidigungshaushalt in Höhe von 800 Mrd. EUR und die Bewegungen in der Ukraine-Friedenspolitik. Mitte März wurde die Nachricht bekannt, das insgesamt drei Benelux-Schrottpartien der HMS 1/2 (80:20) den Besitzer wechselten, alle in einer Preisrange zwischen 362-367 $/t CFR Türkei.
Die Senkung des Leitzinses durch die türkische Zentralbank hob die Stimmung an, offenbarte sich aber nicht als nachhaltig und stellte keinen unterstützenden Faktor dar. In Europa nahmen einige Exporteure Abstand von Preiserhöhungen zu ihren Exportlägern, obwohl der stärkere EURO dies notwendig gemacht hätte. Die verringerten Margen und die schwierige Absatzlage machten diese Option unmöglich. Ab Mitte des Monats kauften türkische Schrottimporteure Schrottladungen zu höheren Preisen.
Gießereien
Allgemein finden die Gießereiqualitäten den Absatzweg zu den Verbrauchern. Ihre vorhandenen Mengen bekommen Schrotthändler abgesetzt. Aus dem Gießereimaterial haben Abnehmer in den letzten Monaten 10-15 €/t aus dem Verkauf herausgenommen. Was die Gießereigeschäfte nach wie vor massiv behindert sind die Versicherungsprobleme. Es ist schwierig für einige Gießereien, Kredite zu versichern. Das Risiko liegt bei drohenden Zahlungsschwierigkeiten beim Schrotthandel. Entweder wird der Handel komplett eingestellt oder auf ein geringes Maß heruntergesetzt. Diejenigen Gießereien, die in der Vergangenheit Rücklagen erstellt und Investitionen in den technologischen Fortschritt geleistet haben, stehen gut dar. Andere Gießereien müssen weiter gegen ihr Umfeld ankämpfen.
Ausblick
Nach einer langen Zeit pessimistischer Aussichten, sehnt sich der Schrotthandel nach einem Silberstreif am Horizont. Die politische Neuausrichtung und schnelle Entscheidungen führen zu einer positiveren Stimmungslage. Es wäre jedoch vermessen, eine Aufbruchsstimmung in die wirtschaftspolitische Lage zu interpretieren. Ein breiter Optimismus sollte jetzt endlich Platz in den Reihen finden. Marktteilnehmer schätzen den neuen Monat April als etwas positiver ein, der allerdings geprägt von Osterfeiertagen sein wird. In der Hoffnung, dass die Zeit der hohen Krankheitsausfälle vorbei ist, wünscht sich der Schrotthandel eine Zeit ohne große Hindernisse und Hürden. Eine Zeit, in der sich der Schrotthandel auf das konzentrieren kann, was er am besten kann: sich um die Zirkularität kümmern, Ressourcen schonen und die Umwelt zu bewahren.
Redaktionsschluss 19.03.2025, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: O. Kürth