Schrottmarktbericht April 2025: Schrottmarkt mit Vorzeichenwechsel – Vom Plus zum Minus
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem turbulenten Umfeld. Ankündigungen über US-Zollerhöhungen und vielfach diskutierte Reaktionen anderer weltweiter Handelspartner sowie die temporäre Aussetzung der US-Zölle führten zu teilweise großen Turbulenzen auf den Finanzmärkten.
Diese Turbulenzen dämpfen zunehmend die globalen Handels- und Wachstumsperspektiven und schüren die bereits ohnehin große Unsicherheit. Verkannt wird immer wieder, dass verlässliche politische Rahmenbedingungen, und damit verbunden ein Sicherheitsgefühl, besonders in der Wirtschaft dringend notwendig sind. Nur so können Perspektiven geschaffen und Einschätzungen getroffen werden, um durch gezielte Investitionen die Wirtschaft voranzutreiben. Die Auswirkungen der US-Handelspolitik schwächen die Wachstumschancen erheblich. Nach einem positiven Start ins Jahr 2025, versehen mit vielen Vorschusslorbeeren durch vorweggenommene Erwartungen und Sehnsüchten nach einer besseren Ausgangslage, sank die Produktion des Produzierenden Gewerbes wieder ab. Zwar näherte sich die Inflationsrate im vergangen Monat mit 2,2 Prozent dem Zielwert von 2 Prozent weiter an, aber die Frühjahresbelebung fällt angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche außergewöhnlich schwach aus.
Schrottmarkt
Unterschiedliche Entwicklungen auf dem deutschen Schrottmarkt, ein sinkendender internationaler Markt und je nach Werk unterschiedliche Einkaufsmengen sorgten im April für ein sehr uneinheitliches Marktbild. Verbraucher, die früh im Monat ihre Einkaufskampagne abschlossen, zahlten höhere Preise, während später einsetzende Käufer mit deutlicheren Preisabschlägen ihre Schrotteinkäufe tätigten. Der internationale Markt zeigte eine immer größer werdende Abwärtsspirale als ursprünglich erwartet. Obwohl wenige Abschlüsse in die Öffentlichkeit drangen, zeichnete sich ein deutlich niedrigeres Marktniveau ab. Dies veranlasste heimische Stahlwerke, sich von anfänglich gleichbleibenden oder sogar leicht steigenden Schrottpreisen abzuwenden und Preisreduzierungen zu fordern. Allgemein bewegte sich der Schrottmarkt im April von unverändert bis zu -10 €/t nach unten. Parallel entwickelte sich ein grauer Markt, der auch über diese Preisabschläge hinaus reichte. Von einigen Stahlwerken wurden geringere Zukaufmengen gemeldet, die Mehrheit der Verbraucher lag jedoch bei ähnlichen Einkaufsmengen wie in den vergangenen Monaten. Die Zulaufmengen im Schrotthandel bleiben weiterhin auf niedrigem Niveau. Viele Entfallstellen produzieren über die Osterfeiertage nicht. Der Schrotthandel berichtet immer wieder von einem hohen Maß an Unsicherheit, die sie dazu veranlasst, Investitionen aufzuschieben und sich zunächst auf die notwendigen Aufgaben zu beschränken. Der April offenbarte sich als Übergangsmonat und lief dem fallenden internationalen Markt hinterher. Der Markt drehte sich, das Vorzeichen im Schrotthandel kippte vom Plus zum Minus.
Schrott in den Regionen
Im Norden war die Preisreduzierung sehr schnell klar. Verbraucher schlossen in der Regel mit -10 €/t ihren Schrotteinkauf ab. Zumindest von einem Werk sollen geringere Zukaufmengen getätigt worden sein. Ein anderes Werk schloss auf einem unveränderten Preisniveau ab. Im Osten beendete ein Werk früh im Monat seinen Einkauf mit leicht erhöhten Preisen von bis zu 10 €/t ab, was aber auch dem niedrigen Vormonatsniveau geschuldet ist. Andere Werke positionieren sich erst später und kauften mit Preisabschlägen zwischen -5 €/t und -10 €/t ein. Im Westen kaufte ein Werk auf unverändertem Preisniveau ein. Die Mai-Einkaufskampagne wird dort vermutlich bereits Ende April starten. Im Südwesten blieb das Preisniveau auf einem stabilen Niveau, wenngleich mit leichten Preisabschlägen im weiteren Monatsverlauf zu rechnen ist. An der Saar traten Verbraucher früh in den Markt ein und schlossen auf einem unveränderten Preisniveau ab. Im Süden lag das Preisniveau ebenfalls auf unveränderter Preisbasis gegenüber dem Vormonat März.
Schrott in den Nachbarländern
In Frankreich sanken die Schrottpreise um -5 €/t. Später getätigte Schrotteinkäufe lagen sogar noch unter diesem Niveau und wurden mit höheren Preisreduzierungen getätigt. In Luxemburg lag das Preisniveau durchschnittlich um -20 €/t unterhalb des Vormonats. In Österreich schloss ein Verbraucher sehr früh im Monat mit Preisaufschlägen von 10 €/t ab. Ein anderer österreichischer Verbraucher schloss mit positiven Preisaufschlägen ab; Altschrotte 10 €/t; Träger und Schienen 5 €/t und Neuschrotte 10 €/t. Allerdings hatte dieser Abnehmer nur eine sehr geringe Bedarfsmenge. In Italien schlossen die Schrottpreise zwischen unverändert und im weiteren Verlauf des Monats bei bis zu -10 €/t ab.
In Polen haben Schrottpreise um 8-14 €/t nachgegeben. Während hochwertige Schrottqualitäten, wie Neuschrotte E8, eine gute Verfügbarkeit aufwiesen, hatten geringere Schrottqualitäten, wie die Sorte E1, eine knappere Materialverfügbarkeit. Der Preisunterschied zu höherwertigen Schrottqualitäten ist nur noch gering. Zwei wichtige polnische Stahlproduzenten gaben eine Produktionsdrosselung bekannt. In der Tschechischen Republik schloss ein Werk keine neuen April-Verträge ab. Es verlängerte vielmehr den Auslieferungszeitraum aus März.
Schrottmarkt international
Der türkische Schrottimportmarkt startete ruhig in den April, zunächst ohne neue Hochseeabschlüsse. Markteilnehmer erwarteten, dass Verhandlungen mit türkischen Verbrauchern in Kürze wieder aufgenommen werden. Der US-Markt zeigte gegenüber dem europäischen Markt leichte Abschwächungstendenzen. Einige US-Exporteure senkten daraufhin ihre Hafenpreise, ohne mangelnden Materialzulauf zu erleiden. Die Kompromissbereitschaft europäischer Exporteure, Preiszugeständnisse zu akzeptieren, sank, da der wiedererstarkte EURO und der damit verbundenen geringere Handlungsspielraum keine Preisreduzierungen zuließen. Europäische Exporteure senkten ihre Schrottsammelpreise an ihren Hafenlägern für die HMS 1/2 (80:20) zunächst um etwa 10 €/t, später deutlich stärker.
In der zweiten Aprilwoche gerieten die Schrottpreise der Benelux-Länder erheblich unter Druck. Türkische Verbraucher zögerten Schrottmengen aufzustocken und sicherten sich lediglich Hochseefrachten aus den USA. Noch vor den Osterfeiertagen sorgte ein Notverkauf eines Exporteurs aus dem Vereinigten Königreich für Verwirrung auf dem internationalen Schrottmarkt. Der Verkäufer soll eine HMS 1/2 (80:20) zu 335 $/t CFR Türkei verkauft haben und damit deutlich unter dem handelsfähigen Marktniveau. Beide Parteien haben diesen Geschäftsabschluss vor Redaktionsschluss jedoch nicht bestätigt. Genauso wenig lagen die genauen Gründe für diesen Notverkauf vor.
Gießereien
Bei den Gießereien stellte sich die Produktion am Jahresbeginn besonders schlecht dar. Zuletzt scheint sie sich jedoch etwas zu erholen, da bessere Auftragseingänge erwartet werden. Alles in Allem bleiben die Zahlen jedoch verheerend. Was bleibt ist ein Funken Hoffnung am Firmament. Die Zuversicht zeigt aber, dass ein Funke auch ein loderndes Feuer entfachen kann.
Ausblick
Der Monat Mai wird ein sehr kurzer Monat sein, abzüglich der Feiertage- und Brückentage. Der vergangene Monat scheint eine Einstimmung für den neuen Monat zu liefern, der von einem starken Exporteinbruch gezeichnet war. Bestände im Schrotthandel sind allerdings nicht vorhanden. Der Materialzulauf ist sehr niedrig, sodass die Preiselastizität in beide Preisrichtungen sehr hoch sein dürfte. Einige Maschinen- und Anlagenbauer berichten von ordentlichen Auftragsbeständen, aber die für Deutschland so wichtige Automobilbranche bleibt hinter ihren Erwartungen zurück. Wichtig ist, dass die Verkäufe im Fertigstahlsegment wieder steigen und die Stahlproduzenten mehr Handlungsspielraum erhalten. Sind die Verkaufspreise für Fertigmaterialien im Zeitraum Januar bis März relativ stabil geblieben, standen sie zuletzt unter erhöhtem Druck. Das Schrottangebot zeigte sich gegenüber den Bedarfen zuletzt ausgewogen. Besonders schwierig bleibt aber die Versorgung über den Wasserweg, da wichtige Handelsflüsse wie der Rhein, aber auch die Donau, mit Niedrigwasser zu kämpfen haben.
Redaktionsschluss 22.04.2025, Johannes Hanke, bvse (Alle Zahlen ohne Gewähr), Foto: O. Kürth